3. Das World Wide Web (WWW)

Wegen der zu erwartenden hohen Datenübertragungsraten auf dem Information Superhighway ist mit einem breiten Spektrum von Multimedia-Anwendungen zu rechnen. Was aber bietet die Gegenwart hinsichtlich von Multimedia-Anwendungen mit dem Internet als Basis? Diese Frage lenkt sofort auf den Dienst im Internet, der für den anhaltenden Boom verantwortlich ist: das World Wide Web (WWW, W3).


3.1 Ursprünge und Eigenschaften


Die Geburtswehen" des World Wide Web setzen im März 1989 ein, als der Forscher Tim Bernes-Lee ein Dokument mit dem Titel Information Management: A Proposal" am European Laboratory for Particle Physics/CERN in Genf/Schweiz unter Kollegen zirkulieren läßt. Als Hintergrundinformation kursiert dort zeitgleich ein Aufsatz mit dem Titel HyperText and CERN".

Hypertext dient der Verwaltung von größeren Datenbeständen, indem man zwischen verschiedenen Stellen des Datenbestandes Querverweise - sogenannte links (Verbindungen) - definieren kann. Ein link kann einen Verweis innerhalb eines Dokuments darstellen oder einen Verweis auf ein anderes Dokument bzw. ein bestimmtes Objekt innerhalb eines anderen Dokuments. Die Punkte, von denen ein Querverweis ausgeht, werden als nodes (Knoten) bezeichnet. Ein node kann z.B. aus einem Wort oder mehreren Wörtern bestehen, die sich aus dem übrigen Text eines Dokumentes hervorheben und über die Tastatur, die Maus oder ein anderes Eingabegerät aktiviert werden können. Die miteinander vernetzten Dokumente werden als Hypertext-Dokumente bezeichnet.

Natürlich waren 1989 Hypertext-Systeme schon längst bekannt, denn: Hypertext-Systeme waren viele Jahre schon auf Großrechnern oder Workstations verfügbar. Das schlagartige Interesse in der Öffentlichkeit - erkennbar etwa an der Zahl von Publikationen zu diesem Thema - ergab sich im Jahr 1988. Der große Durchbruch erfolgte zu dem Zeitpunkt, als leistungsfähige Systeme auch für PCs auf dem Markt eingeführt wurden: Allen voran hier die Firma Apple, welche ihre Macintosh-Computer (Mac) seither standardmäßig einschließlich des Programms HyperCard ausliefert und so eine nicht zu unterschätzende Trendsetter-Funktion ausübt." 1 Das eigentlich Neue, was Bernes-Lee vorschwebte, war ein Hypertext-System auf der Basis eines Netzwerks zu schaffen, das zudem auf jedem Computer-Typ laufen würde.

Im Mai 1990 wiederholt Bernes-Lee seine Aktion und verteilt sein Proposal erneut. Ermutigt durch verschiedene Entscheidungsträger innerhalb von CERN, reformuliert er das Proposal gemeinsam mit Robert Cailliau im Oktober 1990, und der Name World Wide Web wird beschlossen. Bis zum Jahresende werden bereits erste konkrete Programmierergebnisse zur Schaffung eines Hypertext basierten Internet-Dienstes erbracht. Auf einer NeXT-Workstation wird der erste wysiwyg (what you see is what you get) Browser und Editor als Prototyp für das World Wide Web entwickelt.

In der ersten Jahreshälfte 1991 wird von dem inzwischen um einige Studenten und Wissenschaftler vergrößerten Entwickler-Team zunächst ein Nur-Text-Browser fertiggestellt, mit dem durch einen auf verschiedenen Netz-Computern in Form von Hypertext-Dokumenten verteilten Datenbestand navigiert werden kann. Da das WWW zunächst aus der Idee heraus entstand, wissenschaftliche Ergebnisse möglichst schnell als Information für andere Wissenschaftler verfügbar zu machen und durch Hypertext darüber hinaus dieses neue Wissen mit anderem Wissen assoziativ und weltweit verbinden zu können, war diese erste Lösung noch rein textbasiert. Im Mai 1991 wird am Stanford Linear Accelerator Laboratory der erste WWW-Server in den USA in Betrieb genommen und es erfolgt die generelle Einführung des WWW als neues Informationssystem innerhalb des CERN Intranets. Damit und mit der Veröffentlichung der Client- und Server-Software in den einschlägigen news groups im Internet ist das WWW faktisch gegründet.

Mit dem Auftauchen des WWW hat das Internet eine neue Dimension der Erreichbarkeit/Verfügbarkeit und Funktionalität erhalten. Zum ersten Mal können alle bisherigen klassischen Internet-Dienste über einen konsistenten und gleichsam abstrakten Mechanismus bedient werden. Zur selben Zeit werden zwei Services verfügbar: das HyperText Transfer Protocol 2 (HTTP), ein Mechanismus für effiziente Dateiübertragung und der Uniform Ressource Locator (URL), ein universeller Adressierungsmechanismus für jede Art von Information im Internet.

Während des Jahres 1992 erlangt das WWW internationale Beachtung und im Forschungsbereich werden weltweit erste WWW-Server für den Informationsaustausch in Betrieb genommen. Weitere Software-Projekte starten in diesem Jahr. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das WWW noch ein textbasierter Informationsdienst. Tatsächlich denkt man offenbar zu diesem Zeitpunkt offiziell noch weniger an Multimedia-Potentiale, denn im Proposal steht ausdrücklich: The project will not aim [...] to do research into fancy multimedia facilities such as sound and video;" 3 Andererseits muß sich Bernes-Lee sehr wohl über die aus damaliger Sicht noch zukünftigen Multimedia-Fähigkeiten des WWW im klaren gewesen sein, da er sonst bereits 1991 im Rahmen eines WWW-Seminars nicht geäußert hätte: W3 is a ,distributed heterogeneous collaborative multimedia information system`." 4

Der junge Student Marc Andreessen wandelt mit seinem im Februar 1993 in einer ersten Alpha-Version vorliegenden Programm Mosaic for X" das WWW von einem Hypertext- in ein Hypermedia-System. Das Programm bietet eine komfortable grafische Benutzeroberfläche und kann Hypertext-Dokumente einlesen, die neben Text auch Inline-Grafiken enthalten können. 5 Im September 1993 wird der Mosaic-Browser für PCs unter Windows und für Apple Macintosh Computer frei erhältlich und somit auf allen wichtigen Computer-Plattformen verfügbar.

Diese Erfindung führte zu einer explosionsartigen Ausbreitung des WWW, da mit einer auf allen Computern gleich und genial einfach zu bedienenden Software nunmehr interessante Dinge im Internet einfacher als bisher lokalisiert und per Download lokal gesichert werden konnten. Allein ein einziges Computerprogramm, ein Browser für das Internet namens Mosaic, verzeichnete zwischen Februar und Dezember 1993 einen wöchentlichen Zuwachs von 11 Prozent. Die Anwenderzahl des Internet steigt im Moment um etwa 10 Prozent pro Monat; wenn diese Wachstumsrate konstant bliebe (was so gut wie unmöglich ist), würde im Jahre 2003 die Zahl der Internet-Benutzer die Zahl der Weltbevölkerung übertreffen." 6

Andreessen gründet die Firma Netscape und verbessert die Navigations-Software, die unter dem Namen Netscape Navigator zu einem kommerziellen Produkt und bis heute von den meisten Anwendern verwendet wird. Das Programm wird als Beispiel für einen grafischen WWW-Browser im allgemeinen und im Hinblick auf Multimedia-Anwendungen im speziellen in den nächsten Abschnitten aus der Sicht des Benutzers vorgestellt.

3.2 Aufbau und Funktion der WWW-Client Software Netscape Navigator


Zentrales Element aus Sicht des Benutzers ist die Client Software für das WWW. Sie ist die Navigations-Software, mit der der Benutzer durch die hypermedial aufbereiteten Datenbestände navigiert - in ihnen herumblättert". Allgemein wird diese Software im Englischen als Web Client", Navigator" oder schlicht als Browser" (to browse = durchblättern, schmökern, abgrasen) bezeichnet. Diese Begriffe werden im deutschen Sprachgebrauch ohne Übersetzung ebenfalls verwendet. Es existieren mehrere Anbieter, die einen Browser - für den Bildungssektor i.d.R. kostenlos - offerieren. Sie unterscheiden sich zum Teil in ihren Fähigkeiten.

Die beliebteste Software zur Teilnahme am World Wide Web ist der Net-scape Navigator von der gleichnamigen Firma Netscape mit einem Marktanteil von ca. 75% 7 . Er kann - wie die Browser anderer Hersteller - Hypertext-Dokumente, die im HTML-Format 8 (HTML = HyperText Markup Language) vorliegen, einlesen. Darüber hinaus kann er aber auch die herstellerspezifischen Netscape Extensions to HTML" 9 interpretieren, die nicht in der als offener Standard verabschiedeten HTML-Syntax 10 der Spezifikationen 2 und 3 enthalten sind. Die Netscape Extensions stellen somit Syntax-Erweiterungen der HyperText Markup Language (HTML) der Version 2 und 3 dar und werden deshalb nicht unbedingt von Browsern anderer Hersteller unterstützt. 11

Benutzt man den Netscape Browser, so bieten sich eine Reihe von erweiterten Möglichkeiten für das Layout eines HTML-Dokuments an, sofern der Autor auf diese besagten Extensions bei der Erstellung seines Dokuments zurückgegriffen hat. Reiner" HTML-Code erlaubt nur eingeschränktere Möglichkeiten für die Gestaltung einer Web-Seite und ist keineswegs in seiner Funktionalität mit den Layout-Möglichkeiten, wie sie durch DTP-Programme 12 für den Printbereich bekannt sind, vergleichbar. Diese Tatsache wollen die Netscape Extensions ein wenig lindern. So erlauben sie, das Design von Web-Seiten um Attribute, wie z.B. Hintergrundfarbe, Hintergrundmuster, Hintergrundfarb-Animation, zentrierter Text/Grafik, zu bereichern.

Die auf diese Weise optisch interessanter gestalteten Web-Seiten und die Tatsache, daß diese Eigenschaften zunächst meistens nur vom Netscape Browser interpretiert werden konnten 13 , erklären sicherlich auch, weshalb gerade diese Navigations-Software bei den Web-Surfern" 14 so beliebt geworden ist.

Abbildung 4 auf Seite 35 zeigt den Netscape Browser mit einem geöffnetem HTML-Dokument (Web-Seite). Die farblich hervorgehobenen Text-Passagen zeigen existierende Verknüpfungen zu anderen Dokumenten. Hierbei kann es sich um andere Text-, Foto-, Grafik-, Software-, 3D-, Ton- oder Video-Dokumente handeln. Nicht nur hinter diesen hervorgehobenen Wörtern verbergen sich solche Verknüpfungen. Sie können auch von Bildern oder Grafiken ausgehen. Ein Klick" mit der Computer-Maus an der entsprechenden Stelle des Bildschirms veranlaßt den Browser, das angeforderte Dokument aus dem Netz zu erhalten oder darzustellen.

ABBILDUNG 4: Netscape Browser mit HTML-Dokument


3.2.1 Hilfsprogramme für fremde Dateiformate


Am Computer erstellte Dokumente unterscheiden sich hinsichtlich ihres Dateiformats 15 . Es existiert eine Vielzahl von Dateiformaten für Dateien, die Text, Grafiken, Bilder, 3D-Modelle, Ton und Video enthalten können. Der Browser selbst kann wegen der Menge unterschiedlicher Dateiformate, die durch verschiedene Betriebssysteme und Anwendungsprogramme bestehen, nicht alle Dateien ohne weiteres bearbeiten. Neben dem Text- und HTML-Format kann der Navigator noch einige Grafik-Formate wie GIF oder JPEG 16 verarbeiten. Somit können auch Abbildungen Bestandteil des Layouts einer Web-Seite sein.

In der Praxis wird der Benutzer häufiger eine Verzweigung aktivieren, die auf eine Datei eines Formats weist, die der Browser selbst nicht darstellen oder abspielen kann. Daher kann der Benutzer festlegen, was mit Dateien eines bestimmten Formats geschehen soll. Neben der Möglichkeit, eine Datei auf dem eigenen Computer abzuspeichern (download = herunterladen, lokal speichern), läßt sich der Browser auch so konfigurieren, daß Hilfsprogramme, die das entsprechende Dateiformat bearbeiten können, vom Browser automatisch gestartet werden, sobald eine Verzweigung auf eine Datei des entsprechenden Dateiformats aktiviert wird.

Die Abbildung 5 auf Seite 37 zeigt eine Konfigurations-Dialog-Box des Netscape Navigator Programms, in der bestimmten Dateiformaten externe Hilfsprogramme zugeordnet werden können. Für alle Betriebssysteme lassen sich viele Hilfsprogramme aus dem Internet per Download beziehen und können so auf dem eigenen Computer installiert werden.

ABBILDUNG 5: Helper Applications (Hilfsprogramme) Dialog-Box im Netscape Navigator


3.2.2 Plug-ins - Erweiterungsmodule für den Netscape Navigator


Mit der Version 2.0 führte die Firma Netscape für ihre Client-Software ein API 17 ein, welches sie veröffentlichte. 18 Drittherstellern wird durch die Offenlegung die Programmierung eigener Module ermöglicht, die den Funktionsumfang des Netscape Navigators quasi beliebig erweitern können. Diese Module werden als Plug-ins bezeichnet. Das Vorhandensein eines API, das anderen Firmen eine Funktionserweiterung des Mutterprogramms durch ein Plug-in ermöglicht, hat sich bei vielen modernen Programmen für ganz unterschiedliche Anwendungsgebiete bewährt.

Für den Netscape Navigator steigt die Anzahl der verfügbaren Plug-ins seit dem Erscheinen der Version 2.0 der Software zu Beginn des Jahres 1996 rapide an. Plug-ins are software programs that extend the capabilities of Netscape Navigator in a specific way - giving you, for example, the ability to play audio samples or view video movies from within Navigator. Software companies are developing Plug-ins at a phenomenal rate, so check back here frequently to download the latest programs." 19

Diese Aussage des Herstellers, die sich auf dessen WWW-Server 20 finden läßt, entspricht den Tatsachen. Es gibt bereits Plug-ins für viele Dateiformate. Neue Dateiformate und Internet-Standards für Audio, Video, Collaboration (Zusammenarbeit) und 3D, die entwickelt werden, kann der Netscape Navigator ebenfalls verarbeiten, wenn ein Plug-in verfügbar wird.

Der Vorteil der Plug-in-Architektur gegenüber separaten Hilfsprogrammen besteht für Informationsanbieter in der Möglichkeit, den Inhalt einer Datei (z.B. ein Video) als Bestandteil in eine Web-Seite integrieren zu können. Für Anwender stellen Plug-ins eine Erleichterung dar, weil sie für die Betrachtung und Wiedergabe von vielen verschiedenen Datentypen (Bild, Video, Musik, etc.) nur Kenntnis im Umgang mit der Netscape Navigator Software benötigen. Der Browser wird somit zum universellen Werkzeug für die Aufnahme von Information, die lokal, im lokalen Netz und im globalen World Wide Web/Internet angeboten wird.

Besonders interessant sind Plug-ins, die den Empfang von Audio und Video in Echtzeit über das Internet im World Wide Web ermöglichen. Die Wiedergabe kann sofort erfolgen, ohne daß der Benutzer die Datei zuvor komplett auf seinen Rechner herunterladen muß. Man spricht in diesem Fall im Englischen von streaming video und streaming audio. Diese neue Technologie gestattet die Live-Übertragung von Audio und Video, sowie Video- bzw. Audio-on-demand im WWW. Einige Plug-ins, die den Netscape Navigator in dieser Weise funktionell erweitern, werden in den nächsten Abschnitten vorgestellt.


Netscape Navigator Plug-ins für Audio-on-Demand im World Wide Web

RealAudio

RealAudio von der amerikanischen Firma Progressive Networks 21 ist ein Plug-in für den Netscape Navigator, welches den Empfang von Live- und On-Demand-Audio in Echtzeit über das Internet ermöglicht. Außer dem Plug-in wird RealAudio auch als separates Client-Programm angeboten und kann daher auch von Web-Browsern verwendet werden, die die Plug-in-Version nicht unterstützen. RealAudio setzt eine minimale Datenübertragungsrate von 14.4 Kbps voraus, die bereits durch ein High-Speed-Modem übertroffen wird. Es werden aber auch schnellere Internet-Zugänge unterstützt (z.B. ISDN). Im Gegensatz zur kostenlosen Client-Software, die nur den Empfang ermöglicht, ist die Server-Software 22 , mit der Audio angeboten werden kann, kostenpflichtig. Der Kaufpreis wird durch die Anzahl gleichzeitig aktiver Audio-Ströme festgelegt: A stream is the term used to describe the connection from a single RealAudio Server to a single RealAudio Player. Thus, the maximum number of simultaneous streams for a particular server is the maximum number of users who can listen to RealAudio from that server at any given time." 23

Um die Inhalte dem geneigten Zuhörer anbieten zu können, wird neben einer permanenten, schnellen Internet-Anbindung und der RealAudio Server-Software ein Web-Server benötigt, damit das Audio-Angebot über Web-Seiten kenntlich gemacht werden kann.

Aus der Sicht der Rezipienten wird der Inhalt bequem von der Web-Seite durch einen Link auf eine RealAudio-Datei ausgewählt. Der RealAudio- Server beginnt daraufhin mit der Übertragung der angeforderten Datei an den Computer des Empfängers. Bis zu diesem Zeitpunkt läuft auf dem Computer des Empfängers lediglich der Web-Browser mit dem geöffnetem Fenster, in dem die Web-Seite angezeigt wird, von der aus der Empfänger seine Selektion getroffen hat.

Der RealAudio-Server teilt dem Browser mit, um welches Dateiformat es sich bei der angeforderten Datei handelt. Da der Browser das RealAudio Format intern nicht verarbeiten kann, schaut er zunächst in seiner Konfigurationsdatei nach, ob der Benutzer Voreinstellungen für den Umgang mit einer RealAudio-Datei definiert hat. Liegen keine Parameter vor, überprüft der Browser, ob ein Plug-in vorhanden ist, welches die Datei verarbeiten kann. Beim Programmstart des Netscape Navigators (ab Version 3.0) werden alle installierten Plug-ins zusammen mit der Information, welche Dateiformate sie verarbeiten können, automatisch registriert. Ist das RealAudio Plug-in installiert, wird es durch den Browser geladen und die Wiedergabe der RealAudio-Datei beginnt umgehend. Das RealAudio Plug-in für den Netscape Navigator ist derzeit für die Betriebssysteme Mac-OS, MS-Windows 3.1, MS-Windows 95 und MS-Windows NT vom Hersteller online erhältlich.

MIDPLUG

Mit dem MIDPLUG hat die Firma Yamaha einen in Software implementierten Musik-Synthesizer mit MIDI 24 Schnittstelle erschaffen. Dieser Synthesizer wartet mit 360 verschiedenen Klängen nach dem General MIDI Standard 25 auf und offeriert dazu noch 11 Drum Kits (Schlagzeug Sets) und sogar eine Reverb (Hall) Effekt-Einheit. Das Musikinstrument ist als Plug-in für den Netscape Navigator erhältlich und ermöglicht somit die Integration von Musik während der Betrachtung einer Web-Seite. Natürlich können Musik-Dateien im MIDI Format auch erst per Download auf den lokalen Rechner übertragen werden und dann - bei installiertem Plug-in - mittels der Netscape Navigator Software angehört werden. Das Plug-in kann von Yamaha via World Wide Web für Apple Power Macintosh und PC-Kompatible unter MS-Windows 3.1 und 95 unter folgendem URL kostenlos bezogen werden: http://www.yamaha.co.jp/english/xg/html/mplug.html, [Stand 11.09.1996].


Netscape Navigator Plug-ins für Video-on-Demand im World Wide Web

VivoActive Player

Die Firma Vivo Software bietet mit dem VivoActive Player ein Netscape Navigator-Plug-in für streaming video an, welches innerhalb einer Web-Seite ablaufen kann. Schon bei einem Internet-Zugang über ein 28.8 Kbps Modem, können Web-Surfer" 26 audiovisuelle Informationen als ununterbrochenen Daten-Strom wahrnehmen - die Wiedergabe kann unmittelbar nach getroffener Auswahl beginnen. Das Plug-in ist derzeit für die Betriebssysteme Mac-OS, MS-Windows 3.1, MS-Windows 95 und MS-Windows NT vom Hersteller online erhältlich. 27

Video-on-demand Anbieter benötigen das Programm VivoActive Producer. Das Programm konvertiert bereits bestehende Video-Dateien, die im Video for Windows (.AVI) oder QuickTime (.MOV) Format vorliegen müssen, in das proprietäre Vivo Dateiformat (.VIV). Bei der Konvertierung werden die Audio- und Video-Daten bis maximal um den Faktor 250:1 komprimiert. Das Vivo Format greift hierbei auf internationale Video- und Audio-Kompressionsstandards zurück, die ursprünglich speziell für Videokonferenz-Systeme unter Nutzung geringer Bandbreiten entwikkelt wurden. Für die Video-Kompression wird der H.263 Codec 28 und für die Audio-Kompression der G.723 Codec verwendet. 29 Eine spezielle Server-Software wird nicht benötigt. Als integrierter Bestandteil einer Web-Seite werden die Videos vom Web-Server über das Standardprotokoll HTTP an den Web-Browser übertragen.

Vosaic

Vosaic ist ebenfalls ein Plug-in für Audio- und Video-Ströme und wird von der gleichnamigen Firma, der 1996 gegründeten Vosaic Corporation, online vertrieben. 30 Das Plug-in ist für die meisten Betriebssysteme erhältlich: The latest Vosaic software includes a plugin for Netscape and Active X control for the Internet Explorer 3.0 beta 2. Version b12, released 10/2/96, has major performance upgrades and implementations for the Macintosh Power PC, PC Windows/NT and PC Win95 personal computers and Silicon Graphics IRIX and SUN Solaris workstations. A Linux version will be released shortly." 31

Entwickelt wurde die Technologie am Department of Computer Science der University of Illinois/USA von Mitgliedern der Systems Research Group unter der Leitung von Professor Roy Campbell. 32 Als 1993 mit der Entwicklung begonnen wurde, stand die Technologie zunächst den Studenten am Campus intern zur Verfügung.

Für die Übertragung der Audio- und Video-Daten-Ströme wurde das VDP Protokoll entwickelt. Das Protokoll überprüft die verfügbare Bandbreite und richtet an diesem Wert die Übertragungsraten der Audio- und Video-Daten-Ströme aus. Dadurch wird einerseits einer Überlastung des Netzes vorgebeugt und andererseits eine optimale Auslieferung von Audio und Video bei unterschiedlichen Datenraten gesichert. 33 Die Kompression der Audio- und Video-Daten kann durch verschiedene Standard-Codecs erfolgen: MPEG1, MPEG2, GSM-Audio und H.263. 34

Vosaic Videos können eingebettet in einer Web-Seite betrachtet werden. Im Unterschied zu konkurrierenden Lösungen hat der Benutzer bei Vosaic bessere Kontrollmöglichkeiten, die mit denen eines Videorecorders vergleichbar sind. Er kann die Wiedergabe stoppen, starten und vor- bzw. rückwärts spulen". Die Abbildung 6 auf Seite 43 zeigt eine Web-Seite mit einem Vosaic Video und den Kontrolltasten. Anbieter benötigen die Vosaic Server-Software, einen Web-Server und eine schnelle, permanente Internet-Anbindung. Weitere Informationen sind im World Wide Web über den URL: http://www.vosaic.com/ erhältlich.

ABBILDUNG 6: Web-Seite mit Vosaic Video und Kontrolltasten zur Steuerung

Im Spätsommer 1996 waren bereits über 100 verschiedene Plug-ins für den Netscape Navigator erhältlich und es tauchen verstärkt Streaming-Technologien für Audio und Video im WWW auf. 35 Es gibt allerdings auch eine steigende Anzahl von Programmen, die globale Kommunikation über das Internet ermöglichen und nicht das WWW benutzen. Einige werden jetzt vorgestellt.


1. HENNINGS, Ralf-Dirk: Informations- und Wissensverarbeitung: Theoretische Grundlagen Wissensbasierter Systeme. Berlin - New York 1991, S. 169

2. Vgl. THE ORIGINAL HTTP AS DEFINED IN 1991. Online in Internet: URL: http://www.w3.org/Protocols/HTTP/AsImplemented.html, [Stand: 25.06.1997].

3. BERNES-LEE, Tim; Robert CAILLIAU: Proposal for a HyperText Project. Online in Internet: URL: http://www.w3.org/pub/WWW/Proposal.html, [Stand: 04.07.1997].

4. BERNES-LEE, Tim: World Wide Web Seminar. Talks 1991/1992. Online in Internet: URL: http://www.w3.org/Talks/General.html, [Stand: 29.06.1997].

5. Vgl. Aufbau und Funktion der WWW-Client Software Netscape Navigator" auf Seite 33

6. NEGROPONTE, Nicholas: Total Digital. Die Welt zwischen 0 und 1 oder Die Zukunft der Kommunikation. München 1997, S. 12

7. Vgl. FREY, Jürgen: Es kann nur einen geben. In: c't magazin für computer technik. Oktober 1996, S. 96-98

8. Vgl. WORLD WIDE WEB CONSORTIUM (W3C): HyperText Markup Language (HTML). Online in Internet: URL: http://www.w3.org/pub/WWW/MarkUp/, [Stand 19.06.1996].

9. Vgl. NETSCAPE COMMUNICATIONS CORPORATION: Extensions To Html 2.0. Online in Internet: URL: http://home.netscape.com/assist/net_sites/html_extensions.html, [Stand 19.06.1996].

10. HTML = HyperText Markup Language, Programmiersprache zur Erstellung von Hypertext-Dokumenten für das World Wide Web.

11. In der Tat wird die Firma Netscape von einem Teil der Internet-Gemeinde wegen der Nicht-Einhaltung der HTML-Spezifikationen sogar stark kritisiert. Allerdings kann Hersteller Netscape mit seiner starken Marktmacht für sich behaupten, daß die funktionellen Erweiterungen offenbar durch die meisten Internet-Nutzer Anerkennung finden.

12. DTP-Programm = Desktop Publishing Programm. Programm zur Seitengestaltung von Printmedien.

13. Die Konkurrenz erweitert ihre Programme in Folge-Versionen meistens um die erweiterten Fähigkeiten des führenden Herstellers Netscape.

14. Ausdruck für Teilnehmer am World Wide Web.

15. Vgl. PERLMAN Eric, Ian KALLEN: Common Internet File Formats, Internet Literacy Consultants. Online in Internet: URL: http://www.matisse.net/files/formats.html, [Stand 02.05.1996].

16. JPEG = Joint Pictures Expert Group, Expertengremium, das das Dateiformat und gleichnamigen Kompressionsstandard JPEG entwickelt hat.

17. API = Application Programming Interface, Programmierschnittstelle.

18. Vgl. NETSCAPE COMMUNICATIONS CORPORATION: The Plug-in API. Online in Internet: URL: http://home.netscape.com/eng/mozilla/3.0/handbook/plugins/pguide.htm, [Stand 19.07.1996].

19. Vgl. NETSCAPE COMMUNICATIONS CORPORATION: Netscape Navigator Inline Plug-ins. Online in Internet, URL: http://home.netscape.com/comprod/products/navigator/version_2.0/plugins/index.html, [Stand 03.08.1996].

20. Web-Server = Computer eines Informationsanbieters, auf dem ein Programm (Web-Server Software) läuft, welches für die Kommunikation und Auslieferung der durch den Web-Client angeforderten Information (Web-Seiten, Dateien, Programme) zuständig ist.

21. Vgl. PROGRESSIVE NETWORKS: RealAudio. Online in Internet: URL: http://www.realaudio.com/, [Stand 28.08.1996].

22. Vgl. PROGRESSIVE NETWORKS: RealAudio Server Software. Online im Internet: URL: http://www.realaudio.com/hpproducts/server.html, [Stand 28.08.1996].

23. PROGRESSIVE NETWORKS: RealAudio Streams. Online in Internet: URL: http://www.realaudio.com/hpproducts/server/system.html#streams, [Stand 25.08.1996].

24. MIDI = Musical Instrument Digital Interface = Serielle Schnittstelle zum Datenaustausch zwischen elektronischen Musikinstrumenten und Computern.

25. Vgl. MEYER, Chris: General MIDI (GM) Standard, Original article in Electronic Musician (8/91). Online in Internet: URL: http://darkstar.rsa.lib.il.us/~wbeckner/midi/gen_midi.html, [Stand 28.08.1996].

26. Web-Surfer ist eine gängige Bezeichnung für Teilnehmer am World Wide Web.

27. VIVO SOFTWARE: VivoActive Player. Online in Internet: URL: http://www.vivo.com/products/vaplayer.htm, [Stand 28.08.1996].

28. Codec = Compressor/Decompressor = Kompressor/Dekompressor.

29. Vgl. VIVO SOFTWARE: Products, What is VivoActive?". Online in Internet: URL: http://www.vivo.com/products/products.htm, [Stand 28.08.1996].

30. VOSAIC CORP.: Software and Support. Online in Internet: URL: http://www.vosaic.com/html/gettingForm.html, [Stand 28.08.1996].

31. VOSAIC CORP.: What's new... . Online in Internet: URL: http://www.vosaic.com/, [Stand: 15.10.1996].

32. Vgl. VOSAIC CORP.: Corporate Information. Online in Internet: URL: http://www.vosaic.com/html/corporate.html, [Stand 15.10.1996].

33. Vgl. CHEN, Zhigang; See-Mong TAN; Roy H. CAMPBELL; Yongcheng LI: Real Time Video and Audio in the World Wide Web. Forschungsbericht: Department of Computer Science. University of Illinois at Urbana-Champaign. Urbana, IL/USA, S. 7

34. VOSAIC CORP.: What's new... . Online in Internet: URL: http://www.vosaic.com/, [Stand: 15.10.1996].

35. Vgl. NETSCAPE COMMUNICATIONS CORPORATION: Netscape Navigator Inline Plug-ins. Online in Internet, URL: http://home.netscape.com/comprod/products/navigator/version_2.0/plugins/index.html, [Stand 03.08.1996].