Meeresspiegelschwankungen
- Ursachen, Folgen, Wechselwirkungen -
Teil 4
Benutzte geologische Fachausdrücke:
Alpidischer Gebirgsgürtel: im wesentlichen sind damit die Alpen und der Himalaya gemeint
Ästuar und Delta: Zwei Extremfälle von Flußmündungen, zwischen denen es alle Übergänge gibt. Ästuare (Trichtermündungen) entstehen meistens bei relativ steigendem Meeresspiegel, hohem Tidenhub und geringer Sedimentzufuhr durch Flüsse. Delten umgekehrt bei relativ sinkendem Meeresspiegel, geringem Tidenhub und hoher Sedimentzufuhr. Wellenenergie und Schelfbreite spielen jedoch auch eine Rolle
autozyklisch: selbststeuernder Vorgang innerhalb eines Systems
eustatisch: globale Einpendelung eines bestimmten Niveaus
glazial: mit Vereisung verbunden
Karbonatplattformen: kalkige Gesteinskomplexe beträchtlicher Ausdehnung, die unter tropischen bis subtropischen Bedingungen hauptsächlich von Kalkalgen und Riffen aufgebaut werden
Kryosphäre: die aus Eis bestehenden Teile der Erdoberfläche
Sedimente: Ablagerungen auf der Erdoberfläche (über und unter Wasser)
Subduktion: beim Gegeneinanderschieben von Lithosphärenplatten kann es zur Verschluckung (= Subduktion) von ozeanischer Kruste unter anderer ozeanischer Kruste oder unter kontinentaler Kruste kommen. Die Spurlinie der Subduktionszone an der Erdoberfläche ist meistens eine Tiefseerinne (Beispiel: Marianengraben)
Sequenzstratigraphie: Kontrolle der geometrischen Anordnung und der Altersbeziehungen von Sedimentgesteinen unter dem Einfluß von Meeresspiegelschwankungen und Bewegungen der Erdkruste
Stratigraphie: geometrische Anordnung und Altersbeziehungen von Sedimentgesteinen
Literaturempfehlung für interessierte Leser
Henno Martin (1992): Menschheit auf dem Prüfstand. Einsichten aus 4,5 Millarden Jahren Erd-, Lebens- und Menschheutsgeschichte.- 407 S., Springer-Verlag (Heidelberg), 58.- DM.
Dank
Wir danken wir Frau Regine Rath für die konstruktive Mitarbeit an den Abbildungen für diesen Aufsatz
Dr. Ulrich v. Welck wies uns auf falsch addierte Werte im ersten Teil dieses Artikels hin. Der entsprechende Passus ist inzwischen herausgenommen, die Gesamtaussage "Die derzeit aktuellen Voraussagen errechnen einen Nettoanstieg des Meeresspiegels von +0,34 m (+/- 0,42 m -- sie haben richtig gelesen, +/-!) bis zum Jahr 2050" war jedoch korrekt wiedergegeben. Wir danken Herrn Dr. v. Welck für diesen wichtigen Hinweis. Aktuelle Daten zum Meeresspiegelanstieg, wie er heute berechnet wird, finden Sie nachfolgend (2.1.07):
Literatur
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Chahine, M. (1992): The hydrological cy cle and its influence on climate. Nature 359: 373-380.
Haq, B. U., Hardenbol, J. & Vail, P. R. (1988): Mesozoic and Cenozoic chronostratigraphy and cycles of sea-level change. Spec. Publ. Soc. Econ. Paleontol. Mineral. 42: 71-108.
Hay, W. W. (1992): The cause of the late Cenozoic northern hemisphere glaciati ons: a climate change enigma. Terra Nova 4: 305-311. Keith, D. W. & Dowlatabadi, H. (1992): A serious look at geoengineering. Eos 73: 289-293.
Leinfelder, R. (1993): Upper Jurassic reefs and controlling factors. A preliminary report. Profil S: 1-45.
Rampino, M. R. (1991): Volcanism, clima tic change, and the geologic record. Spec. Publ. Soc. Econ. Paleontol. Mineral. 45: 9-18.
Raymo, M. E., Ruddiman, W. F. (1992): Tectonic forcing of late Cenozoic climate. Nature 359: 117-122.
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Atmosphäre, Klima, Umwelt. Spektrum der Wissenschaft (1990). Ware, J. R., Smith, S. V. & Reaka-Kudla, M. L. (1992): Coral reefs: sources or sinks of atmospheric CO2? Coral Reefs 11: 127-130.
Woelfli, W. (1993): Beschleunigermassenspektrometrie und Umweltforschung. Vierteljahresschrift Naturforsch. Ges. Zurich 138: 37-66.
Nachträge vom 2.1.2007 zu aktuellen Daten zum Meeresspiegelanstieg:
- Modifizierte IPCC-Daten vom Deutschen Klimarechenzentrum:
http://www.dkrz.de/dkrz/science/IPCC_AR4/scenarios_AR4_Sealevel
- Grafik des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) (aus dem 3. Climate Change Bericht, 2001):
http://www.ipcc.ch/present/graphics/2001wg1/large/04.03.jpg
Daraus ergibt sich ein prognostizierter Anstieg von 9-88 cm bis ins Jahr 2100.
wichtig: der neue IPCC-Climate Change Bericht 4 erscheint im Februar 2007, siehe http://www.ipcc.ch/
- Sondergutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bunderregierung von 2006 "Die Zukunft der Meere - zu warm, zu hoch, zu sauer"
http://www.wbgu.de/wbgu_sn2006.pdf
Zitat: "Insgesamt lassen sich aus dieser Diskussion zwei Folgerungen ableiten. Erstens sind Anstiegsraten des Meeresspiegels bis 5m pro Jahrhundert dokumentiert,die wahrscheinlich noch keinen oberen Grenzwert darstellen.Die Klimageschichte zeigt also,dass ein vielfach schnellerer Anstieg möglich ist,als durch das IPCC für das 21. Jahrhundert erwartet wird. Zweitens spricht eine solche Anstiegsrate,auch unter Berücksichtigung der Bedingungen am Ende der letzten Eiszeit,für dynamische Schmelzprozesse der Eisschilde.Gemeint ist damit kein reines Abschmelzen durch Kontakt mit wärmerer Luft, sondern ein beschleunigtes Abfließen des Eises ins Meer diskutiert."
- Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.12.2006: "Amoklauf im Klimarechner", siehe hier
- Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.12.2006: "Die Welt soll in Fluten versinken", siehe hier. (Meeresspiegelanstieg von 50-140 cm bis 2100?)