Die Delegierten werden hinter verschlossenen Türen über Chruschtschows Parteitagsrede informiert; auch spätere Funktionärsversammlungen, die in den Bezirken abgehalten werden, sind nicht öffentlich.
Nun werden wieder "verschiedenartige demokratische Formen des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus" für möglich gehalten; die These von der "friedlichen Koexistenz von Staaten mit verschiedener sozialer und politischer Ordnung" wird übernommen; Beschuldigungen unter dem Stichwort "Titoismus" werden bedauert, einschlägige Parteistrafen aufgehoben und Rehabilitierungen ausgesprochen. Die Rehabilitierten werden allerdings nicht wieder in ihre vormaligen Funktionen eingesetzt.
Der Suez-Krise geht ein langer Prozeß politischer Veränderungen in Ägypten voraus: Im Juli 1952 erzwingt ein Staatsstreich der Armee die Abdankung König Faruks; ein Jahr später erklärt sich das Land unter General Nabib zur Republik; aufgrund einer neuen Verfassung vom 16. Januar 1956 wird Ägypten zur Präsidialrepublik und Gamal Abdel Nasser wird am 23. Juni zum ersten Präsidenten gewählt. Die Verstaatlichung der Suezkanalgesellschaft löst eine internationale Krise aus, da vor allem britische und französische Interessen empfindlich betroffen sind. Israel nutzt die Lage, um am 29. Oktober auf die Sinai-Halbinsel vorzudringen; am 31. Oktober beginnt daraufhin eine englisch-französische Luftoffensive gegen Ägypten. Auf amerikanischen und sowjetischen Druck wird - unter Einschaltung der UNO - am 6. November ein Waffenstillstand durchgesetzt.
Ein Posten der UN-Friedenstruppen am Suez-Kanal |
Am 1. November erklärt sich Ungarn zum neutralen Staat und kündigt seine Mitgliedschaft im Warschauer Pakt; am selben Tag werden sowjetische Panzerdivisionen eingesetzt; Kardinal Mindszenty flüchtet in die US-Botschaft in Budapest. Eine moskautreue Gruppe unter Janos Kadar bildet am 4. November eine Gegenregierung zu der von Ministerpräsident Imre Nagy geführten. Am 22. November werden Nagy und seine Begleiter entführt und irgendwann hingerichtet, was erst am 17. Juni 1958 bekanntgegeben wird. Gegen erneute Unruhen werden im Januar 1957 wiederum sowjetische Panzer eingesetzt. Am 27. Mai 1957 wird ein Abkommen über den Status der sowjetischen Truppen in Ungarn unterzeichnet, das eine "zeitweilige" Stationierung für die Dauer des Atlantikpakts und der Anwesenheit amerikanischer Truppen in Westdeutschland festschreibt.
Ein Zeitungsverkäufer in Köln ruft die Schlagzeile des Tages aus: Volksaufstand in Ungarn. |