Arbeitstitel: MABB läßt technischen DVB-Versuch zu - Unterschiedliche Decoder im Test - DVB auch terrestrisch


(epd) In Berlin soll mit einem technischen Versuch zur Klärung des Decoderstreits beigetragen werden, der zur Zeit die Einführung digitalen Fernsehens verzögert. Der Versuch solle Transparenz über die Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit von "Set-Top-Boxen" herstellen und damit die Investitionsentscheidungen möglich machen, die zur Zeit noch ausstehen und für die von der MABB geplante "breite Einführung" von DVB in Berlin nötig sind. Dies beschloß der Medienrat am 1. März. Er bedauere, daß sich die Unternehmen "immer noch nicht auf einen gemeinsamen Standard" geeinigt hätten, heißt es in einer Presseerklärung vom 5. März.

Ein Gemeinschaftsunternehmen von Vebacom und EMG namens Digital-TV will von Ende April an mit einem regionalen Sendezentrum und zunächst 100 Testhaushalten bis zu fünf Kanäle nutzen, um darüber 25 digitale Fernsehprogramme, 90 Hörfunkprogramme und "ergänzende Datendienste" zu verbreiten. Daneben will auch die Deutsche Telekom über den Netzbetrieb hinausgehende Dienstleistungen erbringen. Die Kirch-Gruppe und Premiere wollen sich mit "eigener Infrastruktur" - also eigenen Set-Top-Boxen - und überregionalen Inhalten am Versuch beteiligen, daneben auch SFB und ORB mit regionalen Programmelementen und ZDF sowie DMX mit überregionalen Inhalten. Bis zum 25. März sollen nach dem Willen des Medienrats die technischen Details zwischen der Netzbetreiberin Telekom und den anderen Unternehmen abgestimmt werden.

Der Medienrat hält an seiner Forderung fest, später ein einheitliches System bei den Set-Top-Boxen einzuführen. Mit dem Versuch sollen die technischen Voraussetzungen für die Ziele der MABB untersucht werden:

Der Versuch solle auch zusätzliche Erkenntnisse liefern, "ob und in welchem Umfang Regelungen erforderlich sind und wo Vereinbarungen der beteiligten Unternehmen ausreichen", heißt es im Beschluß des Medienrats. Wenn bisher nicht in Berlin oder bundesweit zugelassene Programme an mehr als 100 Haushalte verteilt werden sollen, muß bis zum 25. März eine konkrete Beschreibung der Inhalte und der dafür in Anspruch genommenen Datenraten vorgelegt werden, um eine "vereinfachte Zulassung" vorzubereiten. Der Versuch kann "unter Auswertung seiner Ergebnisse" in die breite Einführung von DVB in Berlin-Brandenburg übergeleitet werden, beschloß der Medienrat. Die Grundlage dafür ist die im Januar beschlossene Nutzungskonzeption (Kifu 8/96).

MABB und Telekom wollen ein gemeinsames Projekt mit digitalem terrestrischem Fernsehen (DVB-T) vorbereiten, nach MABB-Angaben "das erste deutsche Projekt" dieser Art. Damit werde ein "umfassendes Angebot digitaler Übertragungssysteme für Multimedia-Dienste" entwickelt, hieß es. Das terrestrische Frequenzspektrum erlaubt zwar nicht so viele Kanäle wie Kabel und Satellit, bietet aber den Vorteil, via Digital-Decoder auch ohne Kabel mit einfachen Antennen empfangbar zu sein. Gegenüber DAB, das sich für den mobilen Empfang eignet, liegt der Schwerpunkt bei DVB-T beim stationären Empfang. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>