Dr. Gabriele Gramelsberger
FU Institute of Philosophy


Home
Research
Publications
Workshops
Teaching
Talks
Contact/Editorial

"Bilder, Karten, Diagramme" Workshopreihe
(Birgit Schneider, Gloria Meynen und Gabriele Gramelsberger)

Die Workshopreihe lädt in 'experimenteller' Art ein, Ideen, Projekte und Kurzpräsentationen zu den jeweiligen Themen zum Besten zu geben. Der Schwerpunkt liegt auf der Diskussion und dem informellen Austausch. Bislang fanden vier Workshops statt.


2010, February 18-19, "Erkenntniskraft der Linie", Universität Potsdam (Realisierung: Birgit Schneider)
Die besondere Leistung von Linien und Kurven, wie sie in graphischen Methoden Verwendung finden, besteht darin, nichträumliche Kategorien auf der Fläche des Bildes anschaulich zu machen. Die vielfältigen Verfahren, die dies erlauben, sind unter dem Stichwort der Visualisierung und Sichtbarmachung zu fassen. Im Rahmen des Workshops interessieren Linien deshalb weniger in ihrer Funktion der Darstellung, als vielmehr in ihrer epistemischen Eigenschaft, Wissensobjekte überhaupt erst herzustellen. Die in der Linie angeführten Qualitäten können von sehr unterschiedlicher Art sein. Ein Linienverlauf kann für so unterschiedliche Dinge stehen wie elektrische Felder, Tiefdruckgebiete, Zeitverläufe, Höhengrade, Börsenkurse oder andere variable Qualitäten. Eine Linie kann aber ebenso abstrakte Ideen, logische Verhältnisse oder Kategoriales zur Anschauung bringen. Im Workshop wird gefragt, in welcher Weise Linien ihre Erkenntniskraft entfalten. Was genau zeigen die Linien jeweils? Wie wird Wissen mit Linien erzeugt? Wie wird die Figur der Linie interpretiert?
»Programm (pdf, 120 kb, german)


2009, June 26-27, "Punkte & Flecken", khm Kunsthochschule für Medien Köln (Realisierung: Peter Bexte, Gabriele Gramelsberger)
Als Robert Hook durch sein Mikroskop auf einen Punkt blickte, macht er die Entdeckung, dass der Punkt ein Fleck geworden war (Micrographia 1665). Punkte spielen als Konstruktionseinheit eine wichtige Rolle in Bildern, Karten und Diagrammen, aber auch zur Herstellung aktualer Bilder auf Bildschirmen oder als Klangpunkte und -felder. Das Spektrum reicht von nahezu ausdehnungslosen Punkten bis hin zu mehr oder weniger großen Flecken. Was wie ein Punkt aussieht, kann sich als Fleck oder Loch entpuppen und umgekehrt. Dabei hat sich die Konzeption des Punktes, unter anderem auch durch mathematische Ideen, im Laufe der letzten Jahrhunderte erheblich gewandelt.
»Programm (pdf, 60 kb, german)


2008, June 12-13, "Orientieren und Ausrichten", Universität Konstanz (Realisierung: Steffen Bogen)
Zeichen, Dingen und Körpern im Rahmen von Orientierungs- und Navigationsprozessen. Mit dem Begriff "Ausrichten" können verschiedene Aspekte adressiert werden: die Blick- und Bewegungsrichtung des eigenen Körpers, das Drehen von Karten, Wegweisern und Instrumenten und schließlich auch der gerichtete Zusammenschluss von graphischen Elementen (Buchstaben, Figuren, Pfeilen) zu textuellen Oberflächen. Was in einer operativen Perspektive auf Repräsentation interessiert, ist gerade das Zusammenspiel dieser drei Ebenen: körperliche Ausrichtung im Raum, Einjustierung von Instrumenten und Medien der Orientierung, Verknüpfung von Zeichen in Karten, Diagrammen und Modellen. Die Fragestellung ist nicht auf kartographische Repräsentationen im engeren Sinn eingegrenzt. Thematisiert werden können etwa auch das Navigieren auf Displays und graphischen Oberflächen, Orientierungsstrategien beim Umgang mit Datenvisualisierungen und Modellen und vieles andere mehr. Dennoch kann die Karte als starkes Modell einer indexikalischen Verknüpfung von untergeordneten und übergeordneten Prozessen der Orientierung fungieren. Die Aufgaben der Ausrichtung werden im Raum der Repräsentation nicht zum Verschwinden gebracht, sondern nur auf eine andere Ebene verschoben.
»Programm (pdf, 540 kb, german)


2007, August 27-28, "Fluide Welten. Zur Kartierung von Zeit und Bewegung", Eikones Basel (Realisierung: Gloria Meynen)
Zeit ist zwar weder Ort noch Bewegung. Aber wenn sie erst durch Orte und Bewegungen sichtbar wird, so geben ihre Messtechniken, Einheiten und Oberflächen auch ihre Form vor. Eine Atomuhr generiert eine andere Zeit als ein Schattenstab. Ein Film rechnet mit Wiederholungen. Die erzählte Zeit ist reversibel: Man kann sie zurückspulen. Ein Foto einer atomaren Explosion definiert Zeit dagegen als irreversiblen Vorgang. Szenarien und Simulationen führen Zeit schließlich als variable Größe ein. Wenn nicht klar ist, an welchem Ort, zu welcher Zeit ein Ereignis eintritt, muss die Kartierung von Zeit und Bewegung selbst dynamisch werden. An die Stelle konstrastschärfender Strategien treten Unschärfen: bewegliche Bilder, Modelle und Simulationen. Ost und West sind keine Orte, sondern Richtungen, schreibt Buckminster Fuller. Sie zeigen mögliche Bewegungen auf. Richtungen aber haben keinen Ort. Sie sind fließend wie die Ziele, auf die sie verweisen. Für die dynamische Bestimmung von Ort und Zeit prägt Buckminster Fuller am Vorabend von D-Day den Begriff Fluid Geography – einer »Welt im Boot«, die Orte in Abhängigkeit von ihren Benutzeroberflächen denkt.
Ausgehend von Fullers mobiler Ästhetik des Meeres soll diskutiert werden, wie dynamische Prozesse visualisiert werden. Der Schwerpunkt liegt auf mobilem, flüchtigem Wissen – ein Wissen, das im Fluss ist. Wie lässt sich das Mögliche visualisieren – wie etwas zugleich denken und nicht denken? Wie geht man mit der Unstetigkeit von Ereignissen um? Sind Unfälle darstellbar? Wie begegnet man der Abwesenheit der Zukunft, der Blindheit des Blicks?
»Programm (pdf, 390 kb, german)


2005 bis 2006, Arbeitsgruppe "Bilder, Karten, Diagramme" (HZK der HU Berlin, FU Berlin, TU Berlin)