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Dorfkirche Gröben
(Landkreis Teltow-Fläming)

Diese Kirche ist eine der jüngsten der hier vorgestellten Kirchen und eigentlich keine mittelalterliche. Sie wurde erst 1508 geweiht. Man darf allerdings einen Vorgängerbau vermuten, von dem sich Reste in den Feldsteinmauern erhalten haben. Das heutige Erscheinungsbild wird allerdings von dem Wiederaufbau von 1909 geprägt. Aus dieser Zeit stammt die monumentale Ausmalung der Kirche.

Lage: Gröben liegt in der Südwestecke des Teltow etwa 10 km nordnordwestlich von Trebbin.

Ortsgeschichte: Das Dorf Gröben wurde 1352 erstmals urkundlich erwähnt. Es war ursprünglich ein Sackgassendorf (Historisches Ortslexikon). Schlimpert (1972) hält eine Namensübertragung von Gribbene (nördlich Calbe/Saale, südlich von Magdeburg, Sachsen-Anhalt) für am wahrscheinlichsten. Ein Burgplatz befand sich ca. 0,7 km westlich vom Dorf. 1375 hatte das Dorf 32 Hufen, von denen der Pfarrer und der Schulze je vier Freihufen hatten. Jede zinsbare Hufe zahlte an Pacht, Zins und Bede zusammen 3 Schillinge an die Ortsherrschaft. Es gab 8 Kossätenhöfe im Dorf, die jeweils ein Huhn bezahlen mußten. Der Krug hatte keine Abgaben zu entrichten. Die Ortschaft gehörte H. von Gröben mit allen Rechten und war ein Lehen des Markgrafen. Das Dorf insgesamt mußte eine Abgabe von 18 Schillingen leisten. Im Jahre 1416 kam Gröben an die Familie von Schlabrendorf. Etwa seit 1685 war der Besitz geteilt. Ein Teil kam an das Amt in Saarmund, der andere Teil verblieb im Besitz der Familie v. Schlabrendorf bis weit in das 19. Jahrhundert hinein.

Baustruktur: Der Bau ist eine Rechteckkirche mit polygonalem Chorschluß und eingezogenem Westturm. An der Nord- und Südseite sind Anbauten angebracht worden. Die ursprüngliche Kirche des 16. Jahrhunderts war ein Rechteckbau mit polygonalem Chorschluß ohne Westurm.

Mauerwerksausführung: Die Kirche hat sehr unterschiedliche Ausführungen des Mauerwerks. Die höheren Mauerpartien sowie der Westteil westlich der Ostkante der westlichen großen Schiffsfenster weisen ein mosaikartiges Mauerwerk auf. Diese Partien stammen vom Umbau 1860. Dagegen ist die Mauerwerksausführung des Chors und der unteren Teile der Südwand völlig unregelmäßig. Die Mauern enthalten hier viel Ziegelmaterial; erkennbar sind auch halbrunde Ziegelbruchstücke, also Dachziegel; entweder von Mönch-und-Nonne-Ziegeln oder von Dachpfannen. Der polygonale Chor hat Ziegelecken. Es sind überwiegend naß gestrichene Ziegel, untergeordnet kommen auch einige feucht gepreßte Ziegel mit deutlichen Preßfalten vor. Die Ziegel haben das Format 27,5 x 13,5 x 8-9 cm. Der oberste Teil der Mauern der Kirche besteht aus (neuen) Ziegeln.

Mörtel und Putze: Lediglich der Anbau an der Südseite ist überwiegend verputzt. Ansonsten ist die Kirche unverputzt bzw. hat lediglich einen Fugenputz (Feldsteinanteile). Der Turm ist im unteren Teil bis auf die Fensterleibungen sowie das vorgelegte Feld um das Westportal herum komplett verputzt.

Portale und Fenster: Die Südseite des Schiffs hat westlich des Südanbaus 2 große, neugotische Fenster sowie ein westliches, kleineres neugotisches Fenster und darüber ein großes Rundfenster zur Beleuchtung der Westempore. Östlich des Südanbaus ist bereits im Chorbereich ein weiteres neugotisches Fenster. Der Südanbau hat auf seiner Südseite ein segmentbogiges Portal und auf der Ost- und Westseite je ein schmales spitzbogiges Fenster.
Die drei Facetten des Chors besitzen ebenfalls jeweils ein neugotisches Fenster. Im Chor sind die Fenster von 1860 unten um ca. 40 cm verkürzt worden.
Die Fensteranordnung der Nordseite entspricht der der Südseite. Der zweigeschossige Nordanbau stammt vom Umbau 1909 und besteht aus polygonal vermauerten Feldsteinen. Der untere Teil, der ehemalige Heizungskeller, hat auf seiner Westseite einen segmentbogigen, mit Ziegeln gefassten Eingang und eine ähnlich gestaltete niedrige fensterartige Öffnung; eine ebensolche Öffnung befindet sich auf der Nordseite. Das Obergeschoss des Anbaus, die ehemalige Sakristei, trägt auf der Westseite einen Laubengang, der zu einem segmentbogigen Portal führt. In der Nord- und Ostwand dieses Raums befinden sich rechteckige Fenster. Die ehemalige Sakristei enthält heute eine Ausstellung zur Orts- und Patronatsgeschichte. Ein Durchgang führt von diesem Raum zur aus Ziegeln gemauerten Kanzel an der Nordseite des Kirchenschiffs.
Der Eingang zur Kirche ist das mehrfach gestufte Westportal mit Ziegelgewände im Turm.

Innenbögen: Es sind keine Innenbögen vorhanden. Schiff und Turm sind durch einen flach segmentbogigen Durchgang verbunden.

Turm: Der Turm ist ein geringfügig eingezogener Querwestturm aus Ziegelmauerwerk, der in Höhe des Dachs des Kirchenschiffs stark einspringt und als schlanker quadratischer Turmaufsatz weitergeführt ist. Er ist durch Putzblenden und Schartenfenster gegliedert. Sein heutiges Erscheinungsbild stammt vom Wiederaufbau 1909. Im Glockengeschoss hat der Turm je zwei Schallöffnungen auf der Süd- und Nordseite und je drei Schallfenster auf der Ost- und Westseite.

Dächer: Das Schiff hat ein Satteldach, das im Osten entsprechend dem polygonalen Chor dreiseitig schließt. Die Bedeckung ist unterschiedlich; Falzziegel auf der südlichen Dachhälfte, Doppelbiber auf der nördlichen Dachhälfte. Der Turm ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt.

Decke: Die Kirche hat ein hölzernes, verputztes Tonnengewölbe; das des Chorpolygons ist halbkuppelartig gestaltet. Das zweite Geschoß des Turmes, das sich in einem großen Bogen zum Schiff öffnet, hat ebenfalls ein Tonnengewölbe.

Innenausstattung: Die Kirche hat eine polygonal ausgebauchte Westempore, auf der die Orgel steht. Gestühl und Altar sind schlicht. Die Kirche ist ornamental in lebhaften Farben ausgemalt. Die Ausmalung stammt wie auch die Einrichtung vom Wiederaufbau von 1909. An der Nordseite, im Übergangsbereich vom Schiff zum Chor, befindet sich die aus Ziegeln gemauerte neuromanische Kanzel vom Umbau 1858/60. Die Kirche hat sowohl im Untergeschoss des Turms als auch im Chorpolygon bunte Glasfenster. Das nördliche und das mittlere Fenster enthalten Reste der zum Ursprungsbau von 1508 gehörenden Glasmalereien. In der Vorhalle im Turmunterbau befinden sich  zwei Grabsteine der früheren Patronatsfamilie, der von Schlabrendorff.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte: Das Mauerwerk der Kirche läßt im wesentlichen zwei Hauptbauphasen erkennen. Der Chor und Teile der Seitenmauern gehören noch zu einem Kirchenbau, der 1508 vom damaligen Bischof von Havelberg, Johann von Schlabrendorf, der aus dem Dorf Gröben stammte, geweiht wurde. Dieser Bau war jedoch niedriger und im Westen ca. 7 m kürzer als der heutige Bau. Der überwiegende Rest ist dem eingreifenden Umbau von 1860 zuzuschreiben.
Bereits die Kirche von 1508 muß aber einen Vorgängerbau gehabt haben, denn im Mauerwerk dieser Kirche sind Bruchstücke von Mauer- und Dachziegeln verwendet. Es kann sich bei diesem Vorgängerbau um einen Steinbau (z.B. Rechteckkirche) oder auch um einen Holzfachwerkbau gehandelt haben (Bau I). Ein reiner Ziegelbau dürfte wohl ausscheiden, denn dann müßten wohl mehr Bruchstücke von Mauerziegeln im Mauerwerk des Baus von 1508 anzutreffen sein. Die vorhandenen alten Mauerreste gehören jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach ausschließlich zu dem Bau von 1508.
Die Kirche von 1508 (Bau II) war ein Rechteckbau mit einem polygonalen Chorschluß. Die Ecken des Chorschlusses sind mit Backsteinen gemauert. Das Gebäude war deutlich niedriger und kürzer als heute, wie am mosaikartigen Mauerwerk in den oberen und westlichen Teilen des Mauerwerks zu sehen ist (Aufstockung von 1860). Die Kirche hatte auf der Nordseite vermutlich drei und auf der Südseite zwei Fenster sowie je ein Fenster in den drei Seiten des Chors (siehe Grundriss aus dem "Kreisinventar"). Die Fenster waren lt. Kreisinventar teils rund-, teils segmentbogig. Es gab ein Westportal und ein Priesterportal auf der Südseite. Auf dem Westgiebel der Kirche saß ein (vermutlich hölzerner) Dachturm.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen: 
1508 wird die Kirche geweiht (das "Kreisinventar" zitiert als Quelle für diese Weihe "Bekmanns Nachlass, Nr. 42; eine von uns nicht nachgeprüfte Angabe).

1598 hatte die Kirche bereits eine Uhr bekommen (Kirchenbuch). 1633 mußte dieses Uhrwerk dann repariert werden.

1860 wurde die Kirche grundlegend umgestaltet. Sie wurde um 7 m nach Westen verlängert und erhielt einen eingezogenen Westturm und einen Vorbau vor dem Priesterportal auf der Südseite. Außerdem wurden alle Öffnungen neugotisch verändert und die Kirche um ca. 1,50 m (geschätzt) aufgestockt (Bau III). Das Feldsteinmauerwerk dieser Bauphase ist mosaikartig.

Die Kirche brannte 1908 bis auf die Umfassungsmauern völlig aus. Beim Wiederaufbau1909 entstand der jetzige Bau (Bau IV). Der Westturm wurde erneuert und die Sakristei mit Heizungskeller auf der Nordseite angebaut. Vermutlich stammt der oberste Teil der Mauern (Ziegel) auch von diesem Wiederaufbau. Das Priesterportal auf der Südseite wurde zugemauert und der Südanbau zur Gerätekammer umgenutzt. Die Kirche wurde ornamental ausgemalt, erhielt neue farbige Glasfenster und eine neue Ausstattung.

1999 wurde 50000 DM für die Erneuerung der Fenster ausgegeben.

2006 wurde mit der Erneuerung des Kirchendaches begonnen. Im September wurden die Arbeiten mit dem Aufsetzen der Turmspitze abgeschlossen (MAZ 09.09.2006)

Vergleiche: Für die Gröbener Dorfkirche finden sich im Teltow keine Vergleichsbauten. Die im 16. Jahrhundert entstandene Kirche in Kleinmachnow ist ein nahezu reiner Ziegelbau, hat allerdings auch einen polygonalen Chorschluss.

Bemerkungen: Die Kirche ist sicher kein neugotischer Feldsteinbau, wie das Historische Ortslexikon behauptet. Die Kirche hat sicherlich beim Umbau 1858/60 große Veränderungen erfahren, hat jedoch noch einige Mauerteile von ihrem mittelalterlichen Ursprungsbau behalten, z.B. den Chor mit seinen Backsteinecken (die nicht neugotisch sind).
Eine recht abenteuerliche Rekonstruktion der Baugeschichte der Gröbener Dorfkirche findet sich in Birk (1999). Für die These, dass die Gröbener Kirche bereits "um 1200" bzw. "um 1250" errichtet wurde (Lembke in Birk, 1999) gibt es im heutigen (Stein-)Bau keine Hinweise. Es läßt sich lediglich ein Vorgängerbau zu der 1508 geweihten Kirche postulieren. Auch für eine Zerstörung der Kirche im Jahre 1408 (sic) fanden wir keine urkundlichen Belege. Die Kirche war sicher auch keine Wehrkirche, da sämtliche Kriterien dafür fehlen.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.88, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.75-7, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.103, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.82-4, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.22, Schlimpert (1972): Brandenburgisches Namenbuch. Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow, S.85-7, Gericke, Schleif & Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.145, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.88-90, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.213, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR Bezirk Potsdam (1978), S.448, Evangelische Kirchengemeinde (o.J.) Dorfkirche in Gröben, Faltblatt, Birk, Gerhard (1999): Verwehte Spuren Parochie Gröben, 238 S., Märkischer Verlag, Wilhelmshorst, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.388/9, Wollmann-Fiedler, Christel & Jan Feustel (2003): Fontanes Lieblingskirchen in der Mark, S. 131-134, Bouché, Bolko 2006. Für die Kirche ein Dach. Zossener Rundschau v. 17./18.6.2006, S.16.

Dank und Information: Evangelisches Pfarramt Ahrensdorf, Hauptstr. 29, 14974 Ahrensdorf; Tel.: 03378/801687. Die Kirche ist täglich geöffnet.



Außenansicht

Die Westseite der Kirche


Der polygonale Ostschluß


Ziegelecke des Chors mit naß gestrichenen und feucht gepreßten Ziegeln mit Preßfalten.


Die Südseite des Schiffes mit den Resten von Bau II (zwischen den beiden großen Fenstern)


Detail des Mauerwerks des Bau II mit Ziegelmaterial, das nur von einem Vorgängerbau stammen kann.


Innenansicht

Der Eingang der Kirche vom Turm aus.


Der Chorraum mit der Ausmalung und dem großen Radleuchter.


Ein Glasfenster des Chorraumes


Die Kanzel auf der Nordseite


Grundriß

Grundriß der Kirche vor dem Umbau von 1860 (aus Kubach & Seeger, 1941)


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Letzte Änderung: 17.8.2006


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2006