Drohende Schließung der Psychiatrie

Senatsverwaltung für Gesundheit übt Druck aus


Am 14. Januar hat der Fachbereichsrat des Fachbereichs Humanmedizin in einer Resolution scharf gegen die Bestrebungen der Senatsverwaltung für Gesundheit protestiert, die Bettenzahl in der Psychiatrischen Klinik so weit zu reduzieren, daß dies letztlich auf ihre Schließung hinausläuft. Aus dieser überraschenden Positionsänderung der Gesundheitsverwaltung ergibt sich eine Kürzung für das Universitätsklinikum Benjamin Franklin, die deutlich über das 300 Millionen Mark-Sparpaket für den gesamten Berliner Krankenhausbereich hinausgeht.

Bisher war für die Klinik in der Eschenallee (Psychiatrie, Sozial- und Gerontopsychiatrie und Neurologie) ein Abbau von 70 Betten vorgesehen. Nach den neuesten Plänen sollen jedoch auch die verbleibenden 100 Betten aufgegeben werden. Dies wird vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin und von der Senatswissenschaftsverwaltung klar und eindeutig abgelehnt.

Mit derartigen Reduzierungsvorhaben, heißt es in der Resolution, unterlaufe die Senatsverwaltung die Bestands- und Standortgarantie für das Universitätsklinikum Benjamin Franklin, die zuletzt am 1. April 1995 mit dem Gesetz zur Neuordnung in der Hochschulmedizin gegeben wurde. Der Schließungsplan werde im übrigen mit "unzutreffenden Angaben" begründet: Im Gegensatz zu der Feststellung der Gesundheitsverwaltung, "nach der es für diese Betten keinen Bedarf gebe, sei die Psychiatrische Klinik ständig überbelegt". Insgesamt sei die Klinik als universitäre Einrichtung mit stationärem Betrieb unverzichtbar. Dazu Klinik-Direktor Hanfried Helmchen: "Die Klinik nimmt an der für alle Universitätskliniken selbstverständlichen Versorgung der 'letzten Linie' teil, das heißt, sie ist mit neuartigen und speziellen Verfahren für Menschen mit diagnostisch oder therapeutisch besonders schwierigen Krankheitszuständen für ganz Berlin und darüber hinaus auch für Brandenburg tätig."

Überdies belegten auch die Drittmitteleinnahmen der Psychiatrischen Klinik ihre überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit: Sie lagen 1996 bei 7,7 Mio Mark. Dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin werde mit einem derartigen Vorhaben "schrittweise die Funktionsfähigkeit als Einrichtung der universitären Medizin" entzogen, heißt es in der Resolution weiter: Im Falle einer Schließung der Psychiatrischen Klinik könnte die FU ihre Studierenden nicht mehr vollständig selbst ausbilden, "weil die Psychiatrie als großes klinisches Fach ein essentieller, in der staatlichen Ausbildungsordnung für Medizinstudenten (Approbationsordnung) vorgeschriebener Bestandteil der studentischen und ärztlichen Ausbildung ist".

Fega


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