Text aus:
Herwig Büchele und Lieselotte Wohlgenannt:
Grundeinkommen ohne Arbeit
1985, ISBN 3-203-50898-2
Katholische Sozialakademie Österreich

Inhalt: Grundeinkommen ohne Arbeit

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3.5. Sach- oder Herrenzwang?

Die negative Eigengesetzlichkeit der Mittel ist - wie wir sahen - durch die Macht-Konkurrenz-Beziehung verursacht. Dadurch isolieren sich jenseits aller sinnvollen menschlichen Kommunikation die Menschen und die einzelnen im gesellschaftlichen Bereich im Konkurrenzsystem gegeneinander. Einer ist für den anderen nur als Mittel (als Produzent oder Konsument) bedeutsam. Ein unmenschliches Verhältnis des Menschen zum Menschen. Das Geld wird zum Ziel, das rückläufig die negative Eigendynamik der Mittel zu rechtfertigen scheint.

Mit anderen Worten: sobald der allem zugrundeliegende kommunikative Prozeß verdrängt und vergessen wird, zerbricht die gesellschaftliche Wirklichkeit in Figuren von Herrschafts- und Knechtschafts-, von Macht- und Gegen-macht-Beziehungen, die Mittel verselbständigen sich zu einem Mittel-System und es entstehen die sogenannten "unvermeidlichen" System- und Sachzwänge. Dabei wird allerdings allzuleicht übersehen, daß sich hinter diesem Sachzwang ein Herren-Zwang verbirgt. Ein Kartell von Eliten identifiziert sich mit diesem System, weil es davon profitiert. Ihrer "Herrschaft" werden aber durch das System enge Grenzen gesetzt, sie werden selbst gezwungen, sich der Herrschaft der Mittel, der Apparate und der Mechanismen zu unterstellen. Die durch dieses "System" bedingte Abhängigkeit und Erpreßbarkeit der Menschen läßt das "Mitläufersyndrom" der vielen entstehen. Ein negativer Sachzwang ist also dort gegeben, wo die Ziele von den Mitteln absorbiert werden und politisches Handeln als Entscheidung über Alternativen sehr stark eingeschränkt wird: die Politik der Sachzwänge ist weithin auch das Ende der Politik.

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