Die erste Hausarbeit dürfte schon in den Semesterferien Kopfschmerzen bereitet haben, denn ein Ausflug in das Staatshaftungsrecht und Staatskirchenrecht ist schon sehr ungewöhnlich. Aber Ihr müsst eh den gesamten Stoff irgendwann einmal beherrschen, so könnt Ihr auch schon gleich die entfernteren Gebiete des öffentlichen Recht kennenlernen. Das Staatshaftungsrecht heben sich viele für die Examensvorbereitung auf, so gibt es gute didaktische Gründe für eine solche Hausarbeit. Für Euch hoffe ich, dass die Klausuren sich wieder auf bekannten Wegen befinden. Prof. Lecheler wird abwechselnd einen Fall vorstellen und eine Klausur anbieten. Der Vortragsstil des Dozenten ist gewöhnungsbedürftig, denn gewisse Verwirrungen und Ungereimtheiten gehören zu einer Vorlesung bei Prof. Lecheler einfach dazu.

Auf den ersten Blick wirkt der stets freundliche Dozent etwas verwirrt. So vergisst er manchmal die Kreide, mit der er oft sehr merkwürdig anmutende Zeichnungen, die dem besseren Verständnis seiner Ausführungen dienen sollen, an die Tafel zaubert. Schematische Darstellungen liegen ihm einfach nicht. Dies wird auch bei seinen mündlichen Vorträgen schnell klar. Diese wimmeln von Anekdoten und wirken dadurch in der Regel sehr lebendig. Wer Wert auf eine zielorientierte strikte Examensvorbereitung legt, dem ist der Besuch dieser Vorlesung nicht anzuraten. Wer allerdings gerne über das absolute Pflichtprogramm der universitären Juristenausbildung hinaus tiefere Einblicke in die Geschichte und das Entstehen der Verfassung und Verwaltung von Berlin erhalten will, dem kann hier geholfen werden. Zivier hält sich strukturell und inhaltlich oft an sein Buch, setzt aber teilweise auch andere Schwerpunkte, wobei er auch auf Fragen der Hörer mitunter sogar sehr detailliert eingeht, zumal er sich jedes Mal sichtlich über interessierte Beiträge freut. Wer geschichtliches und politisches Hintergrundwissen hat, versteht bestimmt vieles besser, zumal man dann nicht auf die bereits erwähnten Tafelbilder angewiesen ist, um Strukturen der Verwaltung oder historische Entwicklungen nachvollziehen zu können. Des öfteren schafft es Zivier einen durch seine Ausführungen zum Schmunzeln zu bringen und die persönlichen Erfahrungsberichte und zahlreichen Anekdoten machen den Vortrag auch über trockene Materie eher lebendig, wenn auch oft wenig gradlinig und etwas ausschweifend. Zivier ist ein Dozent, der von seinem speziellen Fachgebiet viel versteht - immerhin hat er eines der wenigen Bücher über die Berliner Verfassung und Verwaltung geschrieben. Wer nachfragt und gut zuhört, kann in dieser Veranstaltung viel Wissenswertes erfahren. Allerdings kann man nicht behaupten, dass hier knallhart Examensrelevantes vermittelt wird, aber jedenfalls, wenn man Zeit hat und interessiert ist eine nette Abwechslung im Stundenplan.

Das Kommunalrecht wird von jedem Studenten unterschätzt, obwohl in jedem Examen das Kommunalrecht eine sehr wichtige Rolle spielt. Zum Glück gibt es wenigstens eine Veranstaltung im Pflichtfachbereich, die dieses Gebiet wenigstens zum Teil abdeckt. Wenn man bedenkt, dass die meiste Arbeit der staatlichen Verwaltung auf dieser Ebene passiert, und dass die Interaktion des Bürgers mit dem Staat vorwiegend auf dieser Ebene abläuft, fragt man sich schon, warum eigentlich das Kommunalrecht nicht aktiver publiziert wird. Vielleicht ist dieses Prinzip der Selbstverwaltung der Landes- und Bundespolitik ein Dorn im Auge ... wer weiß ;) . Jedenfalls braucht sich Berlin darum keine zu großen Sorgen zu machen, existieren doch keine Kommunen in Berlin. Nur Bezirke. Diese sind aber wiederum keine eigene Rechtspersönlichkeit. Stadtstaat eben. In dieser Veranstaltung versucht Herr Dr. Musil, Euch zum einen das Berliner "Kommunalrecht" zu verdeutlichen, aber auch zum anderen die Ähnlichkeiten und Differenzen des allgemeinen Kommunalrechts eines Flächenlandes mit dem Kommunalrecht von Berlin herauszuheben. Die AG bietet Raum zur Mitarbeit, wobei allerdings die Ausführungen des Dozenten meistens die ganze Veranstaltungszeit füllen. Vorkenntnisse im allgemeinen sowie prozessualen Verwaltungsrecht sind ein Muss.

Für Richtigkeit und Vollständigkeit kann nicht garantiert werden. Die Daten geben regelmäßig den Stand vorm Beginn des Semesters wieder. Die Benutzung der Daten geschieht auf eigene Gefahr.