Arbeitstitel: 24 Anträge für DAB-Pilotprojekt in Berlin - Medienrat entscheidet am 20./21. Juni


Für das erste in Deutschland startende DAB-Pilotprojekt haben sich nach Angaben der Medienanstalt Berlin-Brandenburg insgesamt 24 Programme beworben, darunter ein Fernsehprogramm. Der Berlin-Brandenburger Pilotversuch soll im August zur Internationalen Funkausstellung starten. Da insgesamt nur Frequenzblöcke für 18 Hörfunkprogramme zur Verfügung stehen, wird der Medienrat am 20./21. Juni die Kapazitäten vergeben. Dabei sollen, hieß es in einer Presseerklärung, die Auswahlkriterien angewandt werden, wie sie »für den drahtlosen Rundfunk allgemein gelten«. Es werde von Bedeutung sein, in welchem Umfang die einzelnen Veranstalter zur DAB-Einführung beitrügen. Der Medienrat zieht auch befristete Kapazitätszuweisungen in Betracht.

Im einzelnen bewarben sich zwölf kommerzielle Hörfunkprogramme, darunter zehn, die über UKW, MW, Kabel oder Satellit bereits empfangbar sind (Berliner Rundfunk, Energy 103,4, Hundert,6, r.s.2, 104.6 RTL, RTL - der Oldiesender, Jazz Radio, Radioropa Info Berlin-Brandenburg, RPR Zwei das Schlagerradio). Unter der Voraussetzung der Lizenzierung beantragt auch Newstalk (Kifu 28/95) einen DAB-Kanal. World Radio Network Ltd., das bereits im Berliner Kabel Nachrichten und Informationsprogramme von Radiostationen aus mehr als zwanzig Ländern anbietet, wollen zu unterschiedlichen Zeiten jeweils ausgewählte Programmausschnitte anbieten. Antenne Berlin i. G. will ein speziell auf DAB zugeschnittenes Programm in Kooperation mit seinen Gesellschaftern entwickeln. An Antenne Berlin ist der Buchverlag Junge Welt GmbH zu 60 Prozent, das mittelständische Berliner Unternehmen BFB Branchen- Fernsprechbuch GmbH zu 30 Prozent und die Radio Melodie Programmanbietergesellschaft mbH & Co. Studiobetriebs KG beteiligt.

Neben den kommerziellen Anbietern sind insgesamt elf öffentlich-rechtliche Hörfunkkanäle beantragt worden. Der Sender Freies Berlin will seine drei Hörfunkprogramme Berlin 88 8, B Zwei und SFB 3 verbreiten, der Ostdeutsche Runfunk Brandenburg die Wellen Antenne Brandenburg, Fritz und Radio Brandenburg. Das von SFB und ORB gemeinsam zur Funkausstellung startende reine Wortprogramm Info-Radio soll ebenfalls digital gesendet werden. Das Deutschlandradio hat Anträge für seine Programme Deutschland-Radio Berlin und Deutschlandfunk gestellt. Der Südwestfunk möchte sein Programm SWF 3, das bereits im Berliner Kabelnetz zu hören ist, digital ausstrahlen. BBC World Service, Radio France Internationale und Deutsche Welle verzichten zugunsten des Pilotprojekts »Europäisches Digitales Radio« (EDR) auf eine Bewerbung. Neben den drei Sendern ist auch Radio Nederlandse Wereldomroep an der von der Europäischen Union ins Leben gerufenen Station beteiligt. Redakteure aus verschiedenen europäischen Ländern produzieren gemeinsam das auf Europa ausgerichtete Programm. Erste Pilotprogramme in deutscher, englischer und französischer Sprache werden seit Mitte Februar auf Kurz- und Mittelwelle ausgestrahlt. Beim DAB-Pilotprojekt will EDR erstmals die gleichzeitige Übertragungen mehrerer Sprachprogramme testen.

Ein Fernsehprogramm namens BANG TV soll über DAB in bewegte Objekte wie öffentliche Verkehrsmittel übertragen werden. Die BANG Aktuelles Nahverkehrs TV Entwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH, die den entsprechenden Antrag gestellt hat, will das Projekt nicht ausschließlich auf Berlin beschränken. Um Fernsehbilder via DAB übertragen zu können, werden mehrere Hörfunkkanäle benötigt.

Zur DAB-Erprobung errichtet die Telekom zwei DAB-Sender auf dem Fernmeldeturm Alexanderplatz und einen am Standort Schäferberg. Ein Frequenzblock am Alexanderplatz wird für maximal sechs Hörfunkprogramme genutzt, jeweils mit programmbegleitenden Informationen (PAD) wie Veranstaltungshinweise, Verkehrsinformationen oder Informationen zum gespielten Musiktitel. Der zweite Frequenzblock für weitere sechs Programme wird im DAB-typischen Gleichfrequenzbetrieb sowohl vom Alexanderplatz als auch vom Scholzplatz ausgestrahlt. Dazu kommt der Fernsehkanal 8, auf dem weitere sechs Programme im Gleichfrequenzbetrieb von den Standorten Scholzplatz und Britz gesendet werden sollen. Die Sendeeinrichtungen werden vom Sender Freies Berlin und vom Deutschlandradio errichtet. Da die Kapazitäten nicht ausreichen, um alle in Berlin empfangbaren Programme über DAB auszustrahlen, hatte die Medienanstalt Berlin-Brandenburg die 18 Programmkanäle mit der Ausschlußfrist zum 26. Mai ausgeschrieben.

Neben den Hörfunkprogrammen können auch reine Datendienste terrestrisch verbreitet werden. Nach Ansicht der MABB ist hier ein Engpaß nicht abzusehen, solange das Datenvolumen sich in Grenzen hält, indem zum Beispiel auf Bewegtbild verzichtet wird. Im Pilotprojekt sollen mobile und stationäre DAB- Empfänger eingesetzt werden, darunter auch Geräte-Typen, die neben dem Empfang digitaler Hörfunkprogramme auch Abrufmöglichkeiten bis hin zum PC- Anschluß bieten. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>