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[Ernst Reuter Tag am 4. Dezember]

[Ernst Reuter]

Im Steglitzer Titania-Palast, dem heutigen Kino, fand am 4. Dezember 1948 ein denkwürdiges Ereignis statt: Die Gründungsfeier einer neuen Universität kurz nach Kriegsende, als Kohle, Essen, Bücher, Stühle und Tische noch Mangelware waren. Zurückgekehrt aus dem Krieg und jahrelang von den Nationalsozialisten indoktriniert, wollten die jungen Studenten damals vor allem eins: ohne politische Beeinflussung in Freiheit lernen, lesen, forschen und mit guten Professoren und Assistenten diskutieren können. All dies schien an der langsam unter SED-Einfluß kommenden wieder eröffneten Berliner Universität Unter den Linden nicht mehr gewährleistet zu sein. Als dort drei Studierenden die Lernrlaubnis aus politischen Gründen entzogen wurde, kam es zu Protestveranstaltungen von Studierenden im Westteil der Stadt. Dank der Unterstützung engagierter Wissenschaftler, Berliner Politiker und der Vereinigten Staaten gelang es den Studenten innerhalb weniger Monate, Professoren und Räume zu finden, Bücher und Mobiliar zu organisieren, damit der Lehrbetrieb unter einfachsten Bedingungen – bisweilen im Kerzenschein – stattfinden konnte. Besonders gefördert wurde die Gründung der Freien Universität von dem damaligen gewählten Oberbürgermeister von Berlin. Der Gründungsaufruf wurde von ihm unterzeichnet, und er war der erste Vorsitzende des Kuratoriums. Im Jahr nach seinem Tode wurde 1954 die Ernst-Reuter-Gesellschaft gegründet.

Alljährlich begeht die Freie Universität ihren Geburtstag am 4. Dezember mit dem nach Ernst Reuter benannten Tag. In diesem Jahr erwartete das Auditorium ein spannender Vortrag von Prof. Dr. Peter Deuflhard, der – interdisziplinär vom Ansatz – den mentalen Grundmustern der körperlichen Wahrnehmung auf den Grund geht. „Maler, Mörder, Mathematiker“ nannte der Numerische Mathematiker und Fachmann für scientific computing seinen Vortrag und spannte den Bogen vom Sezieren, die der Renaissance-Maler Leonardo da Vinci heimlich an Erhängten vornahm bis hin zum virtuellen Patienten der 3-D-Simultation. „Umbringen brauchen wir heute keinen mehr“, meinte Deuflhard, was das Publikum beruhigen dürfte. Mehr wird von dem Vortrag nicht verraten.

Außerdem wurden an diesem Tag fünf Ernst-Reuter-Preise für herausragende Dissertationen, die an der Freien Universität entstanden sind, vergeben. Seit 1985 verleiht die Freie Universität jedes Jahr am 4. Dezember den von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen gestifteten und mit fünftausend Euro dotierten Ernst-Reuter-Preis für die besten Dissertationen des Vorjahres.

Felicitas von Aretin

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