Menschen, Dinge, Architektur – Konstellationen
Im folgenden Teil dieser Arbeit werde ich weiter den Beziehungen zwischen den verschiedenen Komponenten nachgehen, die das räumliche Gefüge am und um den Marlene-Dietrich-Platz ausmachen. Wie stehen die Handlungen der Menschen in Beziehung zu den Einrichtungen, den Geschäften, den Gegenständen und den Symbolen, die an diesem Ort zu finden sind? Welche Beziehungen gehen die Menschen an diesem Ort untereinander ein? Wie rahmt die architektonische Gestaltung des Marlene-Dietrich-Platzes das dortige Geschehen ein? Zu jedem Zeitpunkt werden diese Beziehungen im Raum zu bestimmten Konstellationen zusammengefügt, sie können nur kurzfristig bestehen, z.B. während einer Begegnung, sie können wiederkehrend und typisch für bestimmte Situationen sein oder sie haben, wie beispielsweise das Bauspektakel Potsdamer Platz, verhältnismäßig langen Bestand. In diese Konstellationen finden auch Machtverhältnisse ihren Eingang. Macht kann sich in Bezug auf das hier untersuchte räumliche Gefüge unter anderem darin äußern, dass bestimmte Konstellationen nur unter Überwindung von sozialen und oder physischen Hindernissen herzustellen sind, dass bestimmte Konstellationen nur flüchtig und von kurzer Dauer sind, während andere sich prägend und dauerhaft durch den Ort ziehen, dass einige Beziehungen in Nischenräumen stattfinden, andere dagegen sich deutlich und vor aller Augen präsentieren.
Im Folgenden sollen also verschiedene Konstellationen rekonstruiert werden. Wie im ersten Kapitel werde ich auch hier Bildmaterial verwenden und beschreibende Sequenzen mit analytischen durchmischen – zusätzlich ziehe ich nun aber auch einige theoretische Modelle bekannter AutorInnen heran. Diese Modelle dienen als Kristallisationspunkte für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Geschehen am Marlene-Dietrich-Platz. Die von mir herangezogenen AutorInnen schreiben alle aus einer Position des Unwohlseins, der Auseinandersetzung mit problematischen gesellschaftlichen Entwicklungen und um Ursachen und Wirkungen von Machtverhältnissen auf die Spur zu kommen. Diese kritische Position zu bestimmten Tendenzen in der (Stadt)entwicklung der Gegenwart ist einer der Gründe, warum eben diese theoretischen Konzepte zur Anwendung kommen: Mich mit dieser Kritik zu beschäftigen war eine der Motivationen, die mich zur Auseinandersetzung mit dem Geschehen am Marlene-Dietrich-Platz gebracht haben. Im Verlauf der Beschäftigung mit dem Potsdamer Platz und dem Marlene-Dietrich-Platz haben sich dann für mich bestimmte Konzepte als besonders passend herausgestellt. Wie schon angedeutet: Diese Arbeit ist auch ein Versuch, von meinen Beobachtungen am Marlene-Dietrich-Platz auszugehen, diese Beobachtungen und Erfahrungen zu beschreiben und daraus eine möglichst konkrete und mit dem Ort, mit dem Geschehen am Marlene-Dietrich-Platz verknüpfte Analyse zu entwickeln. Um mich nicht zu weit von diesem Ort zu entfernen und um die Beschreibung und Analyse des Geschehens nicht durch methodologische und theoretische Diskussionen zu unterbrechen, beschränke ich mich, wie in der Einleitung beschrieben, darauf, in diesem Teil der Arbeit nur wenig Literatur ins Spiel zu bringen und Fußnoten auf das notwendigste zu beschränken. Die in dieser Arbeit verwandte Methodologie und die der Arbeit zugrunde liegenden theoretischen Positionen werde ich im abschließenden Kapitel noch einmal reflektieren, dort wird auch deutlich, wie weit dieses Vorgehen angemessen ist und wo die Grenzen dieses Vorgehens liegen.
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