Professor Georg Thielmann ist in den Ruhestand getreten

94 Semester an der Universität


"Römisch Recht, gedenk ich deiner, liegts wie Mühlstein mir im Magen, ist der Kopf wie Brett vernagelt." Viktor von Scheffel, Trompeter von Säckingen. Damals, als er Jura studierte, gab es fast nichts anderes. Heute wird es schwer, überhaupt noch jemanden zu finden, der dieses Fach lehren kann, jenes antike römische Recht, das die Grundlage unserer westlichen Rechtssysteme ist.

Einer der wenigen, die das noch können, ist Georg Thielmann, Professor für Bürgerliches Recht und Römisches Recht. Nun ist er pensioniert worden. Ein liebenswürdiger, gescheiter, kenntnisreicher Mann, der vergnügt darauf hinweisen kann, er sei schon 94 Semester an dieser Universität, nachdem er 1949 hier mit seinem Jurastudium angefangen hat. Vergnügtheit ist eine seiner vielen guten Eigenschaften. Von ihm habe ich zum Beispiel "ex aermelo" gelernt, wenn man was aus dem Ärmel schüttelt, wie er es mit dem römischen Recht kann, in dem er 1961 mit seiner Arbeit promoviert hat, die noch heute ein Standardwerk ist - "Die römische Privatauktion".

1971 ist er habilitiert worden mit seiner Arbeit zum Erbrecht des BGB, wurde 1972 Professor am Fachbereich Rechtswissenschaft, und da hat er nun bis heute gelehrt, mal hier was geschrieben zum römischen Recht, mal hier zum BGB, kompetent und sachkundig und immer mit dem Bewußtsein, daß Wissenschaft zwar ein wunderschöner Beruf ist, aber nicht der Nabel der Welt. Das prägte auch seine Vorlesungen. Da war einfach jemand, der etwas von seiner Sache verstand, gutmütig war, verständnisvoll, hilfsbereit, engagiert.

War mal Dekan und fand das aber auch nicht so toll wie andere, die meinen, damit hätten sie eine bedeutende Station ihrer wissenschaftlichen Laufbahn erreicht. Vierundzwanzig Jahre war er Professor im Dienst der Freien Universität. Da hat einer einfach seine Pflicht getan. Gar nicht so selbstverständlich heute. Wollte nicht mal ein Bild rausrücken für diesen Artikel. Weil er sich nicht so wichtig findet. Was unter Professoren auch nicht so selbstverständlich ist.

Uwe Wesel

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