die Leerstelle als Schnittstelle
Subjekt ist eine Denkfigur der Inkorporation der Beziehungen, die das Dispositiv als Kreuzung aller möglichen, erdenklichen und vorstellbaren Relationen dem intentionalen Akt ihrer Vergegenwärtigung einschreibt.
Hans Ulrich Reck
Mit dem Fall der Repräsentation vom Sein ins Bewußtsein verschiebt sich auch der Ort der Reflexion. Diese hat nun gerade nicht mehr im Raum der Repräsentation statt, jener Ebene, welche die Entsprechungen der Seinsweisen regelte.
Die Analyse verschiebt sich auf den Menschen und dessen Bedingungen der Möglichkeit des Erkennens - eben auf/in dessen Bewußtsein. Das Empirische und das Transzendentale geraten in den Blick Foucaults. Der Mensch ist ein Wesen, "[...] in dem man Kenntnis von dem nimmt, was jede Erkenntnis möglich macht." * Der Zugang zu diesen Bedingungen der Erkenntnis liegt jedoch in den Positivitäten; in einem Außen insofern, als daß eben der Mensch sich selbst nur in diesem Außen, in seinen eigenen Ausformungen erreicht. Das Außen, dieses Doppel - das Gleiche - verdoppelt sich nun ein weiteres mal: zum einen wird die Frage nach den Bedingungen des Erkennens an eine Natur des Menschen, zum anderen an seine Geschichte gestellt werden.
* Michel Foucault: a.a.O., S. 384.
Die Suche nach einer Grundlage der Erkenntnis, nach einer Wahrheit, die es zu entdecken und zu entfalten gilt, führt in der Folge zu einer Teilung eben dieser Wahrheit. Der Mensch muß sich dergestalt entweder als wahres Objekt begreifen, welches die Möglichkeit eines wahren Diskurses bereitstellen wird; oder er begreift sich als konstituiert innerhalb eines wahren Diskurses, welcher dann ein wahres Objekt garantiert.
Es zeigt sich, daß eine Begründung der >menschlichen Wahrheit<, entweder aufgrund eines wahren Diskurses oder aufgrund eines wahren Objekts, nur in gegenseitiger Bedingung erfolgen kann. An die Schnittstelle dieser beiden Wahrheiten, sozusagen als das, was eine Verknüpfung von Natur (als wahres Objekt) und Kultur (als wahrer Diskurs) ermöglichen soll, tritt nun das Subjekt. In der Analyse eines subjektiven Erlebens nötigt eine Phänomenologie so das Subjekt, die Wahrheit zu sagen. Ihm wird die Aufgabe zuteil, als Empirisches zu sprechen und zugleich die Bedingungen der Möglichkeit dieses Sprechens mit auszusagen. Die "empirisch-transzendentale Dublette" Mensch (Foucault) kreist dergestalt zwischen Natur und Kultur als Drittes, welches dem Anspruch zu genügen hat, in seinem Körper sowohl mit einer evidenten Natur als auch mit einer bedeutungsgeladenen Geschichte zu kommunizieren. Doch ruht eine so generierte >menschliche Wahrheit< des Subjekts immer schon auf dem Boden eines >wahren Menschen<, der sich gesetzt hat. Denn auch für diesen Zugang, der über ein Erlebtes die Wahrheit ans Licht bringen soll, bleibt die Voraussetzung, daß er sich an ein Empirisches wenden muß. In diesem Positiven, in diesem Außen ist der Mensch immer schon das Doppel, immer schon in der Form des Gleichen. So bleibt auch die Phänomenologie in ihrer Analyse des Erlebten dem Außen, den Ausformungen verhaftet.