Die Suche nach Ehemaligen der FU ist auf unerwartet hohe Resonanz gestoßen

Sehr geehrte Damen und Herren...



Mit diesem Tagesspiegel-Aufruf fing es an. Die FU hat sich aufgemacht, ihre Ehemaligen zu suchen. Das Projekt sprach sich herum; auch über andere Kanäle wurde gesucht. Inzwischen sind über 1000 Antworten beim Außenamt der FU eingegangen. Einige der Briefe drucken wir auszugsweise hier ab.

Gute Grundlage? November 1948 in der Ihnestraße. Rechts die Juristische Fakultät, links die Vorlesungsbaracke ruhen sich auf einem zufällig dort geparkten US-Auto aus.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein Freund schickte mir eine Notiz aus dem "Tagesspiegel", über die ich zuerst gelacht habe: die FU wisse nicht, wer bei ihr studiert habe, habe nicht einmal eine Liste derer, die bei ihr promoviert haben. Wie wunderbar, keinerlei Akten, in denen man - gewollt oder nicht - geführt oder verfolgt wird! Wie komisch aber auch: eine Hochschule, die ihr Publikum vergißt. Es erinnert mich an den unüberhörbar desinteressierten Wunsch des Prodekans Kunisch 1954, als er mir den Köcher mit der Promotionsurkunde in die Hand drückte, nachdem er mir sie tonlos vorgelesen hatte: "...und alles Gute für Ihren ferneren..."
Ich habe vom Oktober 1948 an bis Anfang 1954 an der FU Musikwissenschaft und Kunstgeschichte (und vieles andere, das in meinem Studienbuch der ersten vier, fünf Semester regelmäßig fast 50 Wochenstunden zusammen ausmachte) studiert; ich kam aus der Zone, glücklich, unter den geprüften und zugelassenen ersten Zweitausend zu sein. Meine Fächer wurden später "Orchideenfächer" genant, weil es (zumal damals) nahezu unmöglich schien, sein Geld damit verdienen zu können. Gottlob hatte mich die Immatrikulationsrede des neuen Rektors Hirsch 1954 dermaßen aufgeregt, daß ich meinen Zorn ausgegossen  und an den "Tagesspiegel" geschickt habe. Der druckte den Artikel - es war der erste meines Lebens - , die FU reagierte unmutig und leitete ein Disziplinarverfahren wegen unehrenhaften Betragens gegen mich ein; der Redakteur - ein würdiger Herr mit Namen Ewald Weitz - versprach, mich notfalls zu beschützen. Seine Frage, ob ich den Artikel selbst geschrieben hätte (verwunderliche Frage), führte zur Einladung, gelegentlich "wieder etwas einzureichen". Und so geschah es, daß ich -schon verheiratet --nicht nach Australien auswanderte, sondern Zeitungsvolontär wurde; es war damals nicht leicht, diese Stelle zu finden, aber es glückte.
Verzeihen Sie diesen persönlichen Erguß - Sie sehen daran, daß diese unglaublichen ersten fünf Jahre der Freien Universität (die meine Frau, an der Humboldt-Universität Flugblätter werfend und politisch sehr rege, ja mit angestiftet hatte) in aufwühlender Erinnerung geblieben sind: Gründungsjahre sind immer packende Ereignisse.
Kurzum, nun kennen Sie einen, der zu den allerersten FU-Studenten gehörte.
Manfred Sack/Hamburg


Hochschulpolitik: Konventssitzung im Hause der Medizinischen Fakultät in der Königin-Luise-Straße, WS 49/50 - li. stehend der Vorsitzende des 1. Konvents, Peter Lorenz, 2. v. re. der AStA-Vorsitzende Helmut Coper

Sehr geehrte Damen und Herren!

Sie suchen Ihre Ehemaligen Studenten! Ich gehöre dazu, habe aber mein Studium erst im November 1949 mit der Gründung des Instituts für Leibesübungen begonnen. Ich habe das Staatsexamen in Anglistik und Leibesübungen gemacht und war einige Jahre hier im Schuldienst.
Der Grund, weshalb ich Ihnen schreibe, ist aber ein anderer. Sie wollen sicher eine Chronik der FU erstellen, und dazu möchte ich Ihnen mitteilen, daß der Right Reverend Simon Barrington-Ward, Bischof von Coventry (England), der in Dresden zum Wiederaufbau der Frauenkirche in Anwesenheit der englischen Königin und vieler anderer internationaler Würdenträger gepredigt hat, von 1952 bis ? (die genauen Daten weiß ich nicht mehr) am Englischen Seminar der FU als "Assistant" tätig war und mit uns "Conversation" machte.
Rose Christel Wittke, geb. Buchholz/Berlin


Einst "Assistant" an der FU:  The Right Reverend Simon Barrington-Ward, Bischof von Coventry i.R. (Foto: privat)
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Tagesspiegel veröffentlichte am 14. d. M. Ihren Aufruf an die "Ehemaligen" der FU, sich wegen des Jubiläums unserer Uni bei Ihnen zu melden.
Wir gehören zu den ganz Alten, haben uns in der FU kennengelernt und 1955 geheiratet. Wir sind beide Neuphilologen und waren im Schuldienst, aber auch anderweitig beschäftigt.
Beim "Studiendank" sind wir unter den Nummern 101 und 432 registriert.
Meine Frau, ehemals stud.phil. Inge Krauß aus der Von-Luck-Str. 37 in Nikolassee: Sie war immatrikuliert vom 7. 10. 1949 bis zum 28. 9. 1955. Sie studierte Anglistik (Hauptfach), Romanistik und Geschichte.
Sie gehörte zu der Gruppe, die für das WS 1952/53 von der Stanford University eingeladen wurde, dort das Studium und die Studentenvertretung im Rahmen des Projektes "Reeducation of Germany" zu erleben. Meine Frau war dann Abgeordnete im Konvent. Übrigens wurde die Gruppe offiziell geleitet von der Dozentin/Assistentin Dr. Käte Asmuss. [...]
Ich selbst war schon mit der Freien Universität beschäftigt, ehe sie offiziell ins Leben trat. Ich war stud.phil. an der Berliner Universität Unter den Linden und dort auch Mitglied des Fakultätsrats (aber für die dort Herrschenden auf der falschen Seite stehend).Wie eine Reihe anderer Studenten, Dozenten und Mitarbeiter dieser Uni baute ich das Englisch-Amerikanische Seminar in der Boltzmannstraße mit auf. [...]
Ich gründete eine fachbezogene studentische Vereinigung, den "Seminar Club" und war einige Zeit dessen "President". Zusammen mit der deutsch-französischen und der deutsch-italienischen Studentengruppe bildeten wir zeitweilig den "Bund Berliner Studenten (BBS)" und stellten an der Argentinischen Allee Studenten aus dem Osten, die keine Bleibe hatten, eine sehr spartanische Unterkunft zur Verfügung (aus unseren Mitgliedsbeiträgen). Ich war auch Mitglied des Konvents, studentische Hilfskraft und dann auch wissenschaftliche Hilfskraft. [...]
Gerhard Müller /Kamen in Westfalen


Vom BBS (Bund Berliner Studenten) angemietetes Haus an der Argentinischen Allee. Flüchtlinge konnten hier kurze Zeit unterkommen
 

Stanford Committee - Kinobesuch mit Austauschstudentin Joan Steindorf (2.v.re; Foto: privat)
 
 
Für die Herausgabe eines Bildbandes zum 50jährigen Jubiläum der Freien Universität suchen wir Fotos --nicht nur - der ersten Stunde, seien es Bilder von welthistorischer Bedeutung oder einfach Momentaufnahmen des ganz normalen Universitätsalltags. Wer im Besitz solcher Fotografien ist und sie für eine kurze Zeit zur Vefügung stellen möchte, möge sich bitte an folgende Adresse wenden: 

Pressestelle der Freien Universität Berlin 
Kaiserswerther Str. 16-18 
14195 Berlin 
Telefon:  
030-838 73180


Ihre Meinung

[vorherige [Inhalt] [näch ste