Promovieren in Deutschland

Studien


DFG Graduiertenkolleg Befragung

Kommentar: Erhebungen zum Graduiertenkolleg-Programm werden jedes Jahr angefertigt. Auch wenn zahlenmäßig höchstens 10 % der DoktorandInnen in Deutschland in dieses Programm eingebunden sind, ist es nicht nur durch seine besser strukturierte Promotion, sondern auch durch diese fächerübergreifende Dokumentation ein vorbildliches Projekt (in den USA gibt es eine jährliche, thematisch ähnliche Erhebung unter allen im jeweiligen Jahr abgeschlossenen Promotionen). In den Ergebnissen der jährlichen Erhebungen spiegeln sich auch Veränderungen der Promotion in Deutschland insgesamt wieder, so die nachlassende Attraktivität von Stipendien in den Natur- und Ingenieurwissenschaften: wenn nur die inländischen Bewerbungen in diesen Fächern berücksichtigt werden, bewerben sich nur 1-1,5 DoktorandInnen auf ein Stipendium (gegenüber einer bei den politischen Förderwerken nicht unüblichen Quote von 15:1). Durch den naturwissenschaftlichen Schwerpunkt der geförderten Kollegs ist es m.E. nicht plausibel, von einer in den GK kürzeren Promotionsdauer oder einem geringeren Durchschnittsalter zu reden, da diese Werte mit dem allgemeinen Fächerdurchschnitt in Deutschland verglichen werden, anstatt sie nach der allgemeinen Fächerverteilung zu gewichten.

Bei der Befragung der GK-DoktorandInnen zur Qualität der Förderung (2002) wurden Themen von allgemeiner Bedeutung wie die Betreuung, Karriereförderung, Gestaltung von Übergangsphase etc. untersucht und nach Fächern und Geschlechtern differenziert. Da es keine Vergleichsgruppe außerhalb der GK gab, konnte ein Vergleich nur zwischen StipendiatInnen und anderweitig finanzierten GK-DoktorandInnen gezogen werden - Aussagen über die GK im Vergleich mit der Promotion in Deutschland allgemein müssen hypothetisch bleiben. Als Schlußfolgerungen aus der Kritik der KollegiatInnen ergab sich trotzdem die Forderung nach einer besseren Integration in den Forschungsalltag und die Praxis z.B. der Publikationen, und in den Fächern mit entsprechender Konkurrenz auf dem außeruniversitären Arbeitsmarkt die Forderung nach attraktiveren materiellen Bedingungen, also einer Ausstattung mit fachspezifisch höheren Stipendien oder auch Stellen.

Erste Ergebnisse, 2002: Hier oder unter http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_programme/graduiertenkollegs/download/befragung2002.pdf )

Erhebungen zum Programm werden jedes Jahr gemacht, zu finden sind sie unter http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_programme/graduiertenkollegs/programm_info/zahlen_info/archiv.html

Die Befragung 2003: Hier oder unter http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_programme/graduiertenkollegs/download/erhebung2003.pdf

Ausschnitt daraus:

" Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung 2003 im Überblick

Zahl der Promotionen

Von April 2002 bis März 2003 wurden in Graduiertenkollegs insgesamt 925 Dissertationen

abgeschlossen. Damit werden schätzungsweise 6% aller bestandenen Promotionsprüfungen

in Deutschland (ohne Humanmedizin) in Graduiertenkollegs abgelegt. Nach Fächern unterschieden

sind deutliche Schwerpunkte zu erkennen: So ist rund jede sechste in Deutschland

absolvierte Promotion in der Mathematik betreut worden. In der Biologie, der Physik und der

Chemie war es rund jede zehnte (Seite 20).


Die Internationalisierung der Ausbildung und Forschung nimmt weiter zu

In Graduiertenkollegs verläuft die Doktorandenbetreuung im Rahmen einer zunehmenden

internationalen Vernetzung: Die Zahl der Kooperationen mit ausländischen Partnern (885)

und der Anteil an Doktoranden, die für wissenschaftliche Zwecke ins Ausland reisten (44%)

haben zugenommen (Seite 28). Im Gegenzug waren 1330 ausländische Gastwissenschaftler ,

das sind 5 pro laufendes Kolleg, in die Arbeit am deutschen Standort mit einbezogen.

Die Anzahl der ausländischen Gastwissenschaftler ist allerdings zurückgegangen (Seite

26).

Die Hauptschwerpunkte der internationalen Aktivitäten liegen weiterhin in Westeuropa .

Über die Hälfte aller Kooperationsprojekte und Austauschprogramme werden mit Wissenschaftlern

aus westeuropäischen Ländern durchgeführt. Mehr als zwei Drittel der Auslandsreisen

der Nachwuchswissenschaftler führen in ein westeuropäisches Land, rd. 18% in die

USA oder nach Kanada, 7% nach Mittel- oder Osteuropa (Seite 28).

28 Graduiertenkollegs sind mittlerweile als Internationale Graduiertenkollegs eingerichtet.

Die Programmvariante wird hauptsächlich in den Naturwissenschaften angenommen. Die

Kollegs wurden erstmals nach den Beteiligten gefragt, die auf Seiten des jeweiligen Partners

mitarbeiten. Mit durchschnittlich 10 Doktoranden, fast 2 Postdoktoranden und 8 Hochschullehrern

entsprechend die Partnergruppen im Ausland in ihrer Größe den deutschen Kollegs

(Seite 14).

Die Zahl der ausländischen Doktoranden steigt weiterhin an

Mehr als jeder vierte aus GRK-Mitteln finanzierte Doktorand stammt aus dem Ausland. Der

Anteil ist in den vergangenen Jahren damit kontinuierlich von 12% im Jahr 1998 auf 27% in

diesem Jahr angestiegen (Seite 10).

Gut sechs von zehn ausländischen Doktoranden stammen aus einem europäischen Land .

Der Anteil an Doktoranden aus süd- und zentralasiatischen Ländern hat zugenommen. Sie

stellen mit 19% die drittgrößte Gruppe von Ausländern dar. Der Anteil von Doktoranden aus

den USA und Kanada ist mit 3% weiterhin sehr gering (Seite 10).

Auch bei den Postdoktoranden ist in Graduiertenkollegs ein hoher Anteil ausländischer

Nachwuchswissenschaftler festzustellen. 43% der mit einem Stipendium finanzierten Postdoktoranden

kommen aus dem Ausland (Seite 10).

Starke Zunahme der Bewerbungen aus dem Ausland, wenig Bewerber aus dem Inland

Die Zahl der Bewerbungen für Stipendien hat deutlich zugenommen. Pro Stipendium bewarben

sich 4,1 Kandidaten. Die Vorjahresquote lag bei 3,1 (Seite 16).

Die hohen Bewerberzahlen gehen hauptsächlich auf ein erneut gestiegenes Interesse aus

dem Ausland zurück. 60,5% der Bewerbungen (3416 von 5648) kam aus dem Ausland .

Vor vier Jahren war noch rd. jeder fünfte Bewerber aus einem anderen Land. In den Lebens-

und Ingenieurwissenschaften kamen fast drei Viertel aller Bewerbungen aus dem Ausland:

73% bzw. 72%. In den Naturwissenschaften waren es 68% (Seite 16).

Aus Deutschland gingen hingegen in den biologischen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen

Fächern nur eine bis 1,5 Bewerbungen pro ausgeschriebenes Stipendium ein. Ohne

Bewerbungen aus dem Ausland wäre hier eine zur Auswahl qualifizierter Doktoranden erforderliche

kritische Bewerbermasse nicht erreicht worden. Stipendien stellen in diesen Bereichen

für Inländer offenbar keine attraktive Form der Vergütung dar (Seite 16). Mit der Erhöhung

der Grundstipendien im kommenden Jahr sowie mit der seit diesem September geltenden

Flexibilisierung der Stipendienhöhe und der Möglichkeit, in einigen Fächer in Graduiertenkollegs

auch Stellen vergeben zu können, haben Bund, Länder und DFG-Gremien

bereits Maßnahmen eingeleitet, um hier gegen zu steuern.

Kollegiaten werden jünger promoviert, Promotionsdauer trotzdem angestiegen

Das Promotionsalter bei GRK-finanzierten Doktoranden ist leicht angestiegen. Sie sind

beim Abschluss der Dissertation durchschnittlich 30,9 Jahre alt (Vorjahr 30,7). Das bundesweite

Durchschnittsalter aller erfolgreich Promovierten ist nach wie vor um zwei Jahre höher.

Auch anderweitig finanzierte Doktoranden in Graduiertenkollegs waren mit durchschnittlich

31,3 Jahren älter als die Stipendiaten (Seite 22).

In der Dauer der Promotionen gleichen sich Stipendiaten und anderweitig finanzierte

Doktoranden an: Die Promotionsdauer der Stipendiaten ist angestiegen. Die Hälfte der Stipendiaten

benötigte diesmal 4,1 Jahre (Vorjahr: 3,8 Jahre), die Hälfte der anderweitig finanzierten

Kollegiaten benötigte wie im Vorjahr 4,3 Jahre (Seite 22). Die angestiegene Promotionsdauer

der Stipendiaten und das hohe Durchschnittsalter aller in Deutschland Promovierten

weisen auf die Notwendigkeit hin, weiterhin auf kurze Promotionszeiten innerhalb

und außerhalb der Graduiertenkollegs hinzuwirken.

Abbrecherquote gering

Nur in 11 von 1164 Fällen (0,9%) wurde laut Angaben der Kollegs ein Stipendium aufgrund

mangelnder Leistung beendet. In 46 Fällen (4%) führten persönliche Gründe zum Abbruch

eines Stipendiums (S. 30).

Graduiertenkollegs öffnen die Tür in die Wissenschaft und in den Beruf

Über die Hälfte, 60% der Stipendiaten nahm nach Abschluss der Promotion eine Tätigkeit an

einer Hochschule oder in der außeruniversitären Forschung an. Nahezu jeder Vierte wechselte

auf eine Stelle in der Wirtschaft (Seite 32)."





    PGDok der GEW: Promovieren in Deutschland 10.12.03
    Verbesserungen und Ergänzungen an jmoes@gmx.de