aus:"FUTURA, 4/1996, Boehringer Ingelheim Fonds"
Ausblick

Uns allen muß klar sein, daß die Korallenriffe zu den bedeutensten Ökosystemen unseres Planeten zählen und daß sie erhalten werden müssen. Nur umfassende Konzepte werden ihre Ausbeutung und Zerstörung verhindern können. Bleibt also nur der Ausweg des Naturreservates - die Natur in Ghettos zu verbannen? Sicherlich nicht! Wichtig ist, das verschiedenartigste Ansätze auf unterschiedlichen Ebenen realisiert werden können.
Seit 1983 wird vor allem vor den Philippinen versucht, mit künstlichen Riffen aus Bambus, Beton, alten Reifen ...usw., die zerstörte Rifflandschaft zur Regeneration anzuregen. Die Ergebnisse sind alles andere als vielversprechend: Nur an wenigen Stellen siedelten sich einfache Ökosysteme auf den wenig geeigneten Substraten an, die komplexe Vielfalt eines natürlichen Riffs wurde nirgends errreicht. Da die künstlichen Riffe nah der Küste in verschmutztem Wasser versenkt und ebenso wenig wie die natürlichen Riffe von den Dynamitfischern verschont wurden, muß der Versuch als gescheitert betrachtet werden.


Abb. 8: Haarsterne suchen zum Planktonfang exponierte Stellen auf. Dazu halten sie sich mit ihren Cirren am Untergrund fest, hier an einer Drahtkoralle (Cirripathes anguina).


Hierzu zählt die Schaffung eines Bewußtseins für die ökologischen Zusammenhänge ebenso wie für deren Bedeutung für unser Klima und für die Artenvielfalt auf der Erde. Auch der Urlaubsgast, der nur zwei Wochen dort bleibt, muß sich dieser Mühe unterziehen und sich über das Riff und seine Bedrohung informieren. Beispielhaft seien hier Maßnahmen aus dem Bereich des Sporttauchens erwähnt, wie sie innerhalb des Verbandes Deutscher Sporttaucher e.V. durchgeführt werden. Spezielle Urlaubsvorbereitungsseminare zum Tauchurlaub in den Korallenriffen werden angeboten und ein Video ,,Korallenriffe -- erleben, verstehen, erhalten" steht ebenfalls zur Vorbereitung auf die schönsten Wochen des Jahres zur Verfügung. Hierdurch soll und kann eine erhöhte Sensibilisierung der Taucher errreicht werden. Vorort in den Riffen sind in letzten Jahren verstärkt Maßnahmen zum Riffschutz ergriffen worden. So konnten im Bereich der Riffe der Sinai-Halbinsel Ankerbojen installiert werden, damit die Tauchschiffe ohne ,,Anker im Riff" auskommen. Die Ausweisung von Naturschutzgebieten wie um Ras Muhamed im Roten Meer oder auf Bonaire in der Karibik sind natürlich wichtige Maßnahmen, die wichtige Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen bilden. Das bisher größte Riffgebiet wurde mit der Gründung des Great Barrier Reef Marine Parks unter Schutz gestellt und 1981 von der World Heritage Commission der UNESCO als Naturdenkmal höchster Schutzwürdigkeit anerkannt. Damit konnte die drohende Gefahr der wirtschaftlichen Ausbeutung gebannt werden. Alle Maßnahmen zusammen ergeben ein verzahntes Konzept zum Schutz der Korallenriffe. So sollte es gelingen, die artenreiche, wunderbaren Paradiese unter Wasser nachhaltig zu schützen, ohne alle Riffe unter Naturschutz stellen zu müssen. Wir selbst haben es in der Hand!

Schlußbemerkung: Korallenriffe sind, wie oben dargestellt, komplexe Lebensräume, vielfältig gestaltet und mit einer immensen Artenanzahl ausgestattet. Es ist unmöglich im Rahmen eines solchen Aufsatzes alle Aspekte des Riffs zu behandelt. Hierfür bitten die Autoren um Nachsicht.

Literatur
1. Brümmer, F.; Koch, I. & Niederhöfer, H.-J. (1994) Wirbellose Meeresbewohner. Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie C Heft 37.

2. Clark, R.B.(1992) Kranke Meere? Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.

3. Fricke, H.W. (1980) Bericht aus dem Riff. dtv, München 1980.

4. Genin, Amatzia; Lazar, Boaz & Brenner, S. (1995) Vertical mixing and coral death in the Red Sea following the eruption of Mount Pinatubo. Nature 377, 507-510.

5. Habermehl, G. (1983) Gift-Tiere und ihre Waffen, 3. Aufl. Springer Verlag, Berlin 1983.

6. Holstein, T. W. (1995) Nematocyten. Biologie in unserer Zeit 3: 161-169.

7. Löffler, E. (1995) Das Große Barriereriff im Konflikt zwischen Naturschutz und Nutzung. Geographische Rundschau 11:653-659.

8. Lüning, K. (1985) Meeresbotanik. Thieme Verlag, Stuttgart.

9. Mebs, D. (1989) Gifte im Riff. Wiss. Verl.-Ges., Stuttgart.

10. Mebs, D. (1995) Korallenriffe - komplexes und gefährdetes Ökosystem. Naturw.Rdsch. 7:263-265.

11. Ott, J. (1988) Meereskunde. UTB Ulmer.

12. Schuhmacher, H. (1991) Korallenriffe: Verbreitung, Tierwelt, Ökologie. BLV, München.

13. Tardent, P. (1993) Meeresbiologie - Eine Einführung.Thieme Verlag, Stuttgart.

14. Watzman, H. (1995): Red Sea pays the price of peace. New Scientist, 18th Febr. pg. 9.

15. Wells, S. & Hanna, N. (1992) Das Greenpeace-Buch der Korallenriffe. C.H. Beck, München.

Abstract:
Coral reefs are among the most impressive natural sites in the world. They are built up by Cnidaria, which are able to produce calciumcarbonate together with symbiotic algae. Coral reefs restricted to the area between the Tropic of Cancer and the Tropic of Capricorn. Reefs as ecosystems contain a inconceivable number of organisms. Concerning biodiversity they are often compared to the Tropical Rainforest. Both are very important for the world climate and are hot spots for the development of new species. In recent years the number of impacts to these ecosystems has increased to an alarming extent. Growing agriculture, expanding oil industry, human induced global changes of climate and millions of tourists are fatal for the coral reefs. Legal measures are needed to protect the reefs. Equally important is the sensitization of people by information about the reef ecosystem. It is up to man to realize the importance of the biodiversity in coral reefs, to use them sustainable and save them for future generations.

Keywords:
Coral reef, Cnidaria, impacts, biodiversity, global change.


Anschriften der Autoren:

Dipl.-Biol. Isabel Koch
Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart
Schloß Rosenstein Abtl. Ichthyologie
Rosenstein 1, 70191 Stuttgart


PD Dr.rer.nat.habil. Franz Brümmer
Universität Stuttgart, Biologisches Institut, Abtl. Zoologie
Pfaffenwaldring 57, 70550 Stuttgart
e-mail: Bruemmer@po.uni-stuttgart.de

Copyright by Boehringer Ingelheim Fonds

Die Autoren danken für die Erlaubnis zur Publikation im WorldWideWeb anläßlich des Internationalen Jahr des Riffes 1997

Reproduktion und Weiterverwendung der Abbildungen ist nicht gestattet. Abbildungsverzeichnis siehe Originalpublikation.

Umsetzung ins Web: Joachim Baumeister und Reinhold Leinfelder, Stuttgart.
Online-Start: 17.1.1997

Letzte Änderungen 11.3.1997 durch Reinhold Leinfelder

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