Die Pflanzengeographische Abteilung im Botanischen Garten

Dahlemer Weltreisen


Im Wald ist es angenehm kühl. Die hundertjährigen Rotbuchen schlucken einen großen Teil des Sonnenlichts. Auch im Auenwald ist es jetzt schön. Die Hitze der Stadt ist vergessen. Man kann bleiben oder weiterreisen durch Moorlandschaften und Heide. Am Nordseestrand wächst Strandhafer, der die Dünen festhält. In den Alpen hat man die Wahl: Nördliche Kalkalpen, Zentrale Urgesteinsalpen und Südliche Kalkalpen; die unterschiedlichen Höhenstufen sind gut zu erkennen.

Das nächste Ziel könnte die Iberische Halbinsel sein, die heiß-trockenen Tomillares mit Thymian, Salbei, Lavendel und anderen Lippenblütlern oder die Atlantische Heide. Was sich unbedingt lohnt, ist der Aufstieg in den Himalaja. Es gi bt deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westhimalaja, hier vier Monate Monsunregen, dort drei, hier Koniferen und Rhododendren, dort Syringa und Viburnum. Weiter nach Ostasien. In Japan steht ein kleiner Pavillon, gut geeignet um innezuhalten, in Medi tationsnähe ein Ginkgo. In Nordamerika und Kanada gibt es Wälder, Gebirge und Prärien. Von Ost nach West wird es immer trockener, von Nord nach Süd immer wärmer. Wenn im September der Essigbaum rot wird und Sonnenblumen und ihre Verwandten gelb leuchtend bl ühen, ist Indian Summer.

Nicht die gesamte Vegetation dieser Regionen kann hier gezeigt werden, sondern nur typische Vertreter. Auf einem Drittel der Fläche des Botanischen Gartens sind Pflanzenformationen der gemäßigten Zonen der gesamten Nordhalbkugel zu sehen, im Sommer auch des Kaplandes und Mittelamerikas. Das ist Pflanzengeographie.

Das Bodenrelief der Dahlemer Anlage bot gute Voraussetzungen für die Gestaltung der pflanzengeographischen Abteilung, als der Botanische Garten um die Jahrhundertwende an seinen heutigen Standort umsiedelte. Nur der Himalaja und ein Teil der anderen Gebirge mußten aufgeschüttet werden. Die kalkulierte Linienführung des Wegesystems schickt den Besucher auf Entdeckungsreise um eine von Menschen geschaffene Welt im Kleinen.

Nachdem die eigene Flora zur Versorgungsvegetation geworden ist, gewinnt die künstliche Landschaft eines botanischen Gartens an Bedeutung - nicht nur für die Forschung: "Namentlich die Vegetation der Alpenländer bereitet des Sonntags T ausenden von Besuchern viel Freude. Ganz besondere Bedeutung haben solche Anlagen in dem botanischen Garten einer Großstadt, deren erschreckende Ausdehnung immer mehr von ursprünglichen, zum Studium geeigneten Pflanzenformationen vernichtet&quo t;, schreibt der Gartendirektor Adolf Engler bereits 1909. Die Stadt ist weiter gewachsen, und wem der Weg nach Dahlem zu weit ist, kann virtuell reisen. Aber das ist natürlich nicht so schön wie im richtigen Leben.

http://www.bgbm.fu-berlin.de/BGBM/default.htm. oder über die Homepage der Uni: http://www.fu-berlin.de

Susanne Weiss

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