Iranistik, ein Stück "Heimatkunde" für Professorin Maria Macuch
Kontinuität und Wandel von Traditionen
Bei kleinen Fächern wie der Iranistik ist das Verhältnis zwischen dem Umfang des Fachgebietes und der Anzahl der Lehrenden in etwa umgekehrt proportional.
So beschreibt Maria Macuch die Situation am Institut für Iranistik, wo sie gemeinsam mit einem Universitäts- und einem Honorar-Professor den Studierenden Sprachen, Kultur, Gesellschaft und Geschichte aus 3000 Jahren näherbringt. Um einer solch großen Zeitspanne habhaft zu werden, ist es unumgänglich, Schwerpunkte zu setzen. Die 1950 in Teheran geborene Tochter eines slowakischen Orientalisten erforscht vorrangig die "Kontinuität und Veränderung von Traditionen" in den verschiedenen Epochen iranischer Geschichte. Ihr besonderes Augenmerk gilt dabei der Rechtsgeschichte und der Stellung der Frau.
Maria Macuch - der Blick aus der Ferne machte sie neugierigGerade der zweite Aspekt wird stärker von Tradition als von Veränderung bestimmt. "Zu glauben, es hätte irgendwann ein Goldenes Zeitalter für Frauen im Iran gegeben", sei, betont Macuch, zweifelsfrei falsch. Auch auf dem Gebiet des Rechts wendet Macuch ihren Blick auf die Tradition, insbesondere auf den Einfluß des vorislamischen Rechts auf das spätere islamische. Ein Beispiel für diese Wirkung ist die nach wie vor mögliche Zeitehe, die noch heute für einen befristeten Zeitraum eingegangen werden kann und nach deren Ende sich Mann und Frau neuen Partnern zuwenden können, während aus der Ehe hervorgegangene Kinder in der Regel beim Mann bleiben.
Macuch verbrachte die Grundschulzeit meist außerhalb ihres Heimatlandes: in Oxford, Detroit und Windsor (Kanada). In Berlin besuchte sie dann das Gymnasium. Mit dem Blick aus der Ferne entstand die Neugierde für ihr Studium mit den Nebenfächern Arabistik/Semitistik und Alter Geschichte.
Auf der Fährte iranischer Rechtsgeschichte wurde die notwendige philologische Aufbereitung des Quellenmaterials zum Gegenstand ihrer Promotion 1977 und 13 Jahre später auch ihrer Habilitation. Dazwischen arbeitete sie an einem linguistischen Projekt an der Technischen Universität Berlin mit und seit 1978 als Teilzeitassistentin an der Freien Universität. Nach der Habilitation arbeitete Macuch zunächst als Gastdozentin an der National Taiwan University, bevor sie 1991 einen Ruf auf eine C3-Professur für Iranistik an der FU erhielt. Als ihr die Georg-August-Universität Göttingen vor zwei Jahren eine C4-Stelle an ihrem renommierten Institut für Iranistik anbot, blieb sie Berlin und der FU, die ihr im letzten Herbst eine C4-Professur anbot, treu. Ein Grund hierfür war die gute Ausstattung des Instituts.
Joachim Liebers
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