Fraunforschungsprofessorin: Marlies Janz

Von Brentano bis Jelinek


Der Einstieg in den Unibetrieb 1984 war für Marlies ganz wie der Biß in den sauren Apfel. Das zweijährige Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ging dem Ende zu und das Buch, das sie in dieser Zeit hatte schreiben wollen, war noch immer nicht fertig. Da bot ihr die FU eine Teilzeitprofessur für "Neuere Deutsche Literatur (NDL) unter besonderer Berücksichtigung der Frau im literarischen Prozeß" an. Obwohl die Stelle befristet und schle cht bezahlt war, nahm sie an, um sich zu habilitieren.
An die "unzumutbaren Bedingungen" unter denen die Frauenforschung damals allmählich durchgesetzt wurde, erinnert sich die 53jährige nur zu gut. Seit 1990 hat sie eine volle, unbefristete Professur für NDL mit dem Schwerpunkt Fraue nforschung. Janz ist erleichtert:"Die Zeiten, in denen man Frauenforschung legitimieren mußte, sind Gott sei Dank längst vorbei."

Die sauren Zeiten liegen hinter Marlies Janz

Janz studierte Theater- und Literatuwissenschaften bei Peter Szondi und Wilhelm Emrich. Praktische Erfahrungen sammelte sie damals als Dramaturgin und Kegieassistentin am Schiller-Theater und an der Tribüne. Nach der Promotion über Paul Celan I9 74 kehrte sie der Universität zunächst den Rücken und arbeitete mehrere Jahre als Verlagslektorin für Gegenwartsliteratur und als Literaturkritikerin.
Ihr heutiges Arbeitsgebiet umfaßt die gesamte Literatur des 18. bis 2o. Jahrhunderts, von Clemens Brentano bis Elfriede Jelinek. Neben der Theorie und Methodologie der Frauenforschung galt ihr Interesse auch immer der Kritik an der Frauenforschung s elbst. So erinnert sie sich:"Die Frauen haben in den 70er Jahren Kategorien ausgegraben, die innerhalb der Literaturtheorie Iängst ad acta gelegt wurden."
Daß die Perspektiven aus der Frauenforschung heute von ihren KollegInnen und vom Nachwuchs berücksichtigt werden, spricht nach der Ansicht von Janz dafür. daß die Einrichtung weiterer Frauenforschungsprofessuren in der Liternturwisse nschaft unnötig werde. "Genau so haben wir uns das damals gewünscht!"

Christina Engel

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