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FU-Nachrichten 11-12/99
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Konferenz und Ausstellung über Indianer am John F. Kennedy-Institut
Von grausamen Wilden und edlen Gemütern

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Petra Botschafter

   
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Konferenz und Ausstellung über Indianer
am John F. Kennedy-Institut


Von grausamen Wilden und edlen Gemütern

"Sie gehen alle nackt, wie ihre Mütter sie geboren haben, auch die Frauen. Einige bemalen ihre Gesichter, andere ihren ganzen Körper, manche nur die Nase. Sie tragen keine Waffen und kennen keine Waffen, denn ich zeigte ihnen ein Schwert, und sie ergriffen es an der Klinge und verletzten sich..." schrieb Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 in sein Tagebuch über das von ihm "entdeckte" Volk.

Christoph Kolumbus suchte Indien, fand aber auf seiner Seereise Amerika und nannte die Ureinwohner dieses Landes, von dem er immer noch glaubte, es sei Indien, Indianer. Da die Europäer nicht wussten, was es für ein Volk ist, kamen die abenteurlichsten Spekulationen auf – sie hielten die extravagant gekleideten Menschen für Abkömmlinge antiker Vorfahren, für verlorene Stämme Israels oder sogar für seltsame Dämonen. In lebhaften Reiseberichten illustrierten die Abenteurer ihre Entdeckung. Dabei kannte die Phantasie keine Grenzen. Je nach vorherrschendem Zeitgeist entstanden so Bilder von edlen oder bösen Wilden, von skalpgierigen Barbaren oder antiken Helden im Federkostüm. Das Motiv des Indianers diente gleichzeitig als Schreckgespenst und als Vehikel zur Kulturkritik an den zeitgenössischen europäischen Zuständen. Einen Einblick in diese Darstellung vermitteln die Ausstellung in der Bibliothek vom John F. Kennedy-Institut "Die Erfindung des Indianers – Der 'weiße' Blick" und die hochkarätig besetzte internationale Fachtagung "Mirror-Writing: (Re-) Constructions of Native American Identity", die sich mit Indianern und der Literatur über sie beschäftigte.

"Indianer sind noch immer geographisch, ökonomisch und sozialpolitisch ausgegrenzt. Sogar an der Universität stößt die Kultur der nordamerikanischen Urbevölkerung im Gegensatz zu anderen Minderheiten bisher auf wenig Interesse," erzählt Dr. Maria Moss vom John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien. "Das soll sich ändern. Deshalb haben wir die Fachtagung und die Ausstellung organisiert." Das Museum für Völkerkunde war an der Organisation beteiligt, lieferte wertvolle Exponate und begleitete die Fachtagung durch eine weitere Ausstellung "Indianer Nordamerikas: Vom Mythos zur Moderne". Es sorgte außerdem für ein angenehmes Ambiente mit indianischer Musik und kulinarischen Spezialitäten.

Zu der Konferenz waren Koryphäen aus der ganzen Welt angereist. Unter ihnen waren die Schriftstellerin und Kritikerin Paula Gunn Allen (UCLA), der Linguist William Bright (Colorado), der Ethnologe Christian F. Feest (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main) sowie die kanadischen Anthropologen Julie Cruikshank und Dominique Legros. Sie hielten Vorträge zu Themen wie "Questions of identity: anthropological views", "Down by law? Native american identity and justice" und "Visual constructions of cultural identity".

I. Portnoi

Kontakt


Tel.: 838 4015 (Abteilung Literatur) und
Tel.: 838 4240 (Abteilung Kultur)

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