m nächsten Morgen schleppte mich meine Mutter zur Schule. Als wir hier eintrafen, sagte die Mutter zum Unterlehrer: "So da wäre also unser missratenes Söhnchen, das so ungerne zur Schule geht! Ihr sollt ihn mal für sein Schwänzen so richtig bestrafen, wie sich das so gehört!"...
Der Locatus - so pflegten wir ihn zu nennen - packte mich in einem Wutanfall und liess mich auskleiden und sogleich an einer Säule festbinden. Grausam und unbarmherzig - denn er war ein roher Kerl - liess er mich mit den härtesten Ruten auspeitschen, indem er selbst kräftig mitmachte. Aber meine Mutter, die sich noch nicht weit von der Schule entfernt hatte, hörte mein Geschrei und mein jämmerliches Geheul. Auf der Stelle kehrte sie um und vor der Türe stehend schrie sie mit erschreckter Stimme, dass dieser Schlächter und Scharfrichter mit dem Prügeln aufhören solle. Der aber überhörte diese Einwendungen wie ein Tauber und strengte sich statt dessen an, noch heftiger zuzuschlagen. Als er nun nicht im entferntesten aufhörte, gegen mich zu wüten, brach meine Mutter mit Gewalt durch die Türe ein. Sowie sie mich aber an die Säule gefesselt und den schrecklichen Schlägen so hilflos ausgesetzt sah und wie sie meinen blutüberströmten Körper wahrnahm, da brach sie ohnmächtig zusammen.



Johannes Butzbach, Wanderbüchlein, 1506, S. 146ff.

Zurück