Das Konzept, über das zur Zeit nachgedacht wird, sieht nach Wenzels Angaben vor, zunächst 50- 100.000 Set-Top-Boxen anzukaufen und an die Endkunden zu verleasen. Über verschiedene Smart Cards könne der Kunde dann diverse digitale Programmpakete abonnieren, auch Pay-per-view werde möglich. Ausgangspunkt des Konzepts sei das digitale Fernsehen. Als Rückkanal sieht die EMG die Telefonleitung vor, die an die Set-Top-Box angeschlossen wird. Das Projekt soll allerdings auch ohne Telefonanschluß auskommen, vor allem, da im Ostteil der Stadt viele Haushalte zwar einen Kabel-, aber keinen Telefonanschluß besitzen. Auf interaktive Formen des Fernsehens wie auch auf Video-on- demand und near Video-on-demand wird zunächst weitgehend verzichtet, das Konzept soll aber dafür offen bleiben. Dem »Call for Proposals« der MABB zufolge soll es möglich sein, über die digitalen Kabelkanäle auch Daten zu übertragen, sowohl als »Datenrundfunk« an die Allgemeinheit als auch individuell an einzelne Teilnehmer. Die Set-Top-Boxen werden voraussichtlich Schnittstellen für den PC-Anschluß haben.
Über die Zusammenstellung der Programmpakete verhandelt die EMG zur Zeit unter anderen mit der Viacom (u. a. MTV). Ob SEGA bereits zum 1.1.96 einen Videospielkanal anbieten wird, ist noch offen. EMG-Chef Wenzel sieht »im Augenblick drei bis vier« Smart Cards zum geplanten Programmstart. Als denkbaren Preis für ein Programmpaket nannte Wenzel einen Betrag von 9,50 Mark im Monat. Davon brauche sein Unternehmen für den Sendebetrieb etwa 2,50 bis 3 Mark. Pro Paket, also pro Kabelkanal sind nach dem DVB-Standard sechs bis zehn Programme möglich. Wenzel betonte, daß die Konzeption offen für weitere Anbieter sei, was im Gegensatz zum »relativ geschlossenen« Konzept der geplanten und von der EU-Kommission untersagten Media Service GmbH stehe. So sei es durchaus denkbar, daß es weitere Sendezentren mit anderen Programmpaketen geben könnte. Ebenso könne der Vertrieb von Set-Top-Boxen in den Händen mehrerer Firmen liegen. (mr)