Arbeitstitel: ORB schließt Geschäftsjahr 1994 mit 21,5 Millionen Mark Überschuß ab - Ab 28. August Programmänderungen im ORB-Fernsehen


Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) hat das Geschäftsjahr 1994 mit einem Überschuß in Höhe von 21,5 Millionen Mark abgeschlossen. Der Rundfunkrat stellte den Jahresabschluß am 4. Juli vorläufig fest und genehmigte den Geschäftsbericht. Der Verwaltungsrat berichtete in seiner Stellungnahme zum Jahresabschluß, daß die Eigenkapitalbasis des ORB weiter ausgebaut werden konnte und nun 186,2 Millionen Mark betrage. Dazu kommt, wie ORB- Verwaltungschefs Lutz Marmor gegenüber epd erläuterte, ein »Sonderposten nach Paragraph 2 des Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrages« in Höhe von 76,2 Mio. Mark. Dabei handelt es sich um Mittel für Investitionen aus der Aufbaufinanzierung für den Rundfunk in den neuen Ländern, die noch nicht ausgegeben werden konnten.

Der Überschuß resultiert vor allem aus gegenüber dem Wirtschaftsplan verbesserten Gebühreneinnahmen. Mit 195 Millionen Mark trugen sie 1994 rund 81 Prozent der gesamten betrieblichen Erträge von 248 Millionen Mark bei. Die Werbeerträge erreichten mit 18 Millionen Mark rund 7,5 Prozent der Gesamterträge. Dieser nach ORB-Angaben im ARD-Vergleich »überproportionale« Anteil sei der »hervorragenden« Marktposition des Hörfunkprogramms Antenne Brandenburg zu verdanken. Antenne Brandenburg erreicht in der Media Analyse (MA) 95 den größten Marktanteil in der Region Berlin-Brandenburg (Kifu 44/45/95).

Der ORB werde die laufende Gebührenperiode mit einem positiven Ergebnis abschließen, hieß es. Dieses Ergebnis basiere jedoch in erster Linie auf »einmaligen Sonderentwicklungen«, die entweder nicht fortwirken werden oder in den Planungen und Finanzbedarfsanmeldungen bei der KEF berücksichtigt sind. So ist nach Angaben des Intendanten Hansjürgen Rosenbauer mit einer vergleichbaren Steigerung der Gebühreneinnahmen nicht noch einmal zu rechnen. Der ORB erhielt 1994 zum letzten Mal Mittel aus der Aufbaufinanzierung. Auch der ORB werde deshalb ab 1. Januar 1997 eine »angemessene« Gebührenerhöhung benötigen, so Rosenbauer. Der ORB-Chef informierte den Rundfunkrat über den jüngst zugegangenen ersten Prüfungsbericht des brandenburgischen Landesrechnungshofes, der die Umsetzung des Konzepts der »schlanken, ökonomisch geführten Anstalt« bestätigt habe. Er bat den Rundfunkrat um sein Einverständnis, einen Teil des Überschusses für neue Programmleistungen zu verwenden.

Dazu zählen auch neue Sendungen im ORB-Fernsehen, denen der Rundfunkrat seine Zustimmung gab. Das Nachmittagsprogramm, das der ORB von N 3 übernimmt, wurde zusammen mit NDR und Radio Bremen überarbeitet. Wochentags zwischen 14 und 17 Uhr soll es ab 1. Oktober drei feste einstündige Sendeachsen geben. Vorbehaltlich einer Zustimmung des NDR- Rundfunkrats wird der ORB dann von 14 bis 15 Uhr eine Kinderstunde verantworten. Das anschließende »unterhaltsame Nachmittagsmagazin« soll vom NDR kommen. Zwischen 16 und 17 Uhr wird ein moderiertes »Informations- und Servicemagazin« mit Programmbeiträgen aus den drei Häusern bestückt. Von Montag bis Donnerstag übernimmt der ORB anschließend die ARD-Talkshow »Fliege« vom selben Tag.

Ab 28. August wird der ORB seine regionalen Fernsehangebote um ein »Abendjournal« (montags bis freitags um 18 Uhr) erweitern. Anschließend soll mit dem »ORB-Club« eine Familiensendung eingeführt werden, in der der Sandmann seinen Platz findet. Für 19 Uhr wird derzeit ein »Landesspiegel« mit Berichten und Tips aus den verschiedenen Regionen vorbereitet, für den noch kein konkreter Starttermin genannt wurde.

Beim Abendprogramm am Wochenende werden die bisher sonntags eingesetzten Features, Reportagen und Reihen wie »Am Tag als...« und »Zur Person« auf den Samstag verlegt. Sonntags wird die Talkshow »Babelsberg live«, das Medienmagazin »Parlazzo« und die Reihe »Wiedersehen mit...« auf den 20.15-Uhr-Termin gesetzt. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>