Straßenumbenennungen im Bezirk Zehlendorf

Dutschkestraße in Dahlem


Drei Straßennamen, an denen vorwiegend FU-Einrichtungen, aber auch z.B. das Välkermuseum liegen, erinnern bis heute an eine kriegerische und eher peinliche Episode in der deutschen Geschichte: Im Juni 1900, im Verlaufe des sogenannten chines ischen Boxer-Aufstandes, beschoß das deutsche Kanonenboot "Iltis" unter seinem Kommandanten Lans, die chinesische Festung Taku. Der deutsche Kaiser begleitete dies mit der berühmt-berüchtigten "Hunnenrede" ("Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht...").

Die FU-Sinologen, Prof. Dr. Mechthild Leutner und ihre Mitarbeiter, haben sich in den letzten Jahren intensiv mit der Expansionspolitik des Deutschen Reiches im China der Jahrhundertwende befaßt. Sie plädieren vor diesem Hintergrund mit Nach druck dafür, die drei Namen aus dem Straßenbild Dahlems zu entfernen. Weder für die hier gelegenen Museen noch für die FU-Einrichtungen sei dieser historische Bezug noch tragbar.

Der Präsident der FU Berlin und eine ganze Reihe von FU-Mitgliedern, darunter auch die Dekane der Einrichtungen in den jeweiligen Straßen, haben im Februar dem Bürgermeister des Bezirks Zehlendorf und den Bezirksverordneten vorgeschlage n, die nach diesem kriegerischen Ereignis benannten Straßen umzubenennen. Anlaß sind die Jubiläen, die in diesem Jahr anstehen: Vor 100 Jahren begann die Geschichte Dahlems als Wissenschaftsstandort mit der Verlegung des Botanischen Garte ns. Dahlem sollte das "deutsche Oxford" werden... und es wurde die Wirkungsstätte einer ganzen Reihe von Nobel-Preisträgern, darunter des Physikers James Franck, der auch einen fachlichen Bezug zur Chemie hatte. Franck mußte 1933 emigrieren. Es gab hier auch bedeutende Frauen, zum Beispiel die Botanikerin Elisabeth Schiemann oder Clara Immerwahr, die 1915 vergeblich gegen die Beteiligung vieler Dahlemer Wissenschaftler, darunter ihr Ehemann Fritz Haber als Leiter des damaligen Ka iser-Wilhelm-Institus für Physikalische Chemie, am Giftgaskrieg kämpfte.

Vor 50 Jahren wurde die Freie Universität Berlin in der Zeit der Berliner Blockade gegründet, der bekannte Historiker Friedrich Meinecke war der erste Rektor.

Vor 30 Jahren - im April 1968 - gab es einen Mordanschlag auf den FU-Studenten Rudi Dutschke (1940 - 1979), den wichtigsten politischen Kopf der Studentenbewegung in Berlin und weit über Berlin hinaus. Er hat nach seiner Flucht aus der DDR von 1961 bis 1968 an der FU Soziologie, Ethnologie und Geschichte studiert und 1974 nach seiner teilweisen Genesung promoviert.

Es bieten sich daher folgende Straßenumbenennungen an: Iltisstraße in Dutschkestraße, Lansstraße in Meineckestraße und Takustraße in Franckstraße. Außerdem kännte der Kiebitzweg zur Immerwahrstraße werden und der Weg durch das Obstbaugelände der Schiemannweg. Traugott Klose


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