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Martin Recke (mr94@prenzlnet.in-berlin.de)
19 Nov 1996 10:10:50 GMT

Medialist 3.96:  Rüge für "Krokodilswächter"
Hgg. von Martin Recke


SFB-Rundfunkrat rügt Tatort "Krokodilswächter" -- "Sexismus und
Brutalität" nicht zu ertragen -- Finanzausgleich zugestimmt

epd    Der SFB-Krimi "Krokodilswächter" ist auf heftige Kritik im
Rundfunkrat des Senders Freies Berlin gestoßen.  Im Programmausschuß des
Gremiums sei die jüngste Folge der Reihe Tatort "in Grund und Boden"
geredet worden, berichtete dessen Vorsitzender Dieter Biewald in einer
Sitzung des Rundfunkrats am 18. November.  Der am 10. November
ausgestrahlte Krimi wurde vor allem wegen "Sexismus und Brutalität" in
einem "nicht mehr erträglichen" Maße kritisiert.  

Der Ausschuß bezeichnete die vier Tatort-Folgen des SFB als "Reinfälle";
erwartet würden "Konsequenzen", so Biewald.  Marianne Brinckmeier, die
Vorsitzende des Rundfunkrats, berichtete von einem Schreiben des
Medienbeauftragten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Otto Wilhelm, in
dem Wilhelm die Gewaltdarstellungen als unangemessen für die Sendezeit
um 20.15 Uhr rügte.

SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle räumte ein, daß der Krimi Szenen
gezeigt habe, über die nun "intensiv diskutiert" werde.  Die im Film
dargestellte Mafia-Szene sei eine der brutalsten, so Schättle.  Ein
Krimi müsse sich auch an der Realität orientieren.  Die Darstellung von
Gewalt liefere immer auch deren Kritik mit, erklärte der Fernsehchef.
Die ARD-Redaktionsgruppe für den Tatort habe den Film vorab gesehen und
noch "Veränderungen vorgenommen".  

Schättle nahm die zuständige Redaktion in Schutz:  Sie sei
"problembewußt".  Er wies jedoch die Kritik zurück, der zufolge der
Sender in seinen Tatort-Folgen ausschließlich Nicht-Deutsche als Täter
zeige.  Nach Angaben Schättles hat der SFB-Tatort höhere Einschaltquoten
als eine parallele Krimisendung bei SAT 1 mit Götz George gehabt.

Der Rundfunkrat stimmte der Neuregelung des ARD-Finanzausgleichs mit 18
zu drei Stimmen bei drei Enthaltungen zu.  Neben zehn Millionen Mark aus
der Finanzausgleichsmasse wird der Sender durch die Kostenübernahme für
ein Prozent der ARD-Quote durch den MDR entlastet.  Der SFB hat demnach
in der Gebührenperiode bis 2000 4,25 Prozent des Ersten Programms zu
finanzieren, gestaltet aber 5,25 Prozent.

Der MDR finanziert in dieser Höhe sowohl den SFB-Anteil an den
ARD-Gemeinschaftsaufgaben und am Kinderkanal als auch die
Programmzulieferungen.  Für letztere stellt der MDR dem SFB jährlich
sechs Millionen Mark zur Verfügung.

Zur Auffüllung des Deckungsstocks für die Altersversorgung erhält der
SFB in den kommenden Jahren jährlich rund 3,2 Millionen Mark aus dem
zweckgebundenen Gebührenaufkommen anderer ARD-Anstalten, deren
Deckungsquote zur Zeit höher liege.  Diese Summe steht jedoch für die
Liquidität der Anstalt nicht zur Verfügung, referierte
Verwaltungsratschef Hartmann Kleiner vor dem Gremium.  (mr)


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