Text aus:
Herwig Büchele und Lieselotte Wohlgenannt:
Grundeinkommen ohne Arbeit
1985, ISBN 3-203-50898-2
Katholische Sozialakademie Österreich

Inhalt: Grundeinkommen ohne Arbeit

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3.3. Das Beispiel der Gesundheitsindustrie

Ein weiteres Beispiel zur Verdeutlichung dieser Zusammenhänge ist der Medikamentenmarkt. Ein neues Heilmittel kommt auf den Markt, mit einer anderen Verpackung, einem anderen Namen, zwei andere Mineralstoffe oder Vitamine werden hinzugefügt, die bei gesunder Kost aufgenommen, als Spurenelemente ohnehin in den Körper integriert werden -, und schon wird dieses Mittel als ein neues Medikament angeboten und seine Wirkung in der Werbung glorifiziert.

Auch hier geht es nicht um das Ziel: einer sinnvollen Herstellung im Blick auf die Gesundung eines Kranken, sondern bloß um Warenpotenzierung. Die Macht der Mittel - nicht mehr im Dienst des Zieles. Mangelnde Verantwortlichkeit der pharmazeutischen Industrie, mangelnde Verantwortlichkeit oft auch auf seiten der Ärzte, die sich verführen lassen zur Verordnung neuer Mittel, die sich im wesentlichen durch nichts von den alten unterscheiden.

Dazu kommt auf seiten des Patienten der magische Glaube, daß ein neues Mittel auch besser wirken muß. Fortschrittswahn: alles wird immer besser; das Neueste ist das Beste. So berichten Ärzte, daß mit der Zeit manches Mittel bei gleicher Dosierung und gleichem Krankheitsverlauf in seiner Wirkung abnimmt. Verschreiben sie ein neues Mittel, mit anderer Verpackung und anderem Aussehen, so wirkt dieses wieder, obwohl es im wesentlichen gar keine anderen Bestandteile enthält als das alte.

Auf sozialer Ebene machen nun nochmals Nahrungs- und Heilmittelproduzenten einander Konkurrenz: differenziertes Angebot, bis in Verpackungsformen, Hygieneverfahren, Wertstoffkonservierung. Dem entspricht auch eine Konkurrenz im Konsum: Wer kann sich welches "Brot", welches "Heilmittel" leisten? Wer ernährt sich nach welchen Prinzipien? Nährboden für Ernährungsideologien. Also im Ganzen: ein Konsum- und Produktionsmachtkampf. Als einziges Ziel bleibt übrig: das Geld und der schlechte Genuß.

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