Wissenschaftler im Klinikum

Ein passionierter Pathologe



Professor Stein formuliert kurz und präzise. Auch die Faszination, die sein Berufsleben von früh an bestimmte und belebte, faßt er in klare Worte: ,Das eigentlich Aufregende ist für mich die Chemie des Lebendigen. Dinge, die Menschen sich selber ausdenken, fesselten mich überhaupt nicht." Allerdings wollte Harald Stein - seit 1984 geschäftsführender Direktor des Steglitzer Instituts für Pathologie - nicht unbedingt Pathologe werden, eher Chirurg oder Internist. Doch er entfernte sich schnell von der zunächst favorisierten klinischen Arbeit, weil ihn die ,Erfolgslo-sigkeit der Krebsbehandlung" deprimierte.

Zu Beginn seiner Laufbahn standen der Pathologie nur ,außerordentlich primitive" Methoden der Gewebsuntersuchung zur Verfügung. Indem Stein Ende der 60er Jahre immunbiochemische Methoden einführte, verfeinerte er das Spektrum seines Fachs und trug vor allem dazu bei, das Wissen über Lymphomkrankheiten - also über Lymphknotenkrebsarten - zu erweitern: ,Die Lymphome haben mich nach kurzer Zeit fasziniert und nie wieder losgelassen." Auch seine erste wissenschaftliche Veröffentlichung, in der hoch angesehenen englischen Fachzeitschrift Lancet publiziert, hatte bereits dieses Thema zum Inhalt. Ein Jahr vor seiner Promotion setzte er 1968 allerdings noch die Segel für die Olympischen Spiele in Mexiko: ,Ich habe fast meine gesamte Jugend im Segelboot verbracht," gesteht der gebürtige Kieler.

Das Aufschreiben von wissenschaftlichen Ergebnissen bringt Harald Stein ,Spaß", weil ,es den Kopf reinigt" und weil ,Wissenschaft nur vorangehen kann, wenn die Fortschritte nachlesbar sind". Außerdem hat er damit ,quasi von selbst" die gedankliche Grundlage für den nächsten Antrag auf Forschungsförderung. Und was das angeht, hat Stein noch nie eine Ablehnung erfahren: ,Das hat mich in meiner Begeisterung für die Forschung stabil gehalten."

Neben der Forschung ,nach Dienstschluß" heißt es für ihn täglich, die klinische Versorgung zu bewältigen; das Institut begutachtet 50.000 Gewebsproben jährlich. Ohne Einbeziehung des Wochenendes und ohne die ihm eigene Gelassenheit wäre die Arbeit nicht zu schaffen. ,Und die Familie muß das mittragen", sagt der Vater von drei erwachsenen Kindern, der sich auch in diesem Kreis als sehr ,dis-kussionsfreudig" bezeichnet. Offenbar hat er die Lebensmaxime seines Kieler Doktorvaters früh verinnerlicht: ,Das Wichtigste im Leben ist zu wissen, was wichtig ist."

Felicitas Wlodyga


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