Zwei Berliner Botanikerinnen in der Karibik

Sammlungsreisende



Wir wollten es Ignaz Urban, von 1883 bis 1913 Unterdirektor am Botanischen Garten,  nicht nachmachen und die Pflanzen "nur" nach getrocknetem Material beschreiben.

Das Rautengewächs  Ravenia urbanii  gibt es nur im Regenwald der Sierra de Lucillo in Puerto Rico (Foto: Birgit Mory)
Deshalb starteten wir - mit großzügiger Unterstützung der "Freunde des Botanischen Gartens - am 23. Februar für sechs Wochen zu einer Forschungs- und Sammelreise Richtung Karibik. Ziel waren die Dominikanische Republik und Puerto Rico, wissenschaftlicher Auftrag war die Bearbeitung zweier Pflanzenfamilien. Für die "Flora der Großen Antillen" (Herausgeber Botanischer Garten New York) und die Flora der Republik Cuba (Herausgeber Jardin Botanico Nacional La Habana, Botanisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Berliner Botanische Garten) untersuchen wir die Spindelbaumgewächse (Celastraceae)  - mancher kennt vielleicht das heimische Pfaffenhütchen - und die Rautengewächse (Rutaceae) - als Beispiel soll die Gewürzpflanze Raute dienen.
Während uns Cuba durch viele Forschungs- und Sammelreisen vertraut ist, waren die nächst kleineren Inseln des Antillenbogens, Hispaniola und Puerto Rico, Neuland für uns. Wir haben in der Dominikanischen Republik in den Herbarien des Botanischen Gartens von Santo Domingo, der Universität von Santiago de los Caballeros und auf Puerto Rico in den Herbarien  der Universität und der Akademie der Wissenschaften in San Juan und der Universität von Mayagüez gearbeitet. Pflanzenmaterial sammelten wir in den unterschiedlichsten  Biotopen der jeweiligen Inseln.
So dauerte auf Hispaniola die Reise vom Küstentrockenbusch auf den Hundszahnkalken in den Bergregenwald nur eine Stunde. Unten, in der Kakteen-Halbwüste, schauten aus jeder Gesteinspalte die durch Dornen kräftig bewehrten Kakteen wie Mamillarien, Opuntien oder Pilosocereen heraus, es herrschten Temperaturen von 35°C im Schatten. Oben, in 2000 m Höhe, umhüllten uns bei 15° C Nebelschwaden. Unter langnadligen Kiefern blühten Begonien und Fuchsien.
Hunderte karibische Pflanzenarten hatte Ignaz Urban beschrieben. Gesammelt hat er sie nicht. Das war ein junger Schwede namens Erik Ekman, der in der Dominikanischen Republik  - ein eher überraschendes Phänomen bei einem Botaniker - große Verehrung genießt. Sein Denkmal ziert den Botanischen Garten in Santo Domingo, er ist auf der Insel begraben und auf zahlreichen Erinnerungstafeln verewigt.

Seltene Ehrung für einen Botaniker: Denkmal für Erik Ekman im Jardín Botanico Nacional in Santo Domingo (Foto: Birgit Mory)
Beim Beantragen der Sammelgenehmigungen, bei der Arbeit in den Herbarien und auf Reisen, beim Trocknen und Aufarbeiten des Pflanzenmaterials genossen wir die großzügige Unterstützung unserer Kolleg/innen in Santo Domingo, San Juan und Mayagüez.
Und das ist unsere Ausbeute: 256 Herbarbelege - die getrockneten Pflanzen und Pflanzenteile -  für das Botanische Museum, 180 Belege für das Herbarium in Santo Domingo und 35 Frucht-und Samenproben zur Kultur karibischer Pflanzen für die Gewächshäuser unseres Gartens. 36 Dia-Filme haben wir belichtet und einige Hundert Herbarbelege studiert. Jetzt kann die wissenschaftliche Bearbeitung beginnen, der Beitrag für die Flora der Großen Antillen und für die Flora der Republik Cuba.

Christa Beurton / Birgit Mory


Ihre Meinung

[vorherige [Inhalt] [nächste