Arbeitstitel: Hege: Medienrat will regionales Sendezentrum für Digital-TV

"Netzbetreiber haben Mitverantwortung für regionale Programme" - Premiere beginnt am 20. September mit Testeinspeisung ins Berliner Kabelnetz


(epd) Der MABB-Medienrat hält am Konzept eines regionalen Sendezentrums für digitales Fernsehen (DVB) im Kabelnetz fest. Dies betonte MABB-Direktor Hans Hege am 20. September gegenüber epd. Die Netzbetreiber, vor allem die Telekom, hätten eine "Mitverantwortung" für den Zugang regionaler Programme und Angebote wie auch Datendienste zum digitalen Kabelnetz, so Hege. Hege nannte als Beispiele die geplanten digitalen Programmpakete von ORB und SFB, die bislang nicht als bundesweite Angebote gedacht sind.

Zudem spricht nach Ansicht Heges auch die Notwendigkeit eines entsprechenden Navigationssystems, mit dem auf regionale wie überregionale Programm zugegriffen werden soll, für ein regionales Sendezentrum. Auch das Kapazitätsmanagement, also die Verteilung der zur Verfügung stehenden Bandbreite auf verschiedene Programme, Programmpakete und Datendienste, sei am besten lokal zu lösen. Hier zeigte der MABB-Chef sich jedoch skeptisch, ob eine regionale Lösung nur für Berlin durchsetzbar sein wird, wenn diese Netzdienste überall in der Republik zentral erbracht würden.

Hege kritisierte die gegenwärtige Praxis des Kirch-Fernsehens DF 1, seine Programmpakete so zu packen, daß sie "kaum auseinandernehmbar" seien. Auch die zusätzlichen Angebote wie M-TV würden im Paket mit Kirch-eigenen Programmen ausgestrahlt. Dies lasse den Medienanstalten für die Kabelkanalbelegung nur die Möglichkeit, das Kirch-Paket ganz oder gar ins Kabelnetz einzuspeisen. Ein regionaler "Multiplex" könnte dieses Problem lösen, fraglich sei aber, ob überregionale Anbieter das regionale Sendezentrum mitfinanzieren würden.

Das Konzept der Telekom, ein bundesweites Sendezentrum in Usingen einzurichten, daß via Kopernikus die Kabelnetze der Republik mit digitalem Fernsehen versorgt, ist nach Ansicht Heges zu "zentralistisch". Es erlaube kaum, regionale Spielräume zu eröffnen. Umgekehrt sei es fraglich, ob eine nur für Berlin tragfähige Lösung eines regionalen Sendezentrums durchzuhalten sei. Die beiden konkurrierenden Konzepte müßten nach Auffassung der MABB zu einem Gesamtkonzept verbunden werden.

Die von den Medienanstalten beschlossene bundesweite Abstimmung der Kabelkanalbelegung begrüßte der MABB-Medienrat in seiner Sitzung am 13. September. Hege, der der zuständigen DLM-Arbeitsgruppe vorsitzt, wies gegenüber epd darauf hin, daß zum Beispiel nur durch bundesweite Absprachen der Medienanstalten ein Veranstalter wie Kirch zu einer "kapazitätenschonenden Bündelung" der Programmpakete veranlaßt werden könnte.

Der Medienrat sieht inzwischen die breite Einführung digitalen Fernsehens "noch in diesem Jahr" als gefährdet an. Daß die Einführung von DVG "schwierige Fragen aufwirft, inbesondere im Verhältnis zwischen Netzbetreiber und Programmveranstaltern", dürfe nicht zu einer Blockade der Entwicklung führen, hieß es in einer Pressemitteilung vom 17. September. Die versuchsweise beschlossene Kanalbelegung (Kifu 57/96) wurden inzwischen bis Ende Oktober verlängert.

Erwartet werde nun die praktische Erprobung von Simulcrypt und weitere Klärungen zur Einführung dieses Verschlüsselungsverfahrens, mit dem die Inkompatibilitäten der diversen Decoder überwunden werden sollen. Die "zur Sicherung des chancengleichen Zugangs notwendigen neutralen Plattformen für zugangsrelevante Dienstleistungen" seien nach wie vor nicht hinreichend konkretisiert, kritisierte der Medienrat.

Premiere werde am 20. September mit der versuchsweisen Einspeisung seines digitalen Programmpakets ins Berliner Kabelnetz beginnen, teilte Hege im epd-Gespräch mit. Das im Hamburger Sendezentrum von Studio Hamburg zusammengestellte Paket werde vom Astra-Satelliten abgenommen und von der Telekom eingespeist. Für den Versuch wird die Media-Box verwendet. Ein Versuch mit der d-box scheitert nach Angaben Heges derzeit daran, daß es noch keine kabeltaugliche d-box gibt. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>

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