Promovieren in Deutschland

Studien


Berlin TU WM-Studie 2002

Kommentar: Die Studie, bei der die Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der TU Berlin im Jahr 2002 per Fragebogen befragt wurden, zeigt sicher nicht untypisch den Alltag und die Probleme einer Promotion "auf einer Stelle". Die Stellen sind an der (eher natur- und ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten) TUB meist (60%) auf fünf Jahre befristet und eher volle (75%) als Teilzeitstellen, und im Berliner Hochschulgesetz bzw. in der Mehrheit der Arbeitsverträge findet sich die Vorschrift, dass ein Drittel der Arbeitszeit der eigenen Weiterqualifikation zur Verfügung steht. Insofern finden Wissenschaftliche MitarbeiterInnen hier bessere Bedingungen als in anderen Fächern, Universitäten oder Bundesländern. Dennoch rechnet nur die Hälfte der Befragten damit, die Promotion innerhalb der befristeten Stelle fertigstellen zu können. Beklagt wird der Mangel an Betreuung bei der Promotion und die Fülle der Arbeitsbelastungen in Verwaltung und Lehre, die angesichts der Berliner Sparpolitik noch zunehmen werden. De Studie zeigt die Herausforderung, die sich für eine Reform der Promotionsphase aus den etablierten Kulturen ergeben, die die individuelle Weiterqualifizierung der Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen oft eher behindern als befördern. Da die überwältigende Mehrheit der DoktorandInnen in Deutschland aber "auf Stellen" promoviert, wird eine Reform gerade hier ansetzen müssen.


Eine Kurzzusammenfassung der Ergebnisse findet sich unten. Die Studie findet sich hier (nur der Bericht der Projektgruppe) bzw. unter http://www.tu-berlin.de/presse/doku/wm-studie .


Einige Ergebnisse der Studie hier mit verschluckten Umlauten als Zusammenfassung:

( http://www.tu-berlin.de/presse/doku/wm-studie/zusammenfassung.htm )

Auf Drängen des Personalrats und der Mittelbauinitiative der TU Berlin wurde zu Beginn des Jahres die WM-Studie 2002 durchgeführt. Mit dieser Fragebogenuntersuchung sollten die Arbeitsbedingungen der WM erstmals systematisch analysiert werden. Ein besonderes Interesse galt hierbei der Erhebung der Möglichkeiten zur Weiterqualifikation. Der Abschlussbericht der Projektgruppe "WM-Studie 2002" stellt Informationen zur Verfügung, wie die Arbeitssituation der WM verbessert werden könnte.


Die große Mehrheit der WM an Universitäten ist befristet (i.d.R. für 5 Jahre) beschäftigt. Der Befristungsgrund für Qualifikationsstellen ergibt sich daraus, dass die Beschäftigten - neben dem Erbringen wissenschaftlicher Dienstleistungen - Gelegenheit erhalten, innerhalb der Vertragslaufzeit ihre Qualifikationsarbeit abzuschließen. Hierfür soll ein Drittel ihrer Arbeitszeit zur Verfügung stehen.


Knapp 40% der an der TUB Befragten halten die fristgerechte Fertigstellung ihrer Arbeit für unrealistisch und rechnen mit z.T. deutlichen Verzögerungen. Sie schätzen darüber hinaus, dass nur jeder zweite WM die TUB mit einem Doktorhut verlässt.


Als Gründe für diesen Missstand werden v.a. Mängel in der Betreuung und die Ablenkung durch zu viele Aufgaben im Fachgebiet genannt. Zusammen mit dem Ergebnis, dass viele WM sich nicht im vertraglich zugesicherten Umfang um ihre Qualifikationsarbeit kümmern können, scheint eine generelle Entlastung aller WM von nicht-wissenschaftlichen Aufgaben - insbesondere von Verwaltungsarbeit - dringend geboten.


Auch mit den Arbeitsbedingungen in der Lehre sind die WM unzufrieden: Schlecht ausgestattete Bibliotheken und veraltete Geräte, v.a. aber zu wenig Personal erschweren eine gute Ausbildung der Studierenden und führen zu erheblichen Mehrbelastungen in der Lehre. Da nach den jüngsten Senatsplänen weitere Einsparungen im Personalbereich zu erwarten sind, wird sich die Lehrsituation an der TUB weiter verschlechtern.


Die Mittelbauinitiative wird sich zusammen mit der 3. Vizepräsidentin - Ulrike Strate - und dem Personalrat dafür einsetzen, die Arbeitsbedingungen der WM zu verbessern. Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von Veränderungsmaßnahmen ist die breite Diskussion der in der Studie dargestellten Mängel. Wir rufen alle Kolleginnen und Kollegen auf, in ihren Fakultäten entsprechende Veranstaltungen zu organisieren.


    PGDok der GEW: Promovieren in Deutschland 10.12.03
    Verbesserungen und Ergänzungen an jmoes@gmx.de