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Dorfkirche Sputendorf
(Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Die Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte stark verändert worden. Allerdings ist die alte Dreifenstergruppe der Ostseite innen als Blende noch sichtbar, und auch das Südportal ist, zwar zugesetzt, in seiner ursprünglichen Form in der Außenwand erhalten geblieben. Besonders eindrucksvoll sind der barocke Kanzelaltar und die Taufe.

Lage: Sputendorf gehört zu Amt Stahnsdorf, östlich von Potsdam. Die Kirche liegt im Friedhof auf dem Dorfanger. Sputendorf ist ein typisches Angerdorf.

Ortsgeschichte: Der Ort wird 1375 erstmals urkundlich als "Sputelendorf" erwähnt. Er hatte 29 Hufen, davon waren zwei Pfarrhufen, eine 1/2 Hufe gehörte der Kirche. Der Lehnschulze hatte drei freie Hufen, mußte dafür aber das Lehnspferd halten. Jede bäuerliche Hufe mußte 6 Schöffel Roggen und 6 Schöffel Hafer als Pacht geben. Der Zins pro Hufe betrug 2 Schillinge, die Bede (Steuer) 27 Pfennige oder 1/4 Schöffel Roggen, 1/4 Schöffel Gerste und 1/4 Schöffel Hafer. Es gab 6 Kossätenhöfe im Dorf, die 8 Pfennige bezahlen mußten, zur Bede trugen sie mit 5 Schillingen ("Lutene") bei. Der Dorfkrug mußte dem Schulzen 12 Schillinge bezahlen. Es gab außerdem eine Windmühle im Dorf. Über deren Abgaben ist im Landbuch nichts ausgesagt. Das Dorf war im Besitz des Bischofs von Brandenburg; dieser hatte damit die Schenken von Sydow belehnt. Hans Lüten wiederum hatte die Bede und die Wagendienste als Afterlehen von den Schenken von Sydow. Im 15. Jahrhundert ist das Dorf zur Hälfte im Lehenbesitz der v. Hake, zur anderen Hälfte im Besitz der Stroband. Im 16. Jahrhundert war das Dorf dann ganz im Besitz der v. Hake. 1680 wurde es dann vom Großen Kurfürsten zum Amt Saarmund gekauft.
Der Name ist ein deutsch-slawischer Mischname und ist wohl als "das Dorf eines Spytla oder Spytola/Spytela" zu interpretieren (Schlimpert, 1972).

Baustruktur: Die Kirche ist ein Feldsteinbau mit Schiff (13,52 m x 10,45 m) und eingezogenem Rechteckchor (8,46 m x 8,02 m) sowie nachträglich aufgesetztem, verbrettetem Turm auf der Westseite des Schiffs. Der Westteil der Kirche unter dem Turm wurde nachträglich durch eine Ziegelmauer mit rechteckiger Tür vom Schiff abgetrennt. Die Kirche ist magnetisch exakt Ost/West ausgerichtet (Oktober 1999).

Mauerwerksausführung: Die Mauerwerksausführung ist sehr unterschiedlich. Auf der Ostseite des Chors besteht das Mauerwerk aus regelmäßigen Quadern mit kleineren Auskeilungen. Weniger gleichmäßig ist es auf den anderen Chorseiten. Das Mauerwerk des Schiffs ist wesentlich weniger regelmäßig ausgeführt. Die Steine sind oft nur noch gespalten oder zumindest sehr schlecht gequadert. Ganz unregelmäßig ist das Mauerwerk im Westgiebel ab Traufhöhe, der oberste Giebelteil ist mit Ziegeln gemauert. Der Ostgiebel des Schiffs besteht ebenfalls aus Ziegeln. Das Mauerwerk des Ostgiebels des Chors ist ganz unregelmäßig mit Feldsteinen gemauert. Chor und Schiff sind durch eine Ziegelmauerung um ca. 0.5 m erhöht worden. Die Blendquaderlagen lassen sich, wie aus der Mauerwerksausführung zu erwarten, nicht vom Chor auf das Schiff verfolgen. Die Baunähte befinden sich auf den kleinen Flächen an der Ostseite des Schiffs, die vom eingezogenen Chor freigelassen werden.

Die Öffnungen für die korbbogigen Fenster sind sehr "großzügig" aus dem Mauerwerk herausgebrochen worden. Die zwischen den Fenstergewänden und den verbliebenen Blendquadern offenen Lücken sind mit Ziegeln vermauert.

Mörtel und Putze: Auf der Nordseite des Schiffs und Chors haben sich Reste eines Putzes mit schmaler Doppelfugenritzung erhalten. Die Innenwände der Kirche sind glatt verputzt.

Portale und Fenster: Die Nordseite weist zwei korbbogige Fenster im Chor und drei Fenster im Schiff auf, wovon das westliche Fenster kleiner und schmaler ist.

Die Ostseite zeigt drei mit kleinformatigen Ziegeln zugesetzte, relativ hohe, im Umriß spitzbogige Fenster, von denen das mittlere Fenster etwas höher ist. Dieses reicht in den unregelmäßig gemauerten Giebelbereich hinein bzw. ist höher als die ursprüngliche Traufhöhe des Schiffs. Es mißt 75 cm in der Breite und ca. 390 cm in der Höhe. Die äußeren Fenster haben in etwa dieselbe Breite, sind aber mit ca. 350 cm etwas kürzer. Die Bogensteine sind schlecht behauen. Das Ziegelformat der Backsteine, die zum Zusetzen der Fenster benutzt worden sind, beträgt 24,5 x 11,5 x 6 cm, ist also auf jeden Fall nach-barock. Ein Rundfenster befindet sich im Giebel. Die Fenster der Dreiergruppe sind innen als hohe, spitzbogige Nischen erhalten. Die nördlichen und südlichen Schrägen der äußeren Fenster sind jeweils unterschiedlich steil.

Auf der Südseite sind die Fenster wie auf der Nordseite. Unterhalb des westlichen Fensters des Chors ist ein mit Ziegeln zugesetzter Bereich, der nur von einem ehemaligen Priesterportal stammen kann. Im Innenraum ist dieser Portalbereich als Nische in der Wand erhalten. Vom Portalgewände ist aber kein Rest erhalten. Das Südportal ist spitzbogig mit behauenen, etwa gleich starken Bogensteinen. Im Zusetzmaterial (fast ausschließlich Feldstein) ist auch ein großformatiger Ziegel eingemauert, dessen Format allerdings nicht vollständig erfaßt werden konnte (30 x 13,5 x ? cm). Die Länge deutet auf Spätgotik/Renaissance hin. Dabei ist zu bedenken, daß er wiederverwendet sein könnte, d.h. daß das Format nichts über den Zeitpunkt des Zusetzens aussagt. Die Breite der zugesetzten Öffnung  läßt die Möglichkeit offen, daß das Portal einmal abgetreppt war. Über dem westlichen, kleinen Fenster der Südseite sind die Reste eines zugesetzten alten rundbogigen Fensters zu erkennen. Die Bogensteine dieses Fensters sind schlecht behauen.

Das Westportal ist rechteckig. Links daneben ist ein mit kleinformatigen Ziegeln (24,5 x 11,5 x 6,5 cm) zugesetzter Bereich, in dem noch der Bogen eines älteren Portals sowie die Kante des ursprünglich noch breiteren, aus großformatigen Ziegeln (28,5 x 13,5 x 9 cm) ausgeführten Portals zu erkennen sind. Darüber ist ein rundbogiges, mit kleinformatigen Ziegeln gemauertes Fenster, im Giebel ein weiteres rundbogiges Fenster.

Innenbögen: Der Chorbogen ist herausgebrochen worden. Man kann seine Lage aber an den Unregelmäßigkeiten in den westlichsten Teilen der Chorwände noch gut erkennen. Seine lichte Weite entsprach im unteren Teil der gesamten Chorbreite. Erst in ca. 1,20 m Höhe wölbte sich der Bogen zu einem großen (vermutlich) Spitzbogen ein.

Turm: Der Turm ist ein Dachturm auf dem westlichen Teil des Schiffs. Er ist verbrettert. Er hat auf der Nord- und Südseite je zwei rundbogige Öffnungen übereinander. Auf der Ost- und Westseite befindet sich nur eine rundbogige Öffnung.

Dächer: Die Kirche hat auf Schiff und Chor jeweils ein Satteldach, das mit Doppelfalzziegeln gedeckt ist. Der Turm hat einen spitzen, kupfernen Helm.

Decke: Chor und Schiff haben eine blau gestrichene Bretterflachdecke mit frei liegenden, kaum verzierten Querunterzügen.

Innenausstattung: Der prächtige, überwiegend in Blautönen gehaltene Kanzelaltar - untergeordnet sind auch Gold und Rottöne verwendet worden - stammt aus dem Jahr 1720. Der fünfseitige geschweifte Kanzelkorb ist von Säulen und geschnitzten Wangen flankiert. Als Bekrönung sitzt ein gesprengter Giebel mit Putten auf. In der Mitte des Giebels befindet sich eine Strahlenglorie. Die Taufe ist aus Holz und stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Westempore wurde wohl Ende des 18. Jahrhunderts eingebaut. Die Orgel wurde 1887 in der Kirche aufgestellt und am Karfreitag eingeweiht.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:

2. Hälfte des 13. Jahrhunderts: Die heutige Baustruktur dürfte der ursprünglichen Baustruktur weitgehend entsprechen. Dies ergibt sich auch daraus, daß sich das Südportal annähernd in der Mitte der Längserstreckung des Schiffs befindet und die Westwand gegenüber den Schiffsseitenwänden etwas verdickt ist. Allerdings ist ein Bau in zwei Phasen anzunehmen; zuerst wurde der Chor hochgezogen, danach das Schiff. Dies ergibt sich aus der unterschiedlichen Mauerwerksausführung und Blendquaderbearbeitung von Chor und Schiff. Vielleicht lag zwischen dem Bau des Schiffs und des Chors eine kleine zeitliche Unterbrechung (vielleicht in der Größenordnung von 10-20 Jahren). Die Giebel zeigen eine völlig unregelmäßige Mauerwerksausführung. Entweder waren sie zunächst nur verbrettert und sind erst später hochgemauert worden, oder sie waren von Beginn an verputzt, wodurch die Mauerwerksausführung für die Außenwirkung irrelevant war. 
Vermutlich hatte die Kirche auf der Nord- und Südseite je drei spitzbogige Fenster im Schiff und je zwei Fenster im Chor, auf der Ostseite des Chors waren es drei spitzbogige Fenster. Alle Fenster sind im Abschluß noch nahezu rundbogig und mit scherbigen Feldsteinen gemauert. Da das mittlere Chorfenster in den Giebelbereich ragt, ist zumindest für den Chor eine ursprünglich vorhandene oder geplante Holz-Tonnendecke anzunehmen oder vielleicht sogar ein geplantes Chorgewölbe. Das Priesterportal und das große spitzbogige Portal auf der Südseite des Schiffs waren wohl ursprünglich. 

14./15. Jahrhundert (?): Das Westportal ist wohl später eingebrochen worden, oder ein ursprüngliches Westportal ist mit Backsteinen gefaßt worden. Es war etwas breiter als das heutige Westportal und mit großformatigen Ziegeln eingefaßt (28,5 x 13,5 x 9 cm). Das Ziegelformat entspricht exakt dem Ziegelformat des Gewändes des Westportals im Turm der Dorfkirche von Ahrensdorf. Der Turm der Dorfkirche Ahrensdorf ist nachträglich angebaut und stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Zeitlich nicht zu bestimmen (16./17. Jahrhundert?): Zusetzen des Südportals. Der hier im Zusetzmaterial verwendete großformatige Ziegel stimmt nicht mit dem Ziegelformat des Westportals überein, so daß eine Gleichzeitigkeit mit dem Einbrechen des Westportals nicht anzunehmen ist. Allerdings ist auch mit einer Wiederverwendung des Ziegels zu rechnen.

"Barock" (18. Jahrhundert): Veränderung bzw. Vergrößerung der Fenster. Eventuell wurde auch gleichzeitig der Westteil des Schiffs mit einer Ziegelmauer als Stützmauer für einen Dachturm abgetrennt. ?Entfernen des Priesterportals. Dieser Bereich hat heute sehr dünne Mauern (im Inneren Blende), so daß diese Baumaßnahme vielleicht in der Barockzeit stattfand.

noch zeitlich unbestimmt: Erhöhung der Schiffs- und Chormauern. Vermutlich wurde zeitgleich der Chorbogen entfernt und eine Flachdecke eingezogen.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

zeitlich unbestimmt: Zusetzen der Dreiergruppe in der Ostseite des Chors. Das Format der Ziegel, die zum Zusetzen der Fenster verwendet wurden ist mit 24,5 x 11,5 x 6 cm sehr klein. Diese Baumaßnahme könnte zeitgleich mit der für 1871 belegten Umbaumaßnahme sein.

1784 wurde die Taufe neu gemalt (Inschrift auf der Taufe).

1871: Errichtung des heutigen hölzernen Dachturms. 

20. Jahrhundert: Das Westportal wurde schmaler gemacht (Ziegelformat: 24,5 x 11,5 x 6,5 cm).

1965-67: Sanierung und Modernisierung des Kircheninnenraums, Restaurierung des Altars.

1977-79: Der Zinkhelm des Turms wurde durch einen Kupferhelm ersetzt, Sanierung des Dachstuhls und Neueindeckung des Dachs.

1990 Sanierung und Neugestaltung des Kirchenvorraumes.

Vergleiche: Die Kirche von Sputendorf steht unter den Teltow-Kirchen etwas isoliert da. Die nicht mehr existierende Kirche von Heinersdorf mit Schiff und eingezogenem Chor hatte einen Querwestturm. Die Dorfkirche Brusendorf (Schiff und eingezogener Chor) hat heute (zumindest das Schiff) recht ähnliche Proportionen, jedoch wurde bei dieser Kirche der Querwestturm abgebrochen. Die Dorfkirche in Ruhlsdorf hat wesentlich kleinere absolute Maße, die Kirche in Selchow ist deutlich größer und die Kirche in Thyrow war ursprünglich ein Apsissaal. Bei den Dorfkirchen Blankenfelde und Deutsch Wusterhausen wurde das Schiff wesentlich später angefügt.

Bemerkungen: Das Werk "Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" gibt als Entstehungsdatum das 13. Jahrhundert an, während Kubach & Seeger etwas vorsichtiger 13./14. Jahrhundert meinen, ebenso Pomplun (1960) ("entstand Ende des 13. Jahrhunderts und reicht bis ins 14. Jahrhundert").

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.132/3, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.267/8, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.97, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.179/80, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.30, Schlimpert (1972) Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortnamen des Teltow, S.173/4,  Gericke, Schleif & Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.146, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.288/9, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.279, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.225/6, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.1017.

Information: Ev. Pfarramt, Kirchplatz 11, 14532 Güterfelde


Außenansicht

Ansicht der Ostseite



Zugesetztes Gemeindeportal in der Schiffssüdwand



 
Ostseite mit zugesetzter Dreiergruppe. Das mittlere Fenster reicht deutlich in den unregelmäßig gemauerten Bereich hinein. Das Dach des Chores ist verhältnismäßig flach geneigt.


Westeingang mit Resten älterer Portale (an der rechten Seite des Eingangs).



Innenansicht

Kanzelaltar


Westempore mit Orgel


Taufe



Grundriß


Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003