Arbeitstitel: ORB-Rundfunkrat schlägt SFB-Gremien Verhandlungen über die Rundfunk-Zukunft vor


Der Rundfunkrat des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) hat am 28. März den Gremien des Senders Freies Berlin (SFB) vorgeschlagen, »unmittelbar nach der Parlamentsentscheidung über die Länderfusion« eine gemeinsame Sitzung zu »Zukunftsfragen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks« der Region abzuhalten. Das ORB-Gremium bestätigte in einer Klausurtagung das Strategiepapier, das Intendant Hansjürgen Rosenbauer im Dezember vorgelegt hatte (Kifu 100/94). Darin hatte die ORB-Geschäftsleitung sich für eine enge Zusammenarbeit mit dem SFB bis hin zur Fusion ausgesprochen. Diesem Ziel folgend, beschlossen nun die Rundfunkräte, sollten die beiden Anstalten den begonnenen Weg der Kooperation »konsequent fortsetzen«. Sie wiesen ausdrücklich darauf hin, daß eine mögliche Fusion unter dem Aspekt der »Kompatibilität beider Sender, insbesondere auch in finanzieller Hinsicht«, betrachtet werden müsse und begrüßte die laufenden SFB-Reformen. Der Rundfunkrat empfahl, die Maßnahmen für eine »verstärkte Regionalisierung« der Programme fortzusetzen, um die Regionalinteressen Brandenburgs zu wahren und die regionale Kompetenz des ORB zu erhalten.

Mit »Unverständnis« reagierte der ORB-Rundfunkrat über Äußerungen aus Berlin, die ein Zusammengehen des SFB mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) befürwortet hatten. Der Berliner CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky hatte vor einer vorschnellen Fusion des SFB mit dem Potsdamer Sender gewarnt und für einen Verbund des SFB mit dem MDR plädiert (Kifu 11/95). Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hingegen hat sich nach Auskunft der Senats-Pressestelle zwar für »gut abgestimmte und enge Kooperation« des SFB mit dem MDR ausgesprochen, um Einsparungen zu realisieren, allerdings habe er niemals eine SFB/MDR-Fusion befürwortet. Sein Ziel sei es vielmehr, einen »starken Hauptstadtsender« zu etablieren. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>