Brentano bei der Vereidigung vor dem Deutschen Bundestag |
In der politischen Grundsatzerklärung wird die Bereitschaft der USA zur Abwehr kommunistischer Aggressionen im Nahen Osten festgeschrieben; den arabischen Staaten wird Unterstützung mit allen militärischen und wirtschaftlichen Mitteln zugesichert, sofern diese es wünschen. Lybien, Libanon, Irak, Türkei, Iran, Saudi-Arabien, Afghanistan und Pakistan sprechen sich für die Doktrin aus; die USA treten daraufhin dem Militärausschuß des Bagdad-Pakts bei.
In Ostberlin werden Wolfgang Harich, Bernhard Steinberger und Manfred Hertwig wegen "Bildung einer konspirativen staatsfeindlichen Gruppe" zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt; gegen die der selben Vergehen bezichtigten Walter Janka, Heinz Zöger, Gustav Just und Richard Wolff werden im Juli des Jahres ebenfalls Zuchthausstrafen verhängt.
Nach der von Chruschtschow eingeleiteten Entstalinisierung beginnt auch in der DDR ein intellektuelles "Tauwetter". In diesem Zusammenhang scheint es einer Gruppe um den Philisophen Wolfgang Harich möglich, Ideen zu einer innerparteilichen Opposition und zu einer Konzeption vom besonderen deutschen Weg zum Sozialismus vorzuschlagen. Nach den Ereignissen in Ungarn reagiert die Partei jedoch mit den üblichen Säuberungsmaßnahmen auf solche Reformvorschläge. Die Urteile gegen die Harich-Gruppe signalisieren ein Ende des "Tauwetters"; es folgen im Herbst 1957 eine ideologische Kampagne gegen "Revisionismus" und im Dezember eine Verschärfung einschlägiger Strafgesetze.
Die Vertragsunterzeichnung bedeutet einen wichtigen Schritt über die Montanunion hinaus in Richtung auf ein wirtschaftlich geeintes Europa. In Rom werden von Frankreich, Italien, den Benelux-Staaten und der Bundesrepublik nach langen Vorbereitungen zwei Verträge unterschrieben: ein "Vertrag über die Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft" (EURATOM) und ein "Vertrag über die Gründung der Europäischen Wirtschaftgemeinschaft" (EWG). Im EWG-Vertrag wird in Artikel 2 der Gemeinschaft u.a. zur Aufgabe gemacht, "durch die Errichtung eines gemeinsamen Marktes und die schrittweise Annäherung der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten eine harmonische Entwicklung des Wirtschaftslebens innerhalb der Gemeinschaft ... und engere Beziehungen zwischen den Staaten zu fördern".
Vertreter westeuropäischer Regierungen bei der Unterzeichnung der EWG-Verträge in Rom |
Einige Verfasser des "Göttinger Manifest": Carl Friedrich von Weizsäcker Otto Hahn, Walter Gerlach und Werner Heisenberg (v.l.n.r.) |
Mit einem Wahlkampf unter der Parole "Keine Experimente!" gelingt es den Unionsparteien unter Konrad Adenauer, eine absolute Mehrheit zu erhalten. Der dritte Deutsche Bundestag konstituiert sich am 15. Oktober in Berlin; im Kabinett von Bundeskanzler Adenauer stellt die CDU 11, die CSU 4 und die DP 2 Minister.
Vor allem in den USA, aber auch in Westeuropa löst dieser unerwartete Leistungsnachweis der sowjetischen Weltraumforschung und -technik einen Schock aus. Nachdem die UdSSR schon beim Bau der Atombombe schneller aufgeholt hat, als man in Amerika für möglich halten mochte, verblüfft sie nun erneut durch einen vermeintlichen technologischen Vorsprung. In Reaktion darauf regt sich im Westen das Bedürfnis nach einer Atempause; die Bereitschaft zu einer "Burgfriedenpolitik" steigt zeitweilig.
Nachbildung einer Rakete in einem Demonstrationszug, womit der Sputnik-Start in der UdSSR verherrlicht werden soll. |
Mit der gelungenen Kaltstellung der innerparteilichen Oppositionsgruppe um Karl Schirdewan und Ernst Wollweber ist die Machtstellung von Walter Ulbricht als Erster Sekretär des Zentralkommitees der SED gesichert; bis 1971 bleibt Ulbricht in dieser Position unangefochten.