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Dorfkirche Waßmannsdorf
(Landkreis Dahme-Spreewald)

Ältere Beschreibungen:

Spatz (1912): Inmitten des Dorfes liegt die wohl aus dem späteren Mittelalter stammende, aus Feldsteinen errichtete Kirche, auf die schon in der Urkunde von 1360 ein Hinweis vorliegt, wo es heißt: der Hof des Michaelis läge der Kirche gegenüber, oppositum ecclesiae. Das Schiff ist einfach rechteckig, der Chor gerade geschlossen; die Stelle des wuchtigen Westturmes, wie wir ihn in dem Nachbardorf Waltersdorf sehen, vertritt ein nachträglich zugefügter, einfacher, zum Teil verbretterter Dachaufbau. Einstmals betrat man die Kirche durch ein spitzbogiges Portal von Westen her, das aber jetzt zugemauert ist. Das Innere schmückt ein barocker Kanzelaltar in der Art, wie er etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts vielfach angefertigt wurde. Der Pfarrer, plebanus, besaß dem Karolinischen Landbuch zufolge 4 Freihufen auf der Gemarkung. Die Kirche war schon laut Steuerregister des Bischofs von Brandenburg von 1527-29 Filia von Selchow und ist es auch heute noch. Patron ist der Magistrat von Neukölln.



Pomplun (1960): Waßmannsdorf (Kr. Königs Wusterhausen) Das Mauerwerk des rechteckigen Saals besteht aus regelmäßigen Feldsteinsetzungen, die Ostwand hat Reste einer romanischen Dreifenstergruppe, das Nordportal ist rundbogig, das in der Westwand im Spitzbogen geschlossen: alles Kriterien, die auf die Mitte des 13. Jahrhunderts als Bauzeit hinweisen. Einmalig für den Teltow ist der Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts in großformatigen Backsteinen erneuerte Ostgiebel mit seiner hübschen Gliederung durch drei gestaffelte Spitzbogenblenden und den schlicht-rechteckigen Zierpfeilern auf den Giebelschrägen. Der eingezogene Westturm entstand erst 1926, solange begnügte man sich mit einem verbretterten Dachturm, der nur an der Front massiv in Feldstein war.



"Dehio": Wassmannsdorf Bez. Potsdam, Ldkr. Königs Wusterhausen. - Inv. Prov. Brandenburg, Teltow Dorf-K. Spätrom. Rck.Bau mit rck. WTurm, von diesem nur das Untergeschoß mit spitzbogiger Tür ma., sonst 1926. Der OGiebel des Schiffes in Backstein mit 3 spitzbogigen Stufenblenden und Fialen spätgot. erneuert. Die Fenster bar., Reste urspr. Öffnungen noch an der S- und OSeite. - Kleiner hölzerner Kanzelaltar A. 18.Jh., mit gedrehten Säulen und Akanthuswangen, am Korb Bilder des Gekreuzigten und der Evangelisten, in der Predella das Abendmahl. Schlichte hölzerne Taufe 18.Jh.



"Bau- und Kunstdenkmale in der DDR": Waßmannsdorf Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit östlichem Blendengiebel aus Backstein, 2. H. 13. Jh. Turmoberbau 1926. - Kanzelaltar um 1700. Taufe A. 18. Jh. Kelch mit Patene, Silber vergoldet, 1656. Taufschale, Messing, 16./17. Jh. Leuchterpaar, Zinn, 17. Jh. Henkeltopf, Zinkguß, um 1900 im Jugendstil.



Historisches Ortslexikon für Brandenburg (1976): Recteckige FeldsteinK mit ö Blendengiebel aus Backstein 2. Hälfte 13. Jh, Turmoberteil von 1926.



Mehlhardt (1979): Wassmannsdorf Ob man im Auto, im Bus oder per Bahn von Potsdam nach Berlin fährt, immer streift man dabei kurz vor der Berliner Stadtgrenze den Ort Waßmannsdorf (Kirchenkreis Königs Wusterhausen). Das atattliche Dorf hatte viel Durchgangsverkehr; die neue Straße führt jetzt dicht am Dorf vorbei. Dafür dröhnen Tag und Nacht die Düsenmotoren der Flugzeuge über das Dorf, denn der Flugplatz Schönefeld liegt in unmittelbarer Nähe. In einem Dorf, durch das so viele Reisende kommen, wird natürlich auch die Kirche, wenn sie fast ein Jahr lang eingerüstet steht, stärker als sonst beachtet. Selbst die Tagespresse nahm von der Renovierung Kenntnis, und man war recht gespannt, was bei den langdauernden Bemühungen denn herausgekommen ist.
Wir stehen vor einer alten Feldsteinkirche auf ehemaligem Friedhofsgelände, die sich beinahe am Ostende des heutigen Dorfes befindet. Früher lag die Kirche einmal inmitten des alten Angerdorfes, das sich durch die Einbeziehung des alten Gutsbezirkes weit nach Westen ausgedehnt hat. 1338 wird erstmals ein Johannes de Wachmestorp genannt. Eine Urkunde vom 3. Juni 1350 erwähnt eine Abgabe, die einem Altar der Berliner Marienkirche von zwei Höfen zu "Wasmastorp" zustand. Diese Abgabe wird am 11. September 1380 vom Markgrafen Ludwig von jeder Lehnsverbindlichkeit befreit; dabei wurde erwähnt, daß sie u. a. vom Hof des Michaelis "gegenüber der Kirche" zu leisten war, so daß hier zugleich die erste Erwähnung des Kirchenbaues vorliegt. Der Besitz von Waßmannsdorf war zunächst stark zersplittert, bis um 1460 die v. Schlabrendorff aus Beuthen und Gröben allein über das Dorf mit Ober- und Untergericht und Patronat verfügten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg zersplitterte der Besitz erneut, konnte aber 1785 nochmals von den v. Schlabrendorff vereint werden. 1823 ging der Gut an den Oberrechnungsrat Büttner, dann an weitere bürgerliche Eigentümer über, bis im Jahre 1891 die Stadt Rixdorf (Neukölln) das Gut für fast eine halbe Million Mark erwarb. Aus Waßmannsdorf stammt der angesehene Vorgeschichtsforscher Albert Kiekebusch (1870-1935), der dort als 12. Kind der Nachfahren einer seit dem Dreißigjährigen Krieg ansässigen Bauernfamilie aufwuchs. Seine in späteren Jahren niedergeschriebenen Kindheitserinnerungen geben der Nachwelt ein anschauliches Bild vom Leben im alten Waßmannsdorf. Die Berichte von Albert Kiekebusch im Gedächtnis, stehen wir beinahe als "Wissende" vor der Feldsteinmauer des alten Friedhofes, auf dem mindestens sechs Jahrhunderte lang die Toten des Dorfes bestattet wurden - grundsatzlich so, daß ihr Gesicht dem Osten, dem Sonnenaufgang, der Auferstehung zugewandt war. Dieser Friedhof lag damals mitten im Ort, wenn man dabei auch in Kauf nehmen mußte, daß er sehr niedrig lag und oft vom Hochwasser des angrenzenden Luchs im Frühjahr und Herbst erreicht wurde. Jede ansässige Familie hatte auf diesem Friedhof ihren festen Platz oder vielmehr ihre "Stelle", die zum Gehöft gehörte. Übernahm eine neue Familie das Gehöft, so erhielt sie damit ganz selbstverständlich diese "Stelle", die in Blickverbindung mit dem Gehöft stand. So dicht sind im Dorf Leben und Tod beieinander. Hier auf dem Friedhof ruhen alle, die damals im Dorf lebten, arbeiteten und das Sagen hatten. So der Schulte Fritz Schuck - der fünf Jahrzehnte Dorfschulze war und den seine eigene Frau auch nur mit "Schulte" anredete - und Hugo Giesecke, der ebenfalls fünfzig Jahre Lehrer, Kantor, Küster und Organist in Waßmannsdorf war und dessen Vater bereits diese Ämter bekleidete. Heute deckt nur noch grüner Rasen diese und alle anderen Gräber. Um 1890 wurden die Rieselfelder um Waßmannsdorf eingerichtet. Sie ermöglichten auch den zweiten und weiteren Bauernsöhnen die Errichtung eigener ertragreicher Wirtschaften für die Gemüse- und Kartoffelproduktion, denn die damals "nur zwei Wegstunden" entfernte Hauptstadt Berlin kaufte alle Produkte auf. Der Grundwasserspiegel stieg allerdings dadurch weiter an, und man mußte nun endlich einen neuen Friedhof an erhöhter Stelle anlegen. Genug der Gedanken über den Friedhof. Vor uns liegt die Feldsteinkirche, jetzt wieder schmuck und solide renoviert. Das Kirchenschiff aus Feldstein ist der älteste Bauteil. Die nicht sehr sorgliche Schichtung der Feldsteine läßt vermuten, daß der Bau vom Ende des 13. Jahrhunderts stammt. Damals war der Westgiebel, der auch das Eingangsportal enthielt, noch hochgeführt und bildete zugleich die Westwand eines kleinen, auf den anderen drei Seiten verbretterten Turmaufsatzes. Imposant ist der Ostgiebel, der freilich erst im 16/17. Jahrhundert, als man den Kirchenraum etwas erhöhte, in Backstein mit drei Spitzbogenblenden neu aufgeführt wurde. Der Westturm ist erst 1926 erbaut. Der alte Turmaufsatz hatte sich bedenklich über das Kirchenschiff geneigt und konnte die beiden neuen Stahlglocken nicht mehr tragen, die für eine im ersten Weltkrieg eingeschmolzene Glocke angeschafft worden waren. Auch die zweite alte Glocke (1495!) war noch 1920 vernichtet worden. Die Gießerei hatte hierfür ein Strafgeld zu zahlen, das gleich zum Turmbau verwendet wurde. Ebenso fanden die Feldsteine des abgerissenen alten Westgiebels im Turm wieder Verwendung. Durch einen kleinen Vorbau an der Nordseite betreten wir die Kirche und finden einen freundlich-hellen Kirchraum vor. Das alte Gestühl ist - nochmals hergerichtet - geblieben. Unter der Westempore befindet sich die Winterkirche. Für die neu eingebauten sechs Gasheizungen sind unauffällige Einbuchtungen unter den Fenstern geschaffen worden. Der Kanzelaltar von 1700 mit seinen von Ähren und Weinlaub umwundenen Säulen, durchbrochenen Akanthuswangen mit geschnitzten Engelköpfen und seinem Gesprenge-Giebel (Aufbau auf spätgotischen Flügelaltären) ist erhalten. Unter dem großen Kanzelkorb eine Darstellung des heiligen Abendmahls. Die achtseitige Holztaufe (18. Jh.) ist ebenfalls erneuert worden. Eine Neuanschaffung ist das schöne Steh-Kruzifix (Kleemann, Gosen). Pfarrer Jürgen Riebesel (Selchow), der seinen Pfarrsprengel nach zehnjähriger Amtszeit demnächst verläßt, hofft, daß sein Nachfolger mit Waßmannsdorf nur Freude haben wird. Seit 1945 ist diese Gemeinde eine "dienende Gemeinde", und der große Einsatz für die Renovierung hat neue Bindungen geschaffen. Die Ältesten setzen sich oft über ihre Kraft und Gesundheit für die zügige Durchführung der Arbeiten ein. Ein Gemeindeglied putzte allein und gratis den Turm. Auch die Nachbargemeinden halfen - z. B. Selchow durch Überlassung der Ernten von Kirchenland, und der Pfarrer sagt lachend: Ich habe dabei sogar das Mauern gelernt.



Dehio/Brandenburg: Wassmannsdorf Lkr. Dahme-Spreewald. Karte 6
Ev. Dorfkirche. Im Kern Saalbau aus Feldsteinquadern, um M. 13. Jh., mehrfach verändert und 1926 um den eingezogenen Westturm erweitert. Vergrößerte Stichbogenfenster, auf der Südseite Reste eines ebenfalls stichbogigen spätgotischen Fensters. In der Turmhalle spitzbogiges Westportal; in der nördl. Backsteinvorhalle rundbogige Nordpforte. In der Ostwand Spuren einer rundbogigen (?) Dreifenstergruppe; darüber hoher Backsteingiebel mit drei gestaffelten Spitzbogenblenden und Fialen, A. 16. Jh. - Kleiner hölzerner Kanzelaltar A. 18. Jh., Ädikula mit Sprenggiebel auf gedrehten Weinlaubsäulen, seitlich Akanthuswangen, in der Predella Abendmahl, am Korb Bilder des Gekreuzigten und der Evangelisten, gelängte Figuren. Schlichte hölzerne Kelchtaufe, 1. H. 18. Jh.


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003