Sich beblasebalgen.

Mal wieder ein neues Wort für die Rechtschreibkorrektur. Ein verbreitetes Missverständnis bezieht sich auf den Blasebalg. Man denkt nämlich, der diene bloß dazu, Sand, Staub und andere unliebsame Partikel fort zu pusten. (Und zwar ohne sich darum zu kümmern, wo der kleine Wind die unerwünschten Kleinigkeiten ablegt.) Nach dem Spaziergang entlang des bestürmten Strandes: blas, blas! Fort mit dem Sand von der Kamera. Fort mit der Erinnerung an Salz und flatternde Ärmel. In den Momenten, in denen man sich noch nicht aufraffen kann, weiter zu tippen und einen neuen Gedanken zu fassen: blas, blas! Fort mit den Resten der alten Brötchen, die zwischen den Tasten hervorlugen. Vielleicht schafft das ja Platz für eine feine Idee.
Damit könnte man den Balg dann wieder an seinen Platz befördern. Ab in die Schublade, die Fototasche oder den anderen düsteren Ort, in dem der Balg sein Dasein fristet. Da liegt er dann und wird nicht mehr Verbalgt. Das Ventil geschlossen. Die Düse in stiller Luft. Ein tragisches Schicksal. Ein Schicksal, das die Existenz des Balges links liegen lässt. Ein Schicksal aber auch, das Potentiale schlummern lässt, die in diesem Gegenstand bereit sind. Denn nicht nur Tastatur und Kamera brauchen gelegentlich einen gut gezielten frischen Wind. Nein, auch der werte Autor mag sich manchmal etwas eingestaubt fühlen. Sitzend im eigenen Dunst. Steht aber ein Blasebalg bereit, so kann der träge Schleier vertrieben werden. Einmal links, einmal rechts wird der Balg gedrückt: blas, blas! Fort mit alten Gedanken, die sich niedergelegt haben. Etwas hand- und hausgemachter Wind im Antlitz, schon geht es weiter. So einfach ist das. Und vielleicht erinnert der kleine Wind ja auch an seinen großen Bruder und ist so Anlass, mal wieder vor die Tür zu gehen. Ab mit dem Balg in die Lade! Oder man erfreut sich doch einfach nur an diesem Gegenstand, der nicht nur total haptisch ist – nein! – er trägt auch noch so einen famosen Namen, dass er einfach der Niederschrift bedarf. Aber am besten hält man es mit dem Namen so wie mit dem Ding. Man füllt ihn mit Luft und bläst ihn in die Welt. Und wen es erfreut, der macht den Namen zu einem selbstreflexiven Tuwort.

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