FU-Leistungs-Ranking

Differenzierte Bewertung - halbierter Etat


Mit einem "internen Leistungs-Ranking" beschreitet die Freie Universität seit 1992 neue Wege: In jedem Haushaltsjahr wird ein Teil der Sachmittel nach Leistungskennziffern verteilt, um für die Fachbereiche ein "Anreizsystem" zu schaffen. Die Mittelverteilung nach dem Leistungsprinzip, die in dieser Form in der deutschen Hochschullandschaft einmalig ist, befindet sich derzeit aber noch in der Testphase. Die finanziellen Prämien bzw. Kürzungen haben daher gegenwärtig von ihre m Volumen her noch nicht die angestrebte Größe erreicht. Obwohl grundsätzlich geplant ist, den Anteil der leistungsbezogenen Mittel weiter zu erhöhen, mußte der Etat in diesem Jahr wegen nicht voraussehbarer Haushaltskürzun gen (nicht gewährter Tarifausgleich) um die Hälfte gekürzt werden: von bislang zwei (10% des Sachmittel-Etats) auf diesmal eine Mio. DM (5% ).

Einen Bonus von 14.855 DM erhielten die Kommunikationswissenschaftler, die seit Einführung des Rankings den ersten Platz unter den Geisteswissenschaftlern belegen. Bei einer rechnerischen Gesamtsumme von 728.500 DM erhielt der Fachbereich statt 3 6.425 rechnerischer Zuweisung (5% der Gesamtsumme) im Falle linearer Verteilung nun 51.280 DM gemäß dem FU-Leistungsmodell. Da der ehemalige Fachbereich Kommunikationswissenschaften mittlerweile im Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaft en I aufgegangen ist, wird letzterer die guten Ranking-Ziffern des Fusions-Partners im nächsten Haushaltsjahr voraussichtlich "ererben" und damit im Ranking entsprechend vorrücken. Der Fachbereich Mathematik, ebenfalls den Geisteswissenschaften zugeordnet und hier am schlechtesten plaziert, muß im Zuge des Rankings Mittelkürzungen in Höhe von 33.165 DM hinnehmen. Nach dem FU-Leistungsmodell erhält er in diesem Jahr 30.495 DM, statt 63.660 DM rechnerischer Zuweisung im Fall e linearer Verteilung (5 % von der rechnerischen Gesamtsumme: 1.273.200 DM).


Nach dieser Rangliste wird ein Teil der Sachmittel für die einzelnen Fachbereiche vergeben.


Indikatoren zur Ermittlung der Leistungsbilanz der verschiedenen Fachbereiche (ohne Medizin und Zentralinstitute) sind Anzahl der Publikationen, eingeworbene Forschungsgelder, Zahl der Studierenden (ohne Langzeitstudierende), Studienabschlüsse un d Promotionen bezogen auf die Zahl der Professuren und der Stellen des Akademischen Mittelbaus. In diesem Jahr wurde das Verfahren zusätzlich verfeinert. Während bisher allein die Zahl der Publikationen insgesamt als Bewertungsmaßstab zugr undegelegt wurde, wird nun differenzierter bewertet: Monographien erhalten zehn Punkte, Zeitschriftenbeiträge vier und Rezensionen einen Punkt. Damit ist auf die kritisierte Gleichbehandlung aller publizierten Texte reagiert worden. Das generelle Pro blem einer qualitativen Gewichtung verschiedener wissenschaftlicher Beiträge kann allerdings auch der Rückgriff auf die Universitätsbibliographie nicht lösen. (vgl. den Leserbrief von D. Herold). Darüber hina us wird vom Fachbereich Physik nach wie vor bemängelt, daß bei den Zahlen der Studierenden nur die Studierenden des eigenen Faches gezählt werden, während die Belastung durch die Ausbildung von Nebenfächlern außer acht gela ssen wird.

Trotz der Ergänzung im Verfahren blieb das Ranking insgesamt ohne nennenswerte Veränderungen. Nur die Politologen konnten sich um einen Platz verbessern: dank der höchsten Drittmitteleinnahmen und der zweitbesten Publikationsquote r&uum l;ckten sie erstmals auf Platz zwei der Sozialwissenschaften vor und verwiesen die Geschichtswissenschaften auf Platz drei. Plus: 12.475 DM.

Bei den Naturwissenschaften, die aus Vergleichsgründen eine eigene Gruppe bilden, führen wegen der guten Publikationsquote weiterhin die Biologen das Feld an (Prämie: 20.770 DM), gefolgt von Chemie und Pharmazie. Die Geowissenschaften m ußten sich trotz der höchsten Drittmitteleinnahmen mit Platz vier zufrieden geben, da die Publikationsquote und der Arbeitsaufwand für Abschlußprüfungen und Studentenbetreuung vergleichsweise niedrig war. Am deutlichsten wird di e Diskrepanz zwischen guter Leistung in der Forschung und geringer Inanspruchnahme in der Lehre im Fachbereich Physik, der deshalb wie in den Vorjahren den letzten Platz in den Naturwissenschaften belegt. Abzug: 21.170 DM. Die Enttäuschung über dieses Ergebnis drückt der Verwaltungsleiter des renommierten Fachbereichs, Dietrich Herold, folgendermaßen aus: "Uns geht es absolut nicht um die paar Mark; uns geht es vielmehr darum, daß das wün-schenswerte Leistungs-Ranking nicht durch falsche Leistungskriterien ad absurdum geführt wird. Die benutzten Kriterien bevorzugen bei dem verwendeten Platzzifferverfahren einseitig Massenfächer mit hohen Studentenzahlen. Da diese Zahlen kaum von den Fachbereichen beeinflußt werden können, taugen sie nicht für Leistungsanreize". Die Sorge die sich darin ausdrückt bezieht sich weniger auf die derzeitigen Kürzungen, als auf die Situation, die für schlechter bewertete Fachbereiche entsteht, wenn der Ant eil der Mittelvergabe nach dem Leistungsmodell tatsächlich wie geplant erhöht wird. Umgekehrt wird aus Fachbereichen mit überdurchschnittlicher Lehrbelastung argumentiert. Hier werden in einer stark forschungsbezogenen Argumentation auch Be sitzstandswahrungsgelüste von Bereichen vermutet, die in der Lehre nicht übermäßig belastet sind.

Das "FU-interne Leistungs-Ranking" wird weiter entwickelt und ausgebaut werden. Unter anderem sind jetzt die Fachbereiche am Zug und angehalten, ihrerseits Modelle zu entwickeln, wie die Mittel intern leistungsbezogen verteilt werden können.

Gabriel Seiberth


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