Beitrag zur Gartenkonferenz 2000
Perspektiven der Garten- und Kleinstlandwirtschaft in Stadt und Land - zur sozialen und ökologischen Notwendigkeit einer "weiblichen Ökonomie"  vom 21. - 25. Juli 2000 in Berlin, AG Kleinstlandwirtschaft und Gärten in Stadt und Land, C/O Freie Universität Berlin, Institut für Soziologie, Elisabeth Meyer-Renschhausen, gartenkonferenz@gmx.de , http://userpage.fu-berlin.de/~garten/

 
 
 
 
 

Karin Standler
Büro für Landschaftsplanung und Gartenbau, Wien

Gartenwirtschaft in Burkina Faso: Wie tief muß der Brunnen noch werden?

Kontext

Dieser Beitrag zur Gartenkonferenz 2000 rückt Betrachtungen eines einseitig ausgerichteten Wissenstransfer, der mit Entwicklungshilfe einhergeht, in den Mittelpunkt. Die damit verbundene Entwertung des vorhandenen Wissens im Dorf Sane in Burkina Faso, sowie die Nicht-Vermittlung oder das "Nicht-erkennen-wollen" von Erfahrungen mit jenem transferierten Wissen europäisch-zivilisatorischer Prägung sind einige der behandelten Aspekte.

Die dabei ebenso im Mittelpunkt stehende Entwicklungshilfe ist eine postkoloniale Erscheinung, als solche immer wieder auch Trägerin einer "Überzeugung", einer besonderen Ordnung (kapitalistischen, theologischen usw.), die vorhandene Tendenzen verstärkt oder durch Initiativen neue Ordnungen importiert und die unmittelbaren Lebenszusammenhänge der Beteiligten nicht oder zu wenig beachtet. Das zentrale Untersuchungsfeld/-objekt ist die Gartenwirtschaft in Sane, welches die am deutlichsten erkennbaren Trennungen zwischen reduktionistischem Wissen und Erfahrung darstellt. Anhand dessen wird auch die Ablösung der altbewährten Erfahrungen der Subsistenzwirtschaft von einem westlich-zivilisatorisch geprägten Zeitgeist nachvollzogen.

Projektbeispiel

Das Gartenprojekt "Maraicherie" aus Entwicklungshilfegeldern ist Beispiel durch welches neue Strukturen in das Dorf eingebracht werden. Die Einführung des Projektes soll der Bevölkerung Geld bringen. Dem gegenüber steht die vernachläßigte Selbstversorgung im Dorf.

In wessen Sinn Probleme bekämpft werden soll - im Sinne der Bevölkerung, oder im Sinne des westlichen Fortschrittsglaubens, also der Entwicklungshilfe, steht die Frage gegenüber, wie tief muß der Brunnen noch gegraben werden. Der Brunnen wird immer tiefer gegraben, um jene Früchte zu produzieren, die nicht mehr von den BäuerInnen selbst gegessen werden, sondern für den Verkauf bestimmt sind. Die Brunnen müssen immer tiefer gegraben werden, um das Gartenprojekt tragen zu können, da die angebauten Sorten nicht den lokalen Erfordernissen an Wasser und Boden entsprechen. Dazu reicht die menschliche Arbeitskraft nicht mehr aus, der Preßluftbohrer muß aus Europa importiert werden ....

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Stand: 20.9.2002