Galionsfiguren
Die
Sitte, den Bug von Schiffen zu schmecken, hat wahrscheinlich uralte, kultische
Ursprünge. Beim Zuwasserlassen des fertiggestellten Schiffes wurde einst
ein Tier- Opfer gebracht. Mit dem Blut des Tieres wurde der Bug benetzt und
mit seinem Schädel oder Fell schmeckte man die Stevenspitze. Dieses Tun diente allem
Anschein nach der Beschwörung und Beschwichtigung der bösen Meeresgötter.
Aus dem Blut der Opfertiere beim Stapellauf ist seit dem 18. Jahrhundert der
Sekt geworden, der aus der zerschellenden Flasche gegen den Bug spritzt, aus
dem aufgesetzten Schädel von einst, die figürliche Stevenschnitzerei,
die spätere Galionsfigur. In der heutigen Seefahrt ist diese Art von Schiffszier
nicht mehr anzutreffen. Von den vier in der Ausstellung befindlichen Figuren
stammen drei aus England (von welchen Schiffen ist leider nicht bekannt) und
eine von dem 1921 in der Elbe gestrandeten schwedischen Segler 'Nyert'.