Holzarbeit von Yûji Urashima |
Gesell Research Society Japan
1997 begann das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Japan, NHK, Recherchen für den Film über Michael Ende und dessen Ansichten zur Wirtschaft durchzuführen. Den Namen Silvio Gesell hatten die NHK-Redakteure zum ersten Mal von Michael Ende gehört und sie waren überrascht, als sie herausfanden, dass es in Japan eine Gesell Research Society gab. So war es ein grosser Vorteil, dass das NHK-Team auf den bereits angesammelten Wissensfundus dieser Society zurückgreifen konnte. Eiichi Morino war dann auch massgeblich am Zustandekommen des Drehbuchs für den Film und das anschliessend veröffentlichte Buch zum Film beteiligt. Nachdem der Film erstmals im Mai 1999 im Fernsehen gezeigt wurde, stieg das Interesse an alternativen Wirtschaftsformen in Japan deutlich an. Inzwischen wurde der Film einige weitere Male wiederholt und Ende Februar 2000 kam das Buch zum Film heraus, das im Juli bereits in der 4. Auflage erschien. Das grosse Interesse, das der Film auslöste, führte dazu, dass nun auch eine Fortsetzung geplant ist. Michael Ende würde sich gefreut haben, so in etwa mochte er sich das wohl vorgestellt haben.
Das wachsende Interesse an alternativen, regionalen
Wirtschaftsformen brachte die Gesell Research Society auf die Idee, im
Internet eine Mailinglist einzurichten, um allen Interessierten ein Gesprächs-
und Austauschforum zu bieten. Die Gesell-Mailinglist wurde im Juni 1999
eröffnet. Zu dieser Zeit stiess ein junger Student, Miguel Yasuyuki
Hirota, aus Fukuoka zur Gesell Society, der über Michael Ende bereits
einige Arbeiten geschrieben hatte. Er übernahm dann als kanrijin"
- als Moderator - die Betreuung der Mailinglist. Bis Ende Januar hatten
sich etwa 85 Teilnehmer eingeschrieben, inzwischen ist die Teilnehmerzahl
auf fast 300 angestiegen. Aufgrund des grossen Anklangs gibt es inzwischen
zur Entlastung der Mailingliste zwei regionale Ableger, die "Kansai-Gesell-ML"
(Westjapan) und die "Kanagawa-ML". Die Themenpalette in den sehr lebhaften
Austauschrunden ist breit: Für und Wider verschiedener Tauschring-Systeme
oder Lokalwährungen, erneuerbare Energieformen, natürliche, d.h.
chemiefreie Landwirtschaft, die Stellung der Frau in der Gesellschaft,
die Überschuldung der 3. Welt, was bedeutet Informationsgesellschaft?",
Informationsaustausch über Neuigkeiten aus der weiten Welt - oder
aus der Nachbarschaft, Veranstaltungshinweise usw. Und zwischendurch kommt
natürlich auch immer wieder Gesell zur Sprache.
Eine Teilnehmerin der Mailingliste - kokiriko (ihr Künstlername) - hatte die Idee, die Robinsonade von Silvio Gesell als Manga (jap. comic strip") zu zeichnen. Die Robinsonade, die Gesell selbst auch als Prüfstein für seine Theorie verstanden wissen wollte, zeigt sehr anschaulich, wo der grundlegende Fehler in unserem bestehenden Geldsystem liegt. Dieses Manga gibt es inzwischen auch in deutscher und englischer Übersetzung im Internet unter Geldreform.de. Weitere Übersetzungen ins Spanische und Portugiesische sind bereits in Arbeit und noch mehr sind geplant. Es gibt auch Ideen für Mangas über weiterführende Themen. Eine erste Reaktion auf das Manga gibt es schon. Kürzlich meldete sich ein neuer Teilnehmer in der Mailingliste an, der erzählte, dass er über Ende und das Robinson-Manga zur Mailing-Liste gekommen sei. Nach der Lektüre des Manga meinte er, es sei doch sehr merkwürdig, dass nicht schon viel früher jemand auf diesen grundlegenden Punkt beim Geld hingewiesen hätte... Weitere Informationen auf Englisch, Spanisch und Japanisch sind auf der Homepage von Yasuyuki Hirota zu finden. Robert Mittelstaedt |
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