Kolumbianischer Literatur-Nationalpreis für Carlos Rincon

Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen

Carlos Rincon überwand die Kluft zwischen akademischer und nichtakademischer Welt

Die Formel Ernst Blochs von der "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen", die zum Verständnis der Beziehung zwischen Faschismus und Modernität in Deutschland diente und als Modell für lateinamerikanische Verhältnisse übernommen wurde, wird auf den Kopf gestellt. Als die "Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen" beschreibt Professor Carlos Rincon vom Lateinamerika-Institut die neue Etappe der Globalisierungsprozesse unter den massiv veränderten Bedingungen. Für seine Untersuchungen zur Geschichte Lateinamerikas und zur lateinamerikanischen Literatur- und Kulturwissenschaft erhielt Rincon Mitte Dezember den mit 14.000 US-Dollar dotierten kolumbianischen Nationalpreis für Literatur in der Sparte Essay.

Durch methodologische Erneuerung und Erweiterung des Theoriehorizontes gelang es Rincon, in der Diskussion über Literatur und Kultur eine neue Seite aufzuschlagen. Die Vorschläge und Entwürfe, die die Differenz Lateinamerikas unterstreichen und gleichzeitig jenseits eines lateinamerikanischen Sonderwegs etwa durch Idealisierung lokaler Kultur liegen, weisen seine Arbeit als ein Kulturprojekt von größter Dringlichkeit aus. Die Besonderheit seines Beitrags liegt in der Offenheit des konzeptuellen Herangehens, im klaren und ungezwungenen Stil, so daß es gelingt, die Kluft zwischen akademischer Welt und breiter literarischer Öffentlichkeit zu überwinden.

Carlos Rincon ist seit 1990 Professor am Lateinamerika-Institut, an dem er seit 1986 als Gastprofessor tätig war. Er lehrte in den 60er Jahren an der Nationalen Universität von Kolumbien in Bogota und in den 70er Jahren an der Zentraluniversität von Venezuela in Caracas. Rincon ist Mitherausgeber der "Berliner Lateinamerika-Forschungen" des Ibero-Amerikanischen Instituts, Mitglied des Redaktionsbeirates des Journal of Latin American Cultural Studies des King's College der University of London und der Revista de Critica Literaria Latinoamericana der University of California (Berkeley). Sein jüngstes Projekt ist die Durchführung einer Reihe von internationalen Kolloquien und Symposien der Nationalen Universität von Kolumbien und der FU im Rahmen des internationalen Programms für Kultur- und Literaturstudien über Lateinamerika.

Ellen Spielmann


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