Bebildertes Stichwort-Manuskript zum Vorlesungsteil 1:
Grundlagen und Prinzipien der Historischen Geologie

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von Reinhold Leinfelder, LMU

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Allgemeines und Literatur | Geol. Prinzipien | Ablagerungsräume | Atmosphäre, Klima, Strömungen | Biotopmechanismen | Plattentektonik | Litho-/Sequenzstratigraphie | Radiometrie und Varia | Biostratigraphie und Evolution | Geol. Zeittafel


1.4 Ökologische Prinzipien und Faktoren (Auswahl)

1.4.1 Atmosphäre, Strömungen und Klima

Zusammensetzung Atmosphäre: O2 21%, N2 78%, CO2 derzeit ca. 350 ppm, sonstige Spurengase.

Klimasteuerung u.a. durch:

- Treibhaus-Effekt und Kohlenstoffkreislauf:

Treibhausgase C02, N20, CH4 (20x höhere Wärmekapazität als CO2), H20

H20: 62% aller Treibhauseffekte heute durch Wasserdampf, < 9 % des anthropogenen Treibhauseffektes (z.B. Kondensstreifen von Flugzeugen)

C02: 22 % Beitrag zum natürlichen Treibhauseffekt; 61 % des anthropogenen Treibhauseffektes

Mögliche C02-Quellen für Atmosphäre:

Mögliche CO2-Senken für Atmosphäre:

>> Beiblatt 0 (C-Kreislauf, CO2-Anstieg etc.)

Rückkoppelungsmechanismen zumindest in quantitativer Form noch weitgehend unklar, z.B.

weiterhin:

Kurzfristiger Kohlenstoffkreislauf (Zeitskalen für Austausch bis zu wenigen 100 Jahren)

Angaben aus verschiedenen Quellen.

Für längerfristige Austauschszenarien müssen auch Vulkanismus sowie insbesondere Verwitterung und Kalksedimentation berücksichtigt werden. Jedoch zeigt bereits der kurzfristige Kreislauf, dass weniger C pro Jahr aus dem gekoppelten System Atmosphäre -Biosphäre - Ozean herausgenommen wird als durch anthropogen bedingte Verbrennung fossiler Kohlenstoffe hinzugefügt wird.

Weiterhin ist bei der Betrachtung von C-Kreislauf-Szenarien wichtig:

Der Ozean ist C-gepuffert:

Die evtl. Gefahr dabei:

Der globale Conveyor-Belt. Blau: Tiefenwasser, rot: warmes Oberflächenwasser. Orange Punkte: Hauptgenerierung von Tiefenwässer erhöhter Salinität und erniedrigter Temperatur (mit Ausnahme des Ostmediterran-Gebiets, dort nur erhöhte Salinität).

Erläuterung zum Conveyor-Belt:

- Albedo: Eis/Schnee (45-90%) > Wasser (6-10%) > Boden bzw. Vegetation (5%, z.T. jedoch bis 30%).

- generelles Windsystem:

De facto:

Schlussfolgerung: heutige Windgürtel nicht unbedingt als Modell für vergangene (und zukünftige) Zeiten sinnvoll.

- Ozeanisches Strömungssystem:

abhängig von

  1. Windsystem
  2. Kontinentverteilung
  3. Gebirgsverteilung

daraus ergeben sich heute u.a. die Klimazonen

>> Beiblatt 1 (Strömungen, Vegetationsgürtel)

- Kontinentmasseneffekt: v.a. in Ostwindzone -> Ariditätszunahme nach Westen; verstärkt bei Großkontinenten

- Regenschatteneffekt: In Westwindzone z.B. im Osten (Nevada) bzw. SE (Tessin) der Gebirge.

- Vereisung an Polen: auf Ozeanwasser anfänglich schwierig

- Höhe des Meeresspiegels: Heutige Verteilung Land:Meer etwa 30:70

Klima- und Strömungsrekonstruktion:

Erdgeschichtlicher Befund ("hard data"): z.B. Tillite, Bauxit, Laterit, Evaporite, Caliche, Kohlen, Riffe (aber nicht alle Warmwasser!), Schwarzschiefer, klimarelevante Organismenassoziationen

Theoretische Überlegungen und Modellierung ("soft data", basierend u.a. auf Kontinentverteilung, Gebirgsverteilung, Meeresspiegelhöhe, Annahme für CO2-Gehalt, usw).

1.4.2 Biotopmechanismen und Geo-Bio-Interaktion

Bio <-> Bio-Interaktion:

Geo-> Bio: Änderung der Umwelt verursacht Änderung der Organismen. Dies wird von Geowissenschaftlern häufig als die wesentliche Beziehung zwischen Geo- und Biosphäre gesehen. Zweifellos spielt sie eine wesentliche, aber nicht alleinige Rolle auch für die Evolution (siehe oben und unten). Beispiele:

Bio -> Geo: Organismen beeinflussten und beeinflussen die "Geo-Umwelt" in vielfältigster Weise

Beispiele:

Begriff: Geobiologie untersucht die Wechselwirkung von belebter und unbelebter Umwelt (in beidseitiger Richtung). Im weiteren Sinne ist die Entwicklung der Erde ein einziges Beispiel für Geobiologie.


1.5 Plattentektonik (vgl. Beiblatt 2a, 3, 4)

Geschichtlicher Abriss:

1858: Antonio Snider-Pellegrini: Passform Afrika - Südamerika

ca. 1900: Suess u.a.: Faunenähnlichkeiten (z.B. zwischen Madakaskar und Indien bzw. fehlende Ähnlichkeit zwischen Madagaskar und Afrika. In M keine Zebras, Löwen, Leoparden, Gazellen, Menschenaffen, Rhinos, Giraffen).
Suess: Gondwanaland (mit angenommenen Landbrücken)

1915: Wegener u.a. (z.B. du Toit): Kontinentaldrifttheorie

20er-50er-Jahre:

Subduktionsstile:

zu Abb.:

1 Inselbogentyp, Ozean-Ozean-Subduktion. 1a: alte, kalte, rasch absinkende Ozeanplatte wird subduziert. 1b: junge, warme, flach abtauchende Platte wird subduziert >> in der Zeit kann sich Position des Vulkanismus ändern. Außerdem können sich unter 1a leicht backarc-Becken öffnen, welche unter 1b wieder geschlossen werden.

2: Andentyp: Ozean-Kontinent-Subduktion

3 und 4: Entstehung, Drift und Kollission von Terranen bzw. Transferplatten. 3a: Abspaltung eines ozeanischen Mikrokontinent (T) durch Rifting. Durch Subdduktion der Ozeanplattte O1 kommt es nach erfolgtem Transfer zur Kollission zwischen T und einem Kontinent. Dadurch springen der Subduktionszone, Ozeanplatte O2 wird nun subduziert, dadurch Vulkanismus auf dem ehemaligen Terran T.

4a: Reifer Inselbogen als Terran. Inselbogenterran wird durch Subduktion von O1 unter K transportiert und kann ebenfalls weit wandern. Gleichzeitig wird weiterhin O2 unter dem Inselbogen subduziert. Damit kann im Unterschied zu 3 während der gesamten Transferreise Subduktionsvulkanismus auf dem Terran auftreten.

weitere Begriffe: MORBS (Mid-Ocean-Ridge-Basalte), Ophiolithsequenzen, Black Smokers.

weiterhin zu wiederholen: Metallogenesen an mittelozeanischen Rücken, in Inselbögen, Ozean-Kontinent (disseminated porphyry copper ores) etc.


Tipp: Hypothetische Orogenese:


© Ron Blakey, für Animation bitte anklicken / click image to start


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letzte Änderungen 13.04.2003 durch R. Leinfelder