Das wird ein hartes Semester für die vom Dozentenmangel ohnehin geplagten WFG-IV-Studierenden. Der Notbetrieb konnte - den Lehrbeauftragten sei Dank! - aufrecht erhalten werden. Dafür aber sind die Veranstaltungen nun weitgehend in die Spätabendstunden verlegt worden. Frau Scherzer-Schelleter, Richterin am Finanzgericht, präsentiert Euch die Überschusseinkünfte in ihren praktischen Einzelheiten, unter Berücksichtigung des Verfahrens sowie der gerichtlichen und außergerichtlichen Rechtsbehelfe. Wer erwägt, die IVc-Klausur im Ersten Examen zu wählen, ist in dieser Veranstaltung also genau richtig.

Das ist endlich eine Lehrveranstaltung, bei der sich nun wirklich niemand mehr über fehlenden Praxisbezug beklagen kann. Herr Hoffmann-Theinert ist Rechtsanwalt und auf dem Gebiet M-and-A tätig. Er weiß also, wovon er spricht, und nutzt seine Veranstaltung nicht für abendfüllende dogmatische Diskussionen, sondern um die Probleme im Zusammenhang mit Unternehmenskaufverträgen aufzuzeigen - natürlich aus anwaltlicher Sicht. Es ist übrigens gerade ein Unternehmenskaufvertrag in einer zivilrechtlichen Examensklausur (3. Klausur Gruppe B, vgl. Sachverhalte in diesem Info) aufgetaucht, auch wenn da natürlich nicht das Problem des Falles lag. Für Studierende der WFG IV ist die Veranstaltung fast ein Muss.

Der Clou der Veranstaltung liegt meines Erachtens in den vom Dozenten geplanten zwei Blockveranstaltungen, die jeweils Samstags stattfinden sollen. Ziel ist es, in Case Studies in Form von Vertragsverhandlungen einen weitgehend vollständigen Vertrag zu erstellen. Mit Eurer Teilnahme und dem Bestehen einer abschließenden Klausur könnt Ihr einen Wahlfachschein erwerben. Herr Hoffmann-Theinert empfiehlt seine Veranstaltung ab dem dritten Fachsemester. Ich meine aber, dass zumindest Grundkenntnisse im (Kapital-)Gesellschaftsrecht für das Verständnis von Vorteil sind.

Mit Prof. Säcker lehrt hier eine absolute Koryphäe auf diesem Gebiet. Gegenstand der Vorlesung ist das Kapitalgesellschafts- und Konzernrecht sowie das Mitbestimmungsrecht der Arbeitnehmer auf Unternehmens- und Konzernebene in den Organen der Kapitalgesellschaften, wie es im Mitbestimmungsgesetz und in den §§ 76 ff, BetrVG 1952 geregelt ist. Die Vorlesung wendet sich an Studierende der Wahlfachgruppen IV (Gesellschafts- und Steuerrecht) und VI (Arbeitsrecht), da die Veränderungen des Gesellschafts- und Konzernrechts durch das Mitbestimmungsrecht in den gesellschaftsrechtlichen Vorlesungen nur am Rande gestreift werden. Literaturempfehlungen werden vom Dozenten fallweise ausgegeben. Die Veranstaltung ist jedem zu empfehlen, der Interesse an der Thematik hat, da an der Qualität der Vorlesung in keinster Weise zu zweifeln ist. Es sei aber gesagt, dass Lehrveranstaltungen von Prof. Säcker seinen Teilnehmern in der Regel sehr viel abverlangen. Dies sollte aber niemanden vom Besuch abhalten.

Gab es im vergangenen Semester keine spezielle Veranstaltung im Kapitalgesellschaftsrecht, so sind es diesmal gleich deren zwei: Neben der oben beschriebenen Veranstaltung von Prof. Dr. Dr. Säcker liest auch Dr. Müller-Thuns zu diesem Teilgebiet der Wahlfachgruppe. Scheint der Chef der gleichnamigen Festung in der Boltzmannstraße 3 auch auf die Studierenden der Wahlfachgruppen V und VI zu zielen, so wird Müller-Thuns sich auf das GmbH-Recht und das Aktienrecht beschränken. Dies ermöglicht eine für die Studierenden der Wahlfachgruppe notwendige Konzentration auf das Wesentliche und im Wahlfachexamen unbedingt Erforderliche. Dabei wird der Dozent zwei Drittel der Veranstaltung auf das Recht der Gesellschaften mit beschränkter Hoffnung verwenden und das verbleibende Drittel dem Recht der Aktiengesellschaften widmen. Der Dozent hat erstmals einen Lehrauftrag für unseren Fachbereich angenommen, hat aber bereits in Marburg Erfahrungen erworben. Im Erwerbsleben ist Müller-Thuns Rechtsanwalt und Partner in einer auch international tätigen Rechtsanwaltskanzlei. Seine Beratungsschwerpunkte sind unter anderem Unternehmenstransaktionen und Umstrukturierungen (kurz: Spalten/Splitten/Fusionieren), Gesellschaftsrecht und das Umwandlungs- und Konzernsteuerrecht. Kompetenz und Praxisnähe sind also zweifelsfrei gesichert. Willkommen am Fachbereich, Herr Müller-Thuns!

Es ist schön, auch mal positive Meldungen machen zu dürfen: Der Klausurenkurs in der Wahlfachgruppe wird fortgesetzt. Es wird ja unverändert gemunkelt, das Schreiben von Klausuren sei für einen Erfolg im Examen von Vorteil. Hier könnt Ihr das also tun. Als besonderes Schmankerl bietet auch Prof. Heintzen wieder eine Klausur im Rahmen des Klausurenkurses an. Im übrigen ist alles wie gehabt, es gibt zwei Klausuren zum Kapitalgesellschaftsrecht und zwei zum Bilanz- und Unternehmenssteuerrecht. Prof. Schulze-Osterloh reist für die Besprechungen seiner Klausuren wieder eigens an und bespricht, um die Kosten gering zu halten, zwei Klausuren hintereinander. Für das erfolgreiche Zu-Papier-Bringen zweier Klausuren winkt Euch ein Schein, der zwar nirgends vorgelegt werden muss, den Prof. Schulze-Osterloh aber dafür hingebungsvoll und mit wärmenden Worten verteilt. Übrigens schätzt es der Dozent sehr, wenn man nicht nur an der Besprechung teilnimmt, sondern auch die Klausuren schreibt ... - schon, damit er die ausreichende Anzahl an Lösungsskizzen mitbringen kann.

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