Studien-Preis der Professoren am FB Wirtschaftswissenschaft erstmalig vergeben

Als Zeichen ihrer Verbundenheit zu Fachbereich und Studierenden



Prof. Dr. Haehling von Lanzenauer überreicht Petra Zloczysti den Studienpreis der Professoren.
(Foto: privat)
"Als ich den Brief von der Uni bekam, war ich total überrascht - ich dachte im ersten Moment es sei eine Mahnung, weil ich meine Rückmeldegebühren noch nicht bezahlt hatte", berichtet Petra Zloczysti. Zusammen mit Jarno Schäfermann hat sie als erste Studierende am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der FU den "Studien-Preis der Professoren für herausragende Leistungen im Grundstudium" erhalten.
Der "Studien-Preis der Professoren" wird seit dem vergangenen Sommersemester halbjährlich an die Studentin oder den Studenten vergeben, die ihr Grundstudium mit der besten Note (mindestens 1,5 oder besser) und in höchstens sechs Fachsemestern abgeschlossen hat. Die Beschränkung der Semesterzahl auf sechs Semester wurde entschieden, um nicht diejenigen auszuschlieflen, die ihr Studium durch eine Nebentätigkeit finanzieren müssen. Zloczysti hat nach vier Semestern ihr Grundstudium und Schäfermann seines nach drei Semestern abgeschlossen. Sie ist damit nicht nur überdurchschnittlich schnell, sondern auch ein Beispiel für ein Phänomen, das man am Fachbereich schon länger beobachtet: Unabhängig von Nebentätigkeiten werden die besten Abschlüsse häufig von denjenigen Studierenden erzielt, die ihr Grundstudium in der kürzest möglichen Zeit abschlieflen.
Initiiert wurde diese Auszeichnung, mit der die Verleihung einer Urkunde und ein Preisgeld in Höhe von 2.000,- DM bzw. 1.000,- EUR verbunden ist, durch Dr. Christoph Haehling von Lanzenauer, Professor am Institut für Produktion, Wirtschaftsinformatik und Operations Research des Fachbereichs. Bereits vor zwei Jahren hatte er die Idee, anläfllich des 50jährigen Jubiläums der FU 1998 am Fachbereich etwas zu organisieren. "Es sollte ein Geschenk der Professoren an ihren Fachbereich und an die Studierenden sein", erzählt er, "eine Initiative, die nach innen wie nach auflen deutlich macht, dafl die Professoren hinter ihrem Fachbereich stehen, sich mit dessen Zielen identifizieren und diese selbst unter schwierigen Verhältnissen realisieren möchten." Zunächst stand aber die Frage nach der Finanzierung dieser Initiative im Vordergrund. Geprägt durch seine fast 30jährige Tätigkeit an nordamerikanischen Hochschulen, wo fund raising weitaus verbreiteter ist als in Deutschland, begann Haehling von Lanzenauer Mitte 1997 am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft für sein Projekt zu werben: Jeder Professor, der sich mit den Zielen dieser Initiative identifizieren konnte, sollte einmalig etwa 1.500,- DM spenden. Die Reaktion auf seinen Aufruf war überaus erfreulich: Anfang 1998 hatten die meisten der Professoren gespendet. Die Idee, mit dem Geld einen Preis für die Studierenden auszuloben, fand ebenso groflen Anklang. Unter Mitwirkung aller Professoren wurden anschlieflend die einzelnen Kriterien festgelegt: Im Gegensatz zu anderen Preisen, die häufig für die beste Diplom- oder Doktorarbeit vergeben werden, sollte sich diese Auszeichnung an Studierende im Grundstudium - weil sie länger am Fachbereich bleiben - richten.
Eine schwierige Frage war die nach der Höhe des Preisgeldes: Einerseits sollte die Summe den Studierenden einen Anreiz bieten, andererseits sollte die Auszeichnung aber nicht nur einige wenige Male, sondern langfristig vergeben werden können. Mit der jetzigen Höhe und den bisher gespendeten Geldern der Professoren ist die Vergabe des Preises auf jeden Fall für die nächsten 12 Jahre gesichert. Auflerdem wurde beschlossen, eine Tafel mit den Namen der Preisträger vor dem Hörsaal 101 des Fachbereichs anzubringen - zu Ehren derjenigen, die ihr Grundstudium in so hervorragender Weise abgeschlossen haben und als Anreiz zu Bestleistungen für die anderen Studierenden im Grundstudium.
Die Preisträger des Sommer- und des Wintersemesters 1998 wurden ausnahmsweise zusammen, und im Rahmen des groflen Ehemaligen-Treffens vergeben, das am 5. Dezember 1998 am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft stattfand. In der Zukunft werden die Studentin oder der Student ihre Auszeichnung in der "Einführungsveranstaltung für Studienanfänger" zu Beginn des Semesters überreicht bekommen.
Zloczysti und Schäfermann sind von der positiven Wirkung der Initative überzeugt. "Durch diesen Preis wird die Identifikation mit dem Fachbereich sicherlich gefördert", stellt Schäfermann fest, "und mit der steht es ja häufig in einem Massenfach wie der Wirtschaftswissenschaft nicht immer zum Besten." Was sie mit ihren Preisgelder machen werden, wissen sie noch nicht. "Erst einmal kommt es auf's Konto und dann mal weitersehen...", darin sind sich beide einig.
In der Zwischenzeit hat sich Haehling von Lanzenauer mit groflem Engagement auch auflerhalb des Fachbereiches um Sponsoringmittel bemüht - mit Erfolg! Mit dem Fond der Professoren als "Eigenkapital" konnte er bereits zwei grofle deutsche Banken überzeugen, den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften zu fördern. Im vergangenen Dezember stellte der Stiftungsfonds Deutsche Bank 50.000,- DM und die Commerzbank-Stiftung 25.000,- DM zur Verfügung. Dank dieser Spenden können nun einige der Hörsäle des Fachbereichs mit moderner Informationstechnologie ausgestattet werden. "Man darf nur nicht mit leeren Händen kommen", sagt Haehling von Lanzenauer, "da kann man nichts erwarten. Wenn man aber schon etwas vorweisen kann, dann animiert es die anderen." Und was die Zukunft angeht: Haehling von Lanzenauer ist optimistisch, dafl weitere Unternehmen diesem Vorbild folgen werden.

Iris Kampf


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