International Philosophy Colloquia Evian
20th Colloquium 2014 - Evian, 13-19 juillet 2014

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Colloquium 1998: The Work of Critique and the Persistence of Crisis

20th Colloquium 2014


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Topic / Program

Es gibt zwei Momente, die das Denken der Moderne auszeichnen: Zum einen dasjenige der Kritik, die allen Bindungen gilt, insbesondere den latenten kultischen Überbleibseln und der homogenen Sinnstiftung der Welt, die philosophisch unter dem Terminus der "Metaphysik" kursiert. Zum anderen dasjenige der Krise, als die alle Gegenwart verstanden wird: So ist der moderne Mensch beispielsweise entwurzelt, ist proletarisiert und/oder entfremdet, usf. Es zeigen sich auch Verbindungen der Momente von Kritik und Krise, insofern immer wieder die Krise dessen behauptet wird, dem die Kritik gilt: Eine Krise der alten Werte, der traditionellen sozialen Ordnungen, der überkommenen Weltbilder, der Moderne selbst etc.

Das, was mangels Begrifflichlichkeit mit 'Postmoderne' bezeichnet wird, hat versucht, beide Momente zu überwinden. Weder wird die eigene Zeit als Krise begriffen noch hofft man, die eigene Position durch Kritik zu fundieren. Die so behauptete Souveränität zehrt aber von den Momenten, die sie zu überwinden sucht. Denn erst Kritik bringt Orte hervor, an denen ein Absetzen von ihr möglich ist. Was vormals als Krisenerfahrung galt, wird nun Normalität: die conditio humana als Wurzel der Unmöglichkeit verstanden, die in der Moderne angestrebte Stabilität gesellschaftlichen und überhaupt menschlichen Zusammenlebens zu erreichen.

So steht weiter in Frage, was Kritik zu leisten vermag. Gibt es Kritik, die als solche gelingt, oder ist alles Kritische im Grunde affirmativ und untergräbt damit das eigene Vorhaben? Ist Kritik als solche noch als Motivation philosophischer, künstlerischer oder politischer Vorhaben erstrebenswert oder hat sie, wie manche postmoderne Haltung es begreift, selbst als das Übel der Moderne zu gelten, das nunmehr vermieden werden muß? Von der neuzeitlichen Philosophie, insbesondere von der sogenannt kritischen Kants oder der "Kritischen Theorie", bis zu Popkultur und zeitgenössischer Kunst reicht das Spektrum, das wir zur Diskussion vorschlagen. Dabei soll zum einen die Frage nach kritischen Potentialen und nach dem Sinn von Kritik im Zentrum stehen. Auch die Krisenerfahrung ist aber aus den zeitgenössischen Gesellschaften nicht verschwunden. Insbesondere als Krise des Sozialen und seiner Bindungskraft ist sie momentan in Westeuropa präsent. Sie steht damit zum anderen im Fokus des Interesses. Mit der Frage nach der Krise ist aber zugleich diejenige nach der Permanenz der Krise gegeben. Es scheint sich um eine bestimmte Ordnung zu handeln, die die eigene Zeit als Krise erfahren oder konzipieren läßt. So wäre sie nicht nur postmodern, sondern schlechthin die Normalität und ihr Begriff zuletzt nicht aufrecht zu halten.


Program

LUNDI / MONTAG, 13.7.1998
matin / Vormittag
Frauke A. Kurbacher (Münster): Krise, Kritik und ihr Prinzip: zu einer möglichen Aktualität von Urteilskraft

APRÈS-MIDI / NACHMITTAG
Peter Keicher (Cambridge): Sinn und Unsinn des Philosophierens bei Ludwig Wittgenstein
Patrick Hofmann (Leipzig): Enttäuschung der Philosophie

MARDI / DIENSTAG, 14.7.1998
MATIN / VORMITTAG
Anita Kernwein (Stuttgart): Michel Foucaults Beantwortung der Frage: Was ist Kritik?
Thomas Klauck (Berlin): Von der Haltbarkeit einer Kritik ohne Boden

APRES-MIDI / NACHMITTAG: libre / frei

MERCREDI / MITTWOCH, 15.7.1998
MATIN / VORMITTAG
Sebastian: René Char und Heidegger
Stefan Blank (Berlin): Kritisches Quantum Base: Techno

APRES-MIDI / NACHMITTAG
Georg W Bertram (Gießen): Wem gilt die Kritik der Dekonstruktion?
Manuel Pérez (Paris): De cri(e) à Riss. oder: Comment entendre entre langues 'crisses'

JEUDI / DONNERSTAG, 16.7.1998
MATIN / VORMITTAG
Agata Zielinski (Grenoble): La phénoménologie, une 'hérésie' ou la critique comme art de l'écart
Claudia Althaus (Siegen): Erfahrung und Kontingenz. Denken im Kontext der Krise bei Hannah Arendt

APRÈS-MIDI / NACHMITTAG: libre / frei

VENDREDI / FREITAG, 17.7.1998
MATIN / VORMITTAG
Arndt Hoffmann (Bochum): Die Poesie und die Drogen. Eine Projektskizze
Thilo Brinkmann (Dortmund): Bachelard und die Möglichkeit der Kritik aus den Naturwissenschaften

APRES-MIDI / NACHMITTAG: discussion terminale

 

Organisation: Georg W. Bertram (Berlin), Robin Celikates (Amsterdam), David Lauer (Berlin). In cooperation with: Alessandro Bertinetto (Udine), Karen Feldman (Berkeley), Jo-Jo Koo (Dickinson), Christophe Laudou (Madrid), Claire Pagès (Paris), Diane Perpich (Clemson), Hans Bernhard Schmid (Wien), Contact: evian@philosophie.fu-berlin.de