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FU-N 3-4/2000 Schwerpunkt Die Sanierung des Lesesaals der UB ist abgeschlossen Neue Zeiten in der Universitätsbibliothek der FU
Anmeldung bei Kursen: Einführungen in den OPAC: jeden Montag u. Donnerstag Web-Recherche, Internet-Grundlagen u.a., mit Anmeldung unter |
Neue Zeiten in der Universitätsbibliothek der FU
Die Bohrmaschinen sind verstummt, die Ordnung ist wieder hergestellt und doch blieb kaum etwas, wie es vorher war: Die Universitätsbibliothek hat ihren eigenen Online-Public-Access-Catalogue (OPAC), ein erweitertes Internetangebot und selbst der Erfrischungsraum im Keller avancierte zur Cafeteria (geöffnet 8 bis 16 Uhr). Der Lesesaal riecht noch nach Farbe und frisch verlegtem Teppich, angemischt mit Bücherduft von alten und jüngeren Ausgaben. Beeindruckend die elegante Galerie, die gläserne Deckenkonstruktion, die Einzelkabinen zum Lernen, die moderne Belüftungsanlage und vor allem das hölzerne Mobiliar mit Laptopanschluss kurz der neue Lesesaal kann es mit der Würde einer Universitätsbibliothek des 21. Jahrhunderts aufnehmen. Sie, diese flinke neue Zeit, ist noch etwas fremd hier, ungewohnt, doch das dürfte selbst der Zettelkasten-Nostalgiker zugeben hat sie Charme. Denn nunmehr muss man (dem Himmel sei Dank !) nicht mehr bei zwanzig Büchern zwanzig Mal die Matrikelnummer eintragen, zwanzig Mal den Namen usw. Statt dessen: Ein Mausklick und das Buch ist bestellt oder auf dem Konto gebucht. Das eigentlich Aufregende der Modernisierung aber ist der OPAC. Gibt man Stichworte ein wie Proteine, Postmoderne, Bildungssystem, Soziale Bewegung und Osterhase, werden prompt alle Titelangaben ausgespuckt, die den gesuchten Begriff enthalten. Bisher war es üblich, in meterlangen Zettelkästen zu dem Buchstaben "S" nach einem Autor oder einem speziellen Schlagwort zu suchen. Bei Zeitschriften und Neuerscheinungen verzettelte man sich in dem Endlosregister der Mikrofiche. Diese Odyssee von Begriff zu Begriff, von Verweis zu Verweis, von Buchstabe zu Buchstabe, von Bibliographie zu Bibliographie übernimmt jetzt der OPAC. Erstaunlich bei diesem Recherchespielen sind die virtuellen Körbchen, die elektronischen Einkaufskörben zu vergleichen sind. Sie ähneln jenen komfortablen Körblein, die den Studierenden das Büchersammeln im Magazin erleichtern sollen. Nur sind sie raffinierter: So kann man interessante Buchtitel über den Befehl markieren sammeln und sich diese per E-Mail nach Hause auf den Computer schicken. Damit lassen sich Bibliographien erstellen oder Recherche-Ergebnisse festhalten für später. Umgekehrt kann man von zu Hause aus sein Konto einsehen, Bestellungen oder Vormerkungen machen und außerdem seine Bücher innerhalb von fünf Monaten verlängern, so oft man will. Fast 100 % der Bücher sind bereits mit Signatur erfasst. Teilbibliotheken wie die Wirtschaftswissenschaft verfügen im System sogar über Standortangaben. Dabei war der Anfang ernüchternd, immer dann, wenn das Computersystem verrückt spielte. Dann fand man sich als einer von vielen Bibliotheksbenutzer/innen am Info-Stand wieder verzweifelt, weil entweder absolute Sendepause eingetreten war oder weil bei jeder der verschiedenen Suchanfragen ein gewisser "Käsehammer, Stephan", hartnäckig mit seinem Werk: "Diffusionsmessungen in einem ternären Nichtelektrolytsystem zur Überprüfung der Onsagerschen Reziprozitätsbeziehung", 1991, erschien. Die Bibliothekare registrierten den computergesteuerten Wahnsinn gelassen: "Ach, spinnt der schon wieder?" zu empfehlen seien die altbewährten Zettelkästen. So bestürzend dieser Hinweis uns damals erschien: Solche Rückfälle sind selten geworden. Den Zettelkasten benutzt man zwar auch noch, da Bücher vor 1990 noch nicht vollständig im Computer erfasst sind. Den genauen Tag, an dem die Zettelkästen verschwinden werden, kennt niemand, ebenso wie die Anschaffung eines dringend erforderlichen Kaffeeautomaten für jene Bedauernswürdigen unter uns, die nach 16 Uhr noch fleißig sein müssen. Bei Recherche-Problemen empfiehlt sich eine Einführung zur Opac-Benutzung oder ein Kursus über Internet-Recherche. Übrigens, für die Bestellung von Fernleihen sind nach wie vor spezifische Formulare auszufüllen, wenngleich deren System dem begrenzten Verstand des Normalsterblichen immer verschlossen bleiben wird. Tipp: Mit fachlicher Hilfe gelingts. Dann können die alten schwarzen Schreibmaschinen losrattern: Seltsam das laute Klacken, ein bisschen romantisch auch, wenn der Buchstabe ins Papier schlägt. Irmelin Ehrig |
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