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von Theo Engeser und Konstanze Stehr |
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Kirchen | Dorfkirche Mahlow
(Landkreis Teltow-Fläming) Die Dorfkirche in Mahlow liegt an der viel befahrenen Straße von Teltow/Potsdam nach Schönefeld; ein sehr unruhiger Platz. Aber die üppige Vegetation schirmt die Kirche doch etwas vom Verkehr ab. Die Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte stark verändert worden und hat nur noch eine ursprüngliche (?) Öffnung, das spitzbogige, einmal abgetreppte Westportal mit einem inneren Bogen aus großformatigen Ziegeln. Die Innenausstattung ist recht einheitlich und stammt aus der Zeit des Umbaus von 1755/8. Lage: Mahlow liegt südlich von Berlin. Die Kirche liegt auf dem Dorfanger, im alten Zentrum von Mahlow und ist umgeben vom ehemaligen Friedhof. Ortsgeschichte: Mahlow war ursprünglich
ein ungefähr Ost-West orientiertes Angerdorf mit der Kirche etwa in
der Mitte der Ost-West-Erstreckung (vgl. Historisches Ortslexikon für
Brandenburg). Schlimpert (1972) leitet den Namen von einem slawischen Personennamen
Mal her, also Ort eines Mal.
Baustruktur: Der Bau ist eine einfache Rechteckkirche (17,30 m x 9,85 m). Die Kirche ist vermutlich nachträglich nach Osten verlängert worden (oder ein eingezogener Chor wurde beseitigt und das Schiff geringfügig nach Osten verlängert). Der veränderte Ostteil ist durch eine deutlich dünnere Wandstärke gekennzeichnet. Die ursprüngliche Länge des Kirchenschiffs betrug vermutlich nur 12,40 m. Die Westwand ist etwas dicker als die Seitenwände. Ein barocker Fachwerkdachturm sitzt auf der Westseite des Dachs. Die Kirche wirkt im Verhältnis zur (geringen) Länge und Breite sehr hoch. Mauerwerksausführung: Das
Mauerwerk ist lagig mit mäßig gut gequaderten Feldsteinen und
regelmäßigen Zwischenschichten. Die durchschnittliche Lagenhöhe
beträgt 22 bis 23 cm. Etwa ab der 12. Lage werden die Steine deutlich
kleiner (Nordseite) und sind fast unbehauen. Auf der Südseite werden
sie eher etwas größer, aber auch hier läßt der Grad
der Quaderung nach. Die Ortsteine sind gut behauen und verzahnt. Die Westseite
hat etwas größere Feldsteine, aber die Quader sind nur mäßig
gut behauen.
Mörtel und Putze: Die Kirche ist mit einem steinsichtigen Putz mit Doppelfugenritzung versehen. Dieser ist jedoch neueren Datums, und daher können vorerst keine Angaben zu älteren Putzen gemacht werden. Portale und Fenster: Das barocke
Südportal hat eine Leibung aus Backsteinen mit dem ungewöhnlich
kleinen Format von 23 x 11 x 5 cm. Über dem Portal befindet sich ein
Rundfenster. Die Südseite hat zwei große, rundbogige Fenster
mit ursprünglich verputztem Ziegelgewände; der Putz blättert
großflächig ab. Zwischen dem Südportal und dem westlichen
Fenster ist das Mauerwerk unregelmäßig und besteht aus kleineren,
kaum behauenen Feldsteinen. Vermutlich befand sich hier ursprünglich
ein Gemeindeportal.
Innenbögen: Die Kirche hat keine Innenbögen. Turm: Der Dachturm sitzt auf dem westlichen Drittel des Gebäudes. Er ist verbrettert und hat je zwei kleine, rechteckige Schallöffnungen auf der Ost- und Westseite, je eine Schallöffnung auf der Nord- und Südseite. Dächer: Das Satteldach des Schiffs ist nach Osten abgewalmt, so daß kein Ostgiebel vorhanden ist. Im Dach ist eine Fledermausgaube. Der Turm hat ein Zeltdach mit kleiner Dachreiter-ähnlicher Spitze. Diese Spitze schließt mit Kugel, Windfahne und Stern. Decke: Die Kirche ist flachgedeckt mit einer weiß getünchten Putzdecke. Innenausstattung: Der Altar ist ein barocker Kanzelaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er hat einen gebauchten Kanzelkorb mit fünfseitigem Schalldeckel und Strahlensonne. Die Seitenwangen sind ausgesägt. Auf der Süd-, West- und Nordseite hat die Kirche Emporen auf toskanischen Säulen. Die Brüstungen sind mit Ornamenten und frommen Sprüchen bemalt. Die Westempore ist ausgebaucht und trägt die Orgel. Eine Glocke ist inschriftlich datiert mit 1408 ("Kreisinventar"; dagegen 1508 im "Ortslexikon" und den "Bau- und Kunstdenkmalen in der DDR"). Der Taufstein ist neueren Datums. Auf der Nordseite steht das Patronatsgestühl, auf der Südseite der einfache Priesterstuhl. Auch das Gemeindegestühl dürfte aus der Umbauzeit (M. 18. Jh.) stammen. Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:
Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen: 1755-58 "Umbau". Verlängerung der Kirche nach Osten. Einbruch des Südportals und Vergrößerung der Fenster. Der Fugenputz stammt vermutlich ebenfalls aus der Zeit des Umbaus. 1887: Anschaffung einer Orgel. 1935: Renovierungsarbeiten, vor allem Turmsanierung (Bauakten LABB 14/5941). 2003: Die Decke drohte einzustürzen. Die Kirche wird gesperrt. Im Juli 2003 beginnt die Sanierung. Diese wird ca. 143000 € kosten 2004 (Ostern): Wiedereinweihung der Kirche. Vergleiche: Die Kirche ist durch die starke Veränderung der Baustruktur nur schwer mit den anderen Teltow-Kirchen vergleichbar. Vergleichbare Kirchen sind bereits oben unter der Rekonstruktion der ursprünglichen Form der Kirche diskutiert worden. Bemerkungen: Das "Kreisinventar" und Pomplun (1960) datieren den Baubeginn der Kirche in das 13./14. Jahrhundert, die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" und der "Dehio" setzen ihn mit 13. Jahrhundert an. Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.105/6, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.171-3, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.100, Klein (1924): Die Geschichte des Dorfes Mahlow, Teltower Kreiskalender, 1924, S.38-44, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.134/5, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.27, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR Bezirk Potsdam (1978), S.454, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.282, Schlimpert (1972): Brandenburgisches Namenbuch. Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow, S.133, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.174-7, Mehlhardt (1977): Märkische Dorfkirchen Teil 41 Mahlow, Potsdamer Kirche, 25, (v. 19.6.1977) (ohne Seitenzählung), Amt Blankenfelde-Mahlow Die Gemeinden im Wandel der Zeit, S.58-60, Fischer (1992) Aus der Geschichte Mahlows, Heimatkalender für den Kreis Zossen, 1992: 118-120, Waack (1993): Zur Geschichte des Kirchenbaus im Kreis Zossen, S.140, Bach (1995): Die Dorfkirche in Mahlow, Heimatjahrbuch Teltow-Fläming, 1995, 61-62, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.638/9, Höhne, Elke (2003), Feldsteinkirche wird Baustelle, Zossener Rundschau v.29./30.3.2003, S.13. |
Die Kirche von Südosten
Die Westseite mit Westportal und abgewalmten Dach.
Das Westportal mit innerem Ziegelbogen
Der Altar
Westempore mit Orgel und Orgelprospekt sowie Brüstung der Westempore
Nordempore
Kanzelkorb
Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2004