Arbeitstitel: ORB-Rundfunkrat verabschiedet Nachtragshaushalt - SFB und ORB wollen auch in Bonn kooperieren


Der Rundfunkrat des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) verabschiedete am 7. Februar einen Nachtragshaushalt für das laufende Wirtschaftsjahr. Der Nachtrag war notwendig geworden, um die gesamten Technik-Investitionen für das mit dem SFB gemeinsam geplante Info-Radio (Kifu 97 und 100/94, 9/95) in Höhe von 5,182 Millionen Mark zu finanzieren. Eine Million davon wird noch 1995 abgeschrieben, erklärte der Finanzchef des Senders Claus Schillmann gegenüber epd. Dazu kommt eine gegenüber dem Wirtschaftsplan höher ausfallende Abführung an ARTE, die sich am Gebührenaufkommen des ORB (rund 2,9 Prozent der Gesamtsumme) statt am ARD-Anteil (2,5 Prozent) bemißt.

Demgegenüber werden die für das neue Fernsehzentrum in den Wirtschaftsplan eingestellten Investitionskosten in Höhe von 39 Millionen Mark in die Rücklage fließen, da das Projekt durch ein Leasingunternehmen gebaut und an den ORB vermietet werden soll (Kifu 99/94). Der Sender bleibt Eigentümer des Grundstücks und plant Claus Schillmann zufolge, das Zentrum schließlich zum Restbuchwert zurückzukaufen. Die Zinserträge der Rücklage und die erste von insgesamt zehn Jahresraten des SFB für die Info-Radio-Investitionen in Höhe von 300 000 Mark führen zu einem gegenüber dem Wirtschaftsplan um 100 000 Mark verbesserten Jahresergebnis.

Wie Intendant Hansjürgen Rosenbauer dem Rundfunkrat berichtete, streben ORB und SFB eine Kooperation der Bonner Korrespondenten beider Häuser an. Der ORB hat in Bonn ein gemeinsames Studio mit Radio Bremen, in das der SFB mit einziehen soll. Die Geschäftsleitungen beider Anstalten überlegen Rosenbauer zufolge außerdem, die Medienforschung zusammenzulegen.

Irritiert zeigte sich der ORB-Chef über die Warnung des Berliner CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky vor einer vorschnellen Fusion des SFB mit dem Potsdamer Sender. Landowsky hatte in der Berliner Zeitung für einen Verbund des SFB mit dem MDR plädiert, statt mit dem »sehr schwach agierenden« ORB. Er sei enttäuscht, so Rosenbauer, daß »nach der kontinuierlichen An näherung und Verständigung« zwischen SFB und ORB der Sinn dieser »vielfältigen Kooperationen« infrage gestellt werde. »Ärgerlich, geradezu beleidigend« nannte der Intendant eine Äußerung Landowskys, der ORB hinke in seiner journalistischen Qualität »erheblich auch hinter dem SFB« her. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>