Die Germanistin Sylvelie Adamzik ist tot

Mit dem Blick einer Karikaturistin


Ich kannte die Wissenschaftlerin Dr. Adamzik beinahe überhaupt nicht. Ich wußte, daß sie sich mit Nietzsche beschäftigte und daß sie gerne - wie sie mir einmal erzählte - den Ödipus-Mythos knacken wollte. Aber ich kannte und mochte Sylvelie, die Privatpers on.

Ich begegnete ihr im Frauenrat unseres Fachbereichs. Aber vor allem war Sylvelie für mich eine Frau, die zwei Straßenecken von mir entfernt wohnte. Ich traf sie beim Brötchenholen oder auf dem Weg zur U-Bahn. Ich habe selten eine Frau erlebt, die so viel E nergie besaß wie Sylvelie. Sie setzte sie vor allem dazu ein, gegen starre gesellschaftliche Normen, eingerostete Traditionen und vieles andere, was sie als einengend und ungerecht empfand zu revoltieren. Hierarchien, Status, Titel darauf nahm sie keine Rü cksicht. Unkonventionell und voller Sarkasmus war sie eine Person, die sich in kein System einfügen lassen wollte. Es gab nur wenige, die sie verstanden, aber sie hat ebenfalls oft genug über diese Welt den Kopf geschüttelt. Eine Welt, über die sie sich de nnoch hinreißend lustig machen konnte mit dem feinen Blick einer Karikaturistin und einem ebenso treffenden Humor. Wenn ich versuche, sie mir ins Gedächtnis zurück zu rufen, dann sehe ich sie vor mir, wie sie sich - noch immer bebend vor Lachen - die verla ufende Wimperntusche wegwischen muß.

Bianca Berger, Studentische Frauenbeauftragte am FB Germanistik


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