enn die recht Zucht ist die Quelle und Wurzel rechtschaffenden Lebens. Doch nicht mit Schlägen, sondern mit Ermahnungen sollen dich deine Lehrer erziehen. Wenngleich manche Leute körperliche Züchtigungen bei Schülern für richtig halten, Chrysippus sie nicht ausdrücklich mißbilligt (Quintilian 1, 2, 14) und von Juvenal das Zitat überliefert ist: "Schon groß war Achilles, als er die Rute fürchtend die Berge durchsang" (Satyr. VII, 210f.)so haben für mich doch Quintilian und Plutarch mehr Gewicht, wenn sie anführen, daß man die Kinder nicht durch Schläge oder Prügel, sondern vielmehr durch Ermahnungen und Überzeugung auf den rechten Weg führen solle. ...
Lob wird sie zur Tugend anspornen, Tadel vom Laster abschrecken; doch ist zwischen beiden das rechte Maß zu finden und in keinem zu übertreiben. Durch maßlose Lobsprüche werden Knaben leicht überheblich; werden sie dagegen mit übermäßiger Härte behandelt, so werden sie leicht niedergeschlagen und mutlos. Als Folge der Schläge bildet sich bei ihnen häufig ein Haß aus, der bis ins Erwachsenenalter fortdauern kann. Nichts schadet jedoch dem Lernenden mehr als Haßgefühle gegen seine Lehrer, die du, um recht zu tun, ebenso lieben mußt wie die Studien selbst.



Enea Silvio Piccolomini, Traktat über Kindererziehung, 1450, zitiert nach Arnold, S. 157.

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